Sommerprickeln
Cottage und ihr einsames Bett. So hatte sie sich ihre Ehe nicht vorgestellt.
Falls Mason ihr Elend bemerkte, sprach er sie nie darauf an. Zusammen mit Glenn kämpfte er mit hohem Einsatz. Sie versuchten, Quixie in der großen regionalen Discounterkette Maxi-Mart unterzubringen, die fast dreihundert Filialen im Süden hatte, viele davon in Orten, in denen Quixie bisher nicht vertreten war. Das Geschäft war für die Firma potentielle Millionen wert.
Unter den Angestellen von Maxi-Mart , die Vater und Sohn umgarnten, war eine Frau namens Eva. Oft erzählte Mason in den abendlichen Telefongesprächen von ihr. »Eva möchte, dass wir uns mit den Leuten unten in Orlando treffen«, sagte er beispielsweise. Oder: »Tut mir leid, Schatz, aber wir kommen morgen doch noch nicht nach Hause. Maxi-Mart sponsert ein Benefiz-Golfturnier in Richmond; Dad und ich spielen in einem Viererteam, das Eva zusammengestellt hat. Das verstehst du doch, oder?«
Annajane war kein eifersüchtiger Typ. Mason und sie waren praktisch frisch verheiratet. Außerdem war es Teil seiner Arbeit. Er machte das für die Firma und für sie. Nur noch sechs Monate, versprach Mason, »dann ist der Deal unter Dach und Fach, und wir gehen zusammen auf Häusersuche. Du kannst ruhig schon mal loslegen. Ich brauche nur ein Zimmer für meinen Flachbildfernseher und ein Schlafzimmer, das groß genug ist für ein King-Size-Bett. Und kein Loch in der Decke!«
»Und ein Kinderzimmer?«, fragte Annajane.
»Und ein Kinderzimmer«, bestätigte Mason.
Dennoch hörte sie im Büro Tratsch über diese Eva. Tratsch, den sie zu ignorieren versuchte. Einmal sprach sie Mason an einem ihrer seltenen gemeinsamen Wochenenden auf Eva an. »Doch«, sagte er, »ich schätze, sie sieht nicht schlecht aus, wenn man den Typ mag.«
»Was ist sie denn für ein Typ?«, wollte Annajane wissen. »Sexy? Kokett?«
Mason zuckte mit den Schultern. »Ich denke, manche Männer finden sie sexy. Also: hohe Absätze, teure Kostüme. Aber sie ist ziemlich zugeknöpft.«
»Nicht dein Typ?«
Mason lachte und öffnete den Reißverschluss von Annajanes Kleid. »Nee, ich bin eher ein Reißverschluss-Typ.«
Und dann kam Weihnachten.
Annajane hatte sich bereit erklärt, die Weihnachtsfeier der Firma zu organisieren. Sie hatte Davis ein beachtliches Budget aus dem Ärmel geleiert und wochenlang jedes Detail geplant, vom Engagement des perfekten Weihnachtsmanns für die Kinder am Nachmittag bis hin zum abendlichen Menu im Country Club. Für den späteren Abend hatte sie einen Discjockey mit kompletter Ausrüstung gemietet, doch in der ersten Stunde sollte Mason Tanzmusik auflegen.
An jenem Freitag, dem Tag der Weihnachtsfeier, sollten Mason und Glenn von einer viertägigen Geschäftsreise aus Atlanta zurückkommen.
Da Mason in letzter Zeit so oft weg gewesen war, hatte ihr Liebesleben stark gelitten. Das sollte an diesem Abend anders sein, beschloss Annajane. Sie plante einen verführerischen nächtlichen Empfang für ihren Ehemann. Sie hatte sich ein neues Kleid geleistet, ein kurzes, eng anliegendes Etuikleid aus smaragdgrünem Samt mit tiefem Ausschnitt – gerade so tief, wie sie sich im konservativen Passcoe auf der Straße zu tragen traute. Dazu wählte sie ein Paar Stilettos mit zehn Zentimeter hohen Absätzen. Und darunter? Ein Push-up-BH aus schwarzer Spitze und nur ein Hauch von einem schwarzen Spitzenhöschen. Sie schwor sich, es würde ein Abend werden, den Mason so schnell nicht vergessen würde.
Als sie um sechs Uhr nach Hause hastete, um sich nach der Feier mit den Kindern umzuziehen, musste sie erzürnt feststellen, dass Masons Wagen noch nicht in der Einfahrt stand. Er hatte versprochen, bis fünf Uhr aus Atlanta zurück zu sein, damit er noch Zeit zum Duschen und Umziehen hatte. Als Annajane den Reißverschluss ihres grünen Kleides zuzog, versuchte sie zu verdrängen, dass Masons Smoking ausgebreitet auf dem Bett lag, wo sie ihn am Vormittag hingelegt hatte.
Auf der Fahrt zum Country Club probierte sie es zweimal auf seinem Handy, doch jedes Mal wurde ihr Anruf direkt auf die Mailbox weitergeleitet.
Als sie um sieben an der Tür zum Ballsaal stand und die Gäste begrüßte, das Mobiltelefon in der Hand, falls er anrufen sollte, kochte sie innerlich.
Sallie bekam das natürlich mit.
»Was für ein hübsches Kleid«, sagte sie, und ihr Blick huschte zu Annajanes gewagtem Ausschnitt. »Aber ist das nicht etwas kalt ohne Jacke?« Später, beim Essen, kam Sallie an ihrem Platz
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