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Sommerprickeln

Sommerprickeln

Titel: Sommerprickeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Kay Andrews
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auf der Middle Tennessee, hab Lehramt studiert, hab dann aber festgestellt, dass Musik mir besser gefällt.«
    Von der Bühne klangen Akkorde herüber, und als die beiden aufsahen, stellten sie fest, dass die Band sich für das nächste Stück fertig machte.
    »Ich muss los«, sagte Shane und schob seinen Stuhl zurück. »Bleibst du vielleicht noch bis zur nächsten Pause?«
    Annajane schaute auf die Uhr, doch das war nur ein Vorwand. Sie wusste, dass sie bleiben würde.
    Shane ließ sie nicht aus den Augen, den ganzen Abend lang. Nach dem letzten Lied – die Gäste verließen langsam die Bar – kam er zu ihr an den Tisch, den Dobro-Kasten in der Hand, und freute sich sichtlich, dass sie noch da war.
    »Wie wär’s, wenn wir noch was essen würden?«, fragte er. Sie nahmen Annajanes Wagen und fanden ein Waffle House draußen am Autobahnkreuz, wo Shane ein Steak mit Eiern und Rösti verschlang. Sie knabberte an einem gegrillten Käsesandwich. Um drei Uhr waren sie die letzten Gäste im Laden. Er erzählte ihr seine Geschichte, und sie schilderte ihm einen kurzen Abriss ihres Lebens.
    Annajane fuhr ihn zurück zum Holiday Inn . Sie parkte vor der Tür zur Bar. Er wollte sich noch unterhalten, wollte offensichtlich nicht aussteigen. »Es ist schon spät«, sagte sie schließlich. »Wenn meine Mutter aufwacht, glaubt sie, ich wäre von Außerirdischen entführt worden.«
    »Ich weiß.« Dann beugte er sich vor und streifte ihre Lippen mit seinen. »Klingt es wie der dümmste Spruch der Welt, wenn ich sage, ich möchte nicht, dass du gehst?«
    »Versuch’s mal«, schlug sie vor.
    Er nahm ihr Gesicht in die Hände und küsste sie. Es war ein langer, gefühlvoller Kuss. Dann lehnte er die Stirn gegen ihre. »Ich möchte nicht, dass du gehst.«
    Ein Schauer lief ihr über den Rücken. »Hm. Versuch’s noch mal!«
    Er küsste sie wieder. Noch besser. Sie gab der Versuchung nach und berührte vorsichtig eines seiner Grübchen mit der Fingerspitze. Shane hielt ihren Finger fest, küsste ihre Hand und zog sie an sich.
    Als Annajane das nächste Mal aufschaute, kicherte sie.
    »Was ist?« Shane war verwirrt.
    Sie zeigte auf die Scheiben des Acura. »Die sind ganz beschlagen«, sagte sie fröhlich. Seit ihrer Scheidung war sie mit keinem Mann mehr zusammen gewesen. Bis zu diesem Moment war ihr nicht klar gewesen, wie lange das her war. Und wie sehr es ihr gefehlt hatte, berührt zu werden.
    Wieder zog Shane sie an sich. »Weißt du, wir müssen nicht hier unten im Auto bleiben. Ich habe hier ein Zimmer. Mit Riesenbett, rauchfrei. Internet und Kabelfernsehen inklusive. Kaffee. Und eine Menge Fenster, die beschlagen können …«
    Annajane seufzte. »Das klingt … verlockend. Aber du hast mich doch heute Abend gefragt, ob ich ein altmodisches Mädchen wäre …«
    »Ja?«
    »Das bin ich wohl doch irgendwie. Ich gehöre eher nicht zu den Mädchen, die einen Musiker in der Bar vom Holiday Inn aufgabeln und mit ihm noch in derselben Nacht ins Bett gehen.«
    »Oh.« Er machte sich nicht die Mühe, die Enttäuschung in seiner Stimme zu verbergen. »Du denkst wahrscheinlich, dass ich so was ständig mache. Ich schwöre dir: Tu ich nicht. Vielleicht noch im ersten Jahr, als wir mit der Band unterwegs waren … aber inzwischen schon lange nicht mehr.«
    »Das glaube ich dir«, sagte sie und fuhr mit den Fingerspitzen über seinen Arm. »Morgen ist Samstag. Na ja, genaugenommen ist heute schon Samstag. Am Sonntag fahre ich zurück nach Passcoe.«
    »Wir sind nur noch einen Abend hier, dann geht’s hoch zu einem Gig nach Roanoke«, sagte Shane. »Kannst du morgen noch mal kommen, also heute Abend, meine ich?«
    »Vielleicht«, sagte Annajane leichthin. »Und vielleicht bringe ich sogar eine Zahnbürste mit.«
    Er grinste, und seine Grübchen waren so tief, dass sie darin hätte versinken können. »Ich kauf dir eine.«
    Am darauf folgenden Wochenende war Annajane hoch nach Roanoke gefahren, zwei Wochen später hatten sie sich in Nashville getroffen, und als die Band nach Weihnachten eine Woche frei hatte, trafen sie sich in der Wohnung seines Cousins in Jupiter Beach. Irgendwann stellte Annajane erstaunt fest, wie Shane sich von anderen Männern unterschied, die sie kennengelernt hatte. Mit ihm zusammen zu sein, war so problemlos, so locker. Er war das absolute Gegenteil des engagierten, ehrgeizigen Mason Bayless. Und das war etwas Gutes. An ihrem letzten Morgen in der Wohnung am Meer wachte sie auf und stellte fest, dass Shane sie,

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