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Sommerprickeln

Sommerprickeln

Titel: Sommerprickeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Kay Andrews
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auf, fuhr zum Bridge in den Country Club. Als ich nach Hause kam«, sagte sie und biss sich auf die Lippe, »lag er ohnmächtig auf dem Boden.« Sallie öffnete die Keksdose auf dem Tresen und fischte eine neue Packung Zigaretten plus Feuerzeug heraus. Mit zitternden Händen zündete sie sich eine Zigarette an und blinzelte die Tränen zurück.
    »Eine hübsche Geschichte«, bemerkte Annajane. »Schade, dass sie nicht stimmt.«
    »Behauptest du, ich würde lügen?«, fragte Sallie mit leerem Gesichtsausdruck.
    »Sieht ganz so aus«, entgegnete Annajane.

54
    Sallie schnippte ihre Zigarette ins Waschbecken und drehte das Wasser an, um die verräterische Asche wegzuspülen. Sie sah Annajane an, als wäre sie eine Kakerlake, die sich in ihrer makellosen Küche verirrt hatte.
    »Erzähl du mir doch, was deiner Meinung nach passiert ist!«
    »Ich weiß, dass Glenn an dem Morgen Schmerzen in der Brust hatte«, sagte Annajane. »Voncile rief ihn auf dem Handy an, weil sie sich Sorgen machte, nachdem er nicht zur Weihnachtsfeier gekommen war.«
    »Wusste sie Bescheid?«, fragte Sallie.
    »Sie merkte schon an seiner Stimme am Telefon, dass er Probleme beim Atmen hatte. Er gab zu, dass es ihm nicht gutging. Voncile bat ihn, seinen Kardiologen anzurufen oder in die Notaufnahme zu fahren, aber er sagte, du wärst ja bei ihm und würdest dich um ihn kümmern.«
    »Kardiologe?«, wiederholte Sallie. »Ich wusste gar nicht, dass er einen Kardiologen hatte. Nur eines der vielen Geheimnisse von Glenn.«
    »Du lügst«, sagte Annajane. »Du wusstest, dass er Medikamente fürs Herz bekam. Und gegen den hohen Bluckdruck. Das musstest du wissen. Wenn er … also, wenn er im Bett nicht mehr konnte …«
    »Wer sagt denn, dass er Probleme im Bett hatte?«, fragte Sallie. »Hat dir deine Mutter keinen Respekt vor älteren Menschen beigebracht?« Sie schüttelte den Kopf. »Das ist wirklich kein Thema für ein höfliches Gespräch, liebe Annajane.«
    »Ich bin höfliche Gespräche leid«, gab Annajane zurück. »Reden wir mal Tacheles.«
    »Na, bitte sehr!«, rief Sallie.
    »Voncile sprach gegen zehn Uhr vormittags mit Glenn. Er hatte Schmerzen in der Brust, was du mitbekommen haben musst. Du hast aber nicht reagiert. Wir trafen uns im Country Club, so gegen Mittag. Du wusstest, dass Glenn wahrscheinlich einen Herzinfarkt hatte. Hast du seine Medikamente vor ihm versteckt? Hast du zugeguckt, wie er nach Luft rang, Sallie?«
    »Absurd!«, gab sie zurück. »Glenn ging es gut, als ich das Haus verließ. Er sah sich das Carolina-Spiel an und schimpfte über die Verteidigung.«
    »Das Carolina-Spiel? Mittags? Bist du dir sicher?«, höhnte Annajane. »Das ist wirklich interessant, weil Mason sich das Spiel nämlich erst deutlich später am Nachmittag angesehen hat. Es ist kein Problem, kurz im Internet nachzugucken, wann Anstoß war. Bist du dir sicher, dass es so war?«
    »Es war irgendein Footballspiel«, erwiderte Sallie. »Ich war so wütend auf ihn, ich hab gar nicht richtig hingehört. Aber ich weiß, dass es ihm gutging, als ich das Haus verließ. Er war wach und sah sich das Spiel an. Das allein ist wichtig.«
    »Voncile hat mir erzählt, dass sie vor Mittag noch mal versucht hat, Glenn zu erreichen«, fuhr Annajane fort. »Aber der Anruf ging direkt durch auf die Mailbox. Deshalb rief sie auf dem Festnetz an und sprach mit dir. Weißt du das nicht mehr, Sallie?«
    »Das war ein schlimmer Tag. Der Todestag meines Mannes.«
    »Voncile kann sich noch daran erinnern, weil sie sich solche Sorgen um Glenn machte. Du sagtest ihr, es gehe ihm gut, er würde ein Nickerchen machen.«
    »Das habe ich nur gesagt, um sie ruhigzustellen. Er saß vor dem Fernseher!«, beharrte Sallie. »Glenn wollte nicht gestört werden, wenn er Football guckte. Um ihn herum hätte das ganze Haus abbrennen können, er hätte es nicht gemerkt.«
    Annajane schüttelte den Kopf. »Das glaube ich nicht. Ich glaube, dass es da schon akut war. Du bekamst es mit, aber warst so sauer auf ihn, dass du ihn einfach sterben ließest.«
    Sie stand wenige Zentimeter vor Sallie. »Hat er dich um seine Medikamente gebeten, Sallie?«
    »Nein!«
    »Hat er dich gebeten, den Krankenwagen zu rufen?«
    »Nein!«
    »Hast du daneben gestanden und ihm beim Sterben zugesehen? War er schon weggetreten, als du zum Bridge in den Country Club fuhrst? Hast du dich gewundert, als du am Nachmittag nach Hause kamst und er immer noch lebte? Hast du deshalb dann den Notarzt gerufen? Weil du wusstest,

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