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Sommerprickeln

Sommerprickeln

Titel: Sommerprickeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Kay Andrews
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vorbei, weil ihr aufgefallen war, dass Annajane ständig auf ihr Handy sah und SMS tippte. »Annajane, meine Liebe«, flüsterte sie und legte sanft die Hand aufs Telefon. »Das ist geschäftlich. Glenn und Mason schließen ein Geschäft ab. So was kann manchmal kompliziert sein.«
    »Aber er hat versprochen, zur Party hier zu sein«, flüsterte Annajane zurück. »Und er hat nicht angerufen. Vielleicht ist etwas passiert.«
    Sallie lächelte sie wissend an. »Das ist rein geschäftlich, Annajane. Gewöhn dich dran. Hab ich auch.«
    An dem Abend musste sie die Verlegenheit ertragen, dass ihr Ehemann nicht auftauchte. Sie überredete Pokeys Mann Pete, als DJ einzuspringen, ging von Tisch zu Tisch und plauderte mit den Angestellten im Saal, zwischendurch aß sie etwas von ihrem Teller und starrte böse auf den leeren Stuhl neben sich. Den ganzen Abend lang klingelte ihr Telefon nicht. Um neun Uhr stopfte sie es schließlich in die Tasche, weil sie nicht annahm, dass er sich noch melden würde.
    Um elf Uhr verabschiedete sich Annajane und fuhr allein nach Hause. Seit dem Sonnenuntergang war es kalt geworden, nun fielen leichte Schneeflocken. Weiße Weihnachten waren eine Seltenheit in North Carolina. In jeder anderen Nacht hätte sie im Erkerfenster gestanden und mit großen Augen staunend den Schnee betrachtet, der auf den See fiel und sich auf den grünen Sträuchern rund um das kleine Cottage sammelte. Doch an jenem Abend knipste sie die funkelnden weißen Lichter an dem Tannenbaum aus, den sie selbst geschmückt hatte. Im Schlafzimmer hängte sie das Kleid auf, zog ihre schwarze Unterwäsche aus und schlüpfte in ein schlichtes Flanellnachthemd.
    Es war eiskalt im Zimmer, der heulende Wind draußen ließ die Fensterscheiben klirren. Ein bisschen machte sie sich Sorgen, dass Mason über trügerisch vereiste Straßen fahren musste, aber gleichzeitig brodelte sie vor Zorn und Enttäuschung.
    Irgendwann schlief sie ein, um viel später vom Geräusch eines vorfahrenden Wagens geweckt zu werden. Annajane schaute auf die Uhr auf dem Nachttisch. Es war fast zwei. Sie hörte, wie die Haustür geöffnet wurde, dann schwere Schritte, die Schlafzimmertür.
    Im schwachen Licht vom Flur sah sie, wie Mason seinen Koffer abstellte. Er kam ans Bett, beugte sich vor und küsste sie auf die Wange.
    Annajane tat, als würde sie schlafen. Sie gähnte demonstrativ und öffnete die Augen einen Spaltbreit.
    »Tut mir leid, dass ich die Weihnachtsfeier verpasst habe«, flüsterte Mason.
    Am liebsten hätte sie sich aufgesetzt und etwas nach ihm geworfen. Sie wollte ihre Wut über gebrochene Versprechen und verdorbene Abende hinausschreien. Stattdessen drehte sie sich um und schaute auf die Wand an ihrer Seite des Bettes, der Körper steif vor unterdrücktem Zorn.
    Mason setzte sich auf die Bettkante und zog die Schuhe aus. Sie hörte Wasser im Badezimmer laufen, und kurz darauf schlüpfte er neben ihr ins Bett. Jetzt wird er sich bestimmt entschuldigen, dachte sie. Jetzt wird er erklären, warum er nicht angerufen hat, warum er so spät gekommen ist. Jetzt wird er bestimmt alles gutmachen.
    Doch ihr Mann rollte sich neben ihr im Bett zusammen. Er gähnte und hustete.
    Gegen ihren Willen flüsterte Annajane: »Alles in Ordnung?«
    »Ja«, sagte Mason müde. »Wir haben den Abschluss! Dreihundert neue Läden. Aber ich bin fix und fertig.«
    Statt sich zu entschuldigen, legte er besitzergreifend den Arm um ihre Hüfte und schob die Hand unter ihr Nachthemd. Kurz darauf hörte sie seinen tiefen, gleichmäßigen Atem. Und dann leises Schnarchen.

8
    Mason schlief noch. Annajane betrachtete ihn, wie er ausgestreckt auf dem Bett lag. Die Decke war verrutscht und entblößte seinen nackten Rücken und die Taille mit dem Pyjamabund. Es war fast neun Uhr, sie musste zum Country Club, um die Aufräumarbeiten nach der Feier zu überwachen und die DJ-Ausrüstung zusammenzupacken, die zur Verleihfirma zurückgebracht werden musste.
    Halb hatte sie erwartet, dass Mason früh aufwachen, vielleicht einen Kaffee kochen und ihn ihr ans Bett bringen würde, so wie er es in den ersten Monaten ihrer Ehe getan hatte. Samstagvormittage waren ihnen anfangs heilig gewesen. Mason genoss, nein, liebte Sex am Morgen. Danach machte er Annajane oft einen Zimttoast, und sie hingen stundenlang im Haus herum, lachten, unterhielten sich und schmiedeten Pläne fürs Wochenende, bis sie wieder ins Bett fielen und erneut miteinander schliefen.
    Zweieinhalb Jahre später konnte

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