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Sommerprickeln

Sommerprickeln

Titel: Sommerprickeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Kay Andrews
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ja auch so eine Sache. Ich verstehe einfach nicht, warum wir nicht heiraten können, sobald du hier unten bist. Sicher, ich bin im Sommer viel unterwegs, aber das ist doch egal! Du kannst mich begleiten. Das wird lustig. Ein Abenteuer.«
    Annajane lachte. »Ich fange gerade eine neue Stelle an! Außerdem vergisst du, dass ich euch schon live gesehen habe. Für euch ist das klasse, ihr seid es gewohnt, zu viert in einem Zimmer zu schlafen oder im Auto. Aber ich nicht, Shane.«
    »Wir nehmen uns ein Hotelzimmer«, sagte er. »So wie in Holden Beach. Ist mir egal. Lass uns einfach heiraten. Jetzt sofort. Mehr will ich gar nicht.«
    »Wir haben doch schon darüber gesprochen«, erinnerte sie ihn. »Ich möchte gerne bei dir sein, wirklich. Aber ich brauche ein bisschen Zeit für mich, ein bisschen Platz. Nur sechs Monate. Für den Übergang. Das ist doch nicht zu viel verlangt, oder?«
    »Das ist ewig«, schmollte er.
    »Wie war euer Gig?«, fragte sie, um das Thema zu wechseln. Shane erzählte gerne von seiner Arbeit. Das gehörte zu den Dingen, die Annajane an ihm bewunderte, diese vorbehaltlose Begeisterung für alles, was in seinem Leben geschah.
    »Der war super«, sagte er. »Es gibt den Club erst seit ein paar Monaten, aber er war rappelvoll. Um zehn konnten sie schon keine Leute mehr reinlassen, eine Stunde, bevor wir auf die Bühne kamen! Da war eine unglaubliche Energie. Wir sollen im Juni noch mal wiederkommen, dann sind wir der Hauptact!«
    »Das ist ja toll«, sagte Annajane.
    »Ich habe auch eine Idee für einen neuen Song«, sagte Shane. »Über ein Mädchen mit grünen Augen. Und langen Beinen.«
    »Kenne ich die?«
    »Natürlich. Alle meine Lieder handeln jetzt von dir. Warum kannst du nicht morgen herkommen?«
    »Psst«, sagte sie. »Geh jetzt ins Bett.«
    Er gähnte lang und genüsslich. »Ich melde mich morgen. Liebe dich.«
    »Ich dich auch«, sagte Annajane.
    Gelogen, gelogen .

13
    Am Sonntagmorgen ging Annajane forsch die Main Street hinunter und bog drei Häuserblocks hinter ihrer Wohnung in die Church Street ein. Sie kam an der Methodistenkirche, an der presbyterianischen Kirche und am größten Gotteshaus der Stadt vorbei, der Baptistenkirche mit ihren eindrucksvollen weißen Säulen und dem dreistöckigen Altarbereich aus Marmor.
    Es war noch früh, noch keine acht Uhr, so dass die Frommen der Stadt wohl noch zu Hause waren, frühstückten, ihre Hemden bügelten oder die letzte Hand ans Make-up legten. Denn so war das in Passcoe, dieser braven Stadt in den Südstaaten, wo brave Männer und Frauen sonntags noch in Anzug oder Kleid zur Messe gingen.
    Zwei Häuserblocks hinter der Baptistenkirche erreichte Annajane schließlich die Getränkefirma Quixie, die auf ihre Art ebenso ein Tempel der Anbetung war wie die wahren Gotteshäuser der Stadt. Der weitläufige Komplex aus rotem Ziegelstein hatte mit seinen hohen Säulen und dem spitz zulaufenden Dach sogar Ähnlichkeit mit einer Kirche. Seit Masons Urgroßvater die Firma in den 1920er Jahren gegründet hatte, war an dem Gebäude so oft angebaut worden, dass es jetzt einen ganzen Häuserblock einnahm. Die Fassade ging auf die Church Street, nach hinten schlossen Eisenbahnschienen an.
    Annajane ging um den Eingangsbereich herum, wo eine rot-grün gestreifte Markise dem gläsernen Haupteingang und dem Empfang dahinter Schatten spendete. Stattdessen lief sie bis zu den Ladebuchten auf der Ostseite des Gebäudes. Dort standen zwei kastige Lieferwagen, und als Annajane die ausgetretenen Holztreppen zur Rampe hochstieg, hörte sie das leise Gemurmel von Stimmen.
    »Hey, Annajane!«, rief ein kräftiger Mann mittleren Alters, der eine Fahreruniform von Quixie trug. Er stand mit einem Handwagen voller Quixie-Kästen vor den offenen Hecktüren eines Lieferwagens. »Dachte, du wärst schon in Atlanta! Was machst du hier an einem Sonntag?«
    Annajane kannte Troy Meeks seit ihrer Kindheit, als sie mit Pokey auf dem Firmengelände Verstecken gespielt hatte. Troy hatte die Mädchen mit seinem Handhubwagen mitgenommen, ihre Pfadfinder-Plätzchen gekauft und sich dumm gestellt, wenn sie beschädigte Quixie-Dosen mitgehen ließen, um sie für einen Vierteldollar das Stück in der Schule zu verkaufen.
    »Hey, Troy.« Sie nahm den älteren Mann kurz in die Arme. »Noch bin ich nicht ganz weg. Muss im Büro noch so einiges erledigen. Deshalb bin ich heute Vormittag gekommen. Wenn Davis hier ist und ständig rein und raus geht und mich herumkommandiert, bekomme ich

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