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Sommerprickeln

Sommerprickeln

Titel: Sommerprickeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Kay Andrews
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Veranda zwischen den patinierten weißen Korbmöbeln mit ihren geblümten Kissen. Über ihren Köpfen surrte träge ein Ventilator.
    Sallie setzte sich in einen Korbsessel mit hoher Rückenlehne und machte Annajane Zeichen, ihr gegenüber Platz zu nehmen. Auf dem Korbtisch stand ein silbernes Tablett mit einem Krug Eistee.
    »Tee?«, fragte Sallie und schenkte ein Glas ein. »Ich kann natürlich auch eine Flasche Quixie aufmachen. Glenn fand es immer so niedlich, wie gerne du das Zeug mochtest.«
    »Nichts für mich, danke«, sagte Annajane. »Ich mag Quixie immer noch sehr gerne. Aber ich versuche, mich auf ein Glas am Tag zu beschränken, und ich habe schon eins zum Frühstück getrunken.«
    »Oh«, sagte Sallie und machte ein Gesicht, als würde ihr schon bei der Vorstellung übel. »Wie süß.«
    Voller Unbehagen schaute sich Annajane um und fragte sich, wie lange es dauerte, bis Sallie zur Sache kommen würde.
    »Der Garten ist wunderschön«, sagte sie mit Blick auf den saftiggrünen Rasen und die blühenden Blumenbeete. Das Türkis des Pools schimmerte in der Sonne. Es war eine Szenerie wie aus dem Bilderbuch, dachte Annajane nicht zum ersten Mal.
    Sallie wischte das Kompliment beiseite. »Wir hatten schon bessere Frühjahre. Meine Tulpen sind dieses Jahr ganz blass, und Nate ist inzwischen so alt und blind, dass er, glaube ich, die winterharten Stauden mit Unkraut verwechselt und schon im Herbst ausgegraben hat. Aber darüber wollte ich heute nicht mit dir reden.«
    Annajane stählte sich für das, was nun kam. »Über was denn dann?«
    »Über die Familie«, erwiderte Sallie wie aus der Pistole geschossen. »Ich möchte über meine Familie sprechen. Du weißt, dass ich meine Kinder bedingungslos liebe.«
    »Natürlich«, murmelte Annajane, auch wenn sie das ›bedingungslos‹ bezweifelte. Sie hatte zu oft gesehen, wie wählerisch Sallie mit ihrer Zuneigung sein konnte, wenn eins ihrer Kinder – insbesondere Pokey – nicht ihren grotesk hohen Erwartungen gerecht wurde.
    »Ich fand immer, du wärst nicht das richtige Mädchen für Mason«, verkündete Sallie trocken.
    Wow , dachte Annajane. Damit wären die Nettigkeiten schon mal ausgetauscht.
    »Das hast du über die Jahre ziemlich deutlich gemacht«, bemerkte sie.
    »Glenn war da anderer Meinung«, fuhr Sallie fort. »Er bewunderte deinen ›Mumm‹, was auch immer das sein soll.«
    »Glenn war unglaublich nett zu mir«, sagte Annajane.
    »Und ich … nicht.« Sallie griff unter das Kissen auf ihrem Sessel, holte eine Packung Zigaretten hervor und zündete sich eine an. »Falls du irgendwann mal selbst Kinder haben solltest, Annajane, wirst du verstehen, wie das ist, wenn man als Mutter daneben steht und zusehen muss, wie das Kind eine Entscheidung trifft, die es bereuen wird. Dann verstehst du vielleicht, warum ich dich so behandelt habe.«
    Annajane spürte, dass sie rot anlief. » Wenn ich Kinder habe und die groß sind, dann werde ich hoffentlich deren Urteilsvermögen vertrauen. Mason war kein Kind mehr, als er sich verliebte und heiratete, Sallie. Er war erwachsen und absolut in der Lage zu entscheiden, welche Frau er liebt.«
    »Kann sein«, sagte Sallie unnachgiebig. Sie zog an der Zigarette und atmete durch die Nase eine große Rauchwolke aus, die sie vergeblich wegzuwedeln versuchte. Sie stand auf und öffnete die Glastür, die auf die Terrasse führte. Ein kühler Wind wehte herein, und die blassgrünen Farnwedel bewegten sich. »Schon besser«, sagte sie zu sich.
    Dann betrachtete sie Annajane abschätzend. »Du bist deutlich attraktiver, als es deine Mutter je war. Deine Gesichtszüge sind weicher, und deine Frisur schmeichelt dir mehr. Und natürlich wusste die gute Ruth nie, wie man sich nett anzieht.«
    Was?, dachte Annajane. Erwartet sie vielleicht, dass ich hier sitze und mir anhöre, wie sie meine Mutter beleidigt?
    »Das sehe ich anders«, gab sie zurück. »Mama war in dem Alter viel hübscher als ich. Sie hatte eine viel bessere Figur, und wenn sie nicht die besten Kleider hatte, dann lag das daran, dass ihre Eltern nicht viel Geld hatten.« Sie lächelte. »Komisch, dass du von meiner Mutter sprichst. Zufälligerweise bin ich gerade in dieser Woche auf ein altes Rezeptheftchen von Quixie gestoßen, in dem ein Foto von ihr bei einer Grillparty abgebildet ist. Sie posiert darauf mit einer Flasche Quixie, und Glenn steht neben ihr und hat den Arm um sie gelegt. Die beiden sehen aus, als wären sie ein Paar. Lustig, ich kannte das Foto

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