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Sommerprickeln

Sommerprickeln

Titel: Sommerprickeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Kay Andrews
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die letzten beiden Zeilen des Buches auswendig. Genau wie Sophie.
    »›Und das tat er auch‹«, zitierte das Mädchen.
    Annajane griff in die Salatschüssel und stibitzte ein Möhrenstückchen daraus. »›Iss eine Möhre‹, sagte Häschens Mutter.«
    Sophie nahm das Stückchen entgegen und knabberte selig daran. »Ende«, verkündete sie.

    Annajanes Handy klingelte, als sie gerade die Pfanne abtrocknete. Sophie war im Bett, Mason und sie hatten überlegt, ob sie sich einen Film ansehen wollten. Annajane schaute auf die Nummer im Display. »Deine Mutter«, sagte sie zu Mason. »Ich wusste gar nicht, dass sie meine Handynummer hat.«
    »Das hat nichts Gutes zu bedeuten«, gab er zurück. »Geh nicht dran.«
    »Ich muss drangehen, wenn Sallie mich anruft«, sagte Annajane und meldete sich.
    »Hi, Sallie«, sagte sie fröhlich. »Das ist ja eine Überraschung!«
    »Das glaube ich gerne«, brummte Sallie. »Annajane, könntest du vielleicht morgen früh nach Cherry Hill rüberkommen, damit wir uns mal ein bisschen unterhalten können?«
    Annajane legte die Hand auf das Mikrophon und artikulierte lautlos für Mason: »Sie will mich sehen.«
    Er schüttelte heftig den Kopf. »Sag nein. Sag auf jeden Fall nein.«
    »Ähm, ich habe morgen ziemlich viel zu tun …«, erwiderte Annajane, um Zeit zu gewinnen und sich eine Ausrede zu überlegen.
    »Es wird nicht lange dauern«, sagte Sallie. »Nur ein kurzer Besuch.«
    So ausgedrückt, konnte sie kaum ablehnen.
    »Wann denn?«, fragte Annajane.
    »Zehn Uhr würde mir passen.«
    »In Ordnung«, antwortete Annajane.

53
    Bis um zwölf Uhr nachts sprachen sie über Annajanes Besuch in Cherry Hill, dann stieg sie zögernd ins Auto, um zum Pinecone zurückzufahren.
    »Du musst da morgen nicht hingehen«, sagte Mason, und seine Lippen verharrten über ihrem Schlüsselbein. »Sie kann dich nicht einfach anrufen und herumkommandieren.«
    »Ich fahre hin«, murmelte Annajane, die Arme um seine Taille geschlungen.
    »Sie ist immer noch stinksauer, weil ich mit Celia Schluss gemacht habe«, sagte Mason. »Auch wegen der Sache mit der vorgeschobenen Schwangerschaft.«
    »Und sie ist genauso stinksauer, weil ich dich vor Jahren geheiratet habe – und das jetzt noch einmal tue«, ergänzte Annajane.
    »Weshalb du höflich ablehnen solltest«, sagte Mason.
    »Nix da.« Annajane gab ihm einen letzten Kuss. »Ich laufe nicht mehr vor deiner Mutter davon. Diesmal bleibe ich, ob es ihr gefällt oder nicht.«

    Im grellen Licht des Samstagmorgens begann Annajane, an der Klugheit ihres Besuchs in der Höhle der Löwin zu zweifeln. Aber es war zu spät, um einen Rückzieher zu machen. Sie spielte verschiedene Szenarien im Kopf durch und nahm sich vor, stark, selbstsicher und durchsetzungsfähig gegenüber Sallie Bayless aufzutreten.
    Sie überlegte genau, was sie zu dem Zweck anziehen wollte, und wählte Kleidung, die sie früher nicht für eine Audienz bei ihrer Schwiegermutter getragen hätte. Jetzt entschied sie sich für Sachen, die sie an jedem Samstagvormittag in der Stadt angezogen hätte: rote Caprihose, rot-weiß gestreiftes Oxfordhemd, dazu ein beiger Zopfpulli und dunkelblaue Stoffschuhe zum Reinschlüpfen.
    Während sie an der Tür von Cherry Hill klingelte, wiederholte sie ihr Mantra leise vor sich hin, wie schon zuvor im Auto. »Sie ist nicht mein Chef, sie ist nicht mein Chef.«
    Annajane hörte Schritte hinter der schweren Holztür. Sie wurde geöffnet, und Sallie begrüßte Annajane mit einem kühlen Lächeln. »Auf die Minute pünktlich. Wie nett.«
    Sie war für ihre Begriffe locker gekleidet: eine schwarze Hose, eine pfirsichfarbene Seidenbluse und ein schwarzer Kaschmirpullover, den sie sich über die Schultern geworfen hatte. »Es ist heute Morgen so herrlich draußen, ich finde, wir sollten uns auf die Veranda setzen.«
    Annajane folgte ihr durch den breiten Flur mit dem Marmorboden zu einer großen Glastür, die auf die Sonnenveranda führte. Seit der Scheidung war sie nicht mehr hier gewesen, doch sie bezweifelte, dass sich in den fünf Jahren viel verändert hatte. Der Raum zog sich an der gesamten Rückwand des Hauses entlang; große Bogenfenster gewährten einen beeindruckenden Blick auf den Garten und den Swimmingpool. Die Veranda war mit Backsteinen in gedämpftem Rosa und Grau gepflastert, die aus der alten Räucherkammer des Anwesens stammten; unter der hohen Decke verliefen schwere Balken aus Zypressenholz. Fedrige Palmen und Farne standen in den Ecken der

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