Sommerprickeln
Kelso vor sechs Wochen um ein vertrauliches Gespräch gebeten hatte. Mason hatte niemandem davon erzählt und hoffte, damit wäre die Sache erledigt. War sie aber offenbar nicht.
»Ah, ja«, sagte er. »Jetzt erinnere ich mich an den Namen. Was ist mit Kelso? Versucht er dich abzuwerben?«
Sie lachte ihr glockenhelles Lachen, und ihm fuhr ein Schauer über den Rücken. Was hatte er nur?
»Als ob ich Quixie verlassen würde. Beziehungsweise dich.«
»Als ob«, wiederholte Mason.
»Wusstest du, dass Jax Snax der zweitgrößte Gebäckproduzent im Osten ist?«, fragte Celia.
»Ich wusste, dass der Laden groß ist, aber nicht so groß.« Mason fragte sich, wie sie auf dieses Thema kam.
»Sie haben gerade Tante Ruth’s Brezel & Chips aufgekauft, diese Firma aus Knoxville«, informierte Celia ihn. »Du kennst die Läden bestimmt, sie sind in jeder Shopping-Mall.«
»Ja, kann sein, dass ich das irgendwo gelesen habe.« Mason versuchte unverbindlich zu klingen. »Haben sie nicht ungefähr zur gleichen Zeit noch eine andere Firma geschluckt?«
Stangenbohnen wären eine gute Idee. Er könnte aus Bambussprossen Rankhilfen basteln, an denen die Bohnen hochkletterten. Stangenbohnen sahen doch nicht billig aus, oder?
» Monster Cookie «, versuchte Celia ihm auf die Sprünge zu helfen. »Die produzieren diese riesigen Schokoladenkekse, die in den Geschäften in Glasdosen angeboten werden und die man einzeln kaufen kann.«
»Ja, stimmt«, bestätigte Mason. »Sieht aus, als wäre Jax im Kaufrausch, was?« In Gedanken maß er die kleine Rasenfläche vor dem Küchenfenster ab. Vielleicht würde er am nächsten Wochenende ins Gartencenter fahren. Wenn das Wetter so bliebe, könnte er am Karfreitag aussäen, so wie es sein Großvater immer getan hatte.
Wie gut kannte Celia eigentlich Jerry Kelso?
»Ein holländischer Lebensmittelkonzern hat gerade einen großen Teil von Jax gekauft«, sagte Celia. »Momentan haben sie eine Menge Bargeld in der Kasse. Jerry sagte zu mir, sie hätten sehr gerne einen Getränkehersteller in ihrem Branchenmix. So wie Pepsi und Frito-Lay , die gehören auch zu einem Konzern. Das macht doch Sinn.«
Jetzt war er wach. »Du hast mit Jerry Kelso darüber gesprochen, Quixie zu verkaufen?«
»Nein, nein«, beeilte sich Celia zu sagen. »Natürlich nicht. Jerry erwähnte es bloß. Ich dachte, es wäre nicht falsch, es dir zu erzählen. Ich meine, ich hielt es bloß für eine interessante Idee, so stark, wie Jax im Segment Chips ist – besonders in Minimärkten, wo wir Quixie ja etablieren wollen. Das hat ein ungeheuer großes Potential für Synchronizität. Mehr nicht.«
»Synchronizität am Arsch«, Mason klang verärgert. »Die wollen uns doch nur schlucken, und dann spucken sie uns aus.«
»Man kann doch einfach mal drüber nachdenken. Reg dich doch nicht so auf.« Celia schlang die Arme um seine Taille. »Aber heute Abend wollen wir nicht übers Geschäft reden. Heute ist unsere Hochzeitsnacht, schon vergessen? Denk einfach nicht mehr dran.«
»Okay«, versprach er. »Quixie steht nicht zum Verkauf.«
Schnell wechselte sie das Thema. »Ich habe auch ein paar Stücke von der Torte gerettet. War mir einfach zu schade, sie wegzuwerfen. Ich dachte, die essen wir zum Nachtisch.«
»Gut«, sagte Mason und lehnte sich gegen die Theke. »Tut mir leid, dass ich dich so angefahren hab. Soll ich wirklich nicht helfen?«
»Nein, nein, Liebling. Nicht nötig«, sagte Celia und packte die Steaks aus. »Ich habe alles absolut unter Kontrolle.«
»Wie immer.« Kaum hatte Mason die Worte ausgesprochen, bedauerte er sie.
Sie wirbelte herum und sah ihn demonstrativ vorwurfsvoll an. »Was soll das denn heißen?«
»Nichts«, sagte Mason. »Das war ein Kompliment. Du bist die am besten organisierte und tüchtigste Frau, die ich je kennengelernt habe.«
Sie runzelte die Stirn, und eine tiefe Falte bildete sich zwischen ihren Augenbrauen. »Schätzchen, das hört sich für mich aber nicht gerade wie ein Kompliment an. Bei dir klingt es eher, als wäre ich ein Kontrollfreak oder so.«
»Überhaupt nicht … Komm, wir wollen nicht streiten, ja?«
Celia legte den Salat auf ein Schneidebrett und begann, ihn mit einem großen scharfen Messer kleinzuhacken. »Das ist kein Streit«, sagte sie und stieß die Klinge in den unglückseligen Römersalat. »Das ist ein konstruktives Gespräch. Wenn unsere Ehe funktionieren soll, dann müssen wir so was frei aussprechen, Mason. Deswegen muss ich dir sagen, dass es mir
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