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Sommerprickeln

Sommerprickeln

Titel: Sommerprickeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Kay Andrews
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fühlte. Das hieß wohl, dass er ein unmöglicher Mensch war, auf jeden Fall ein unmöglicher Ehemann in spe. Er sollte Celia anrufen und sich entschuldigen, zumindest zu seiner Mutter rüberfahren und ihr bei der Pflege ihrer Tante helfen … halt irgendwas tun. Aber im Moment wollte er eigentlich nur das tun, wozu er Lust hatte. Und hatte sie ihm nicht gerade vorgeworfen, selbst kein Rückgrat zu haben und seine Tochter zu verwöhnen?
    Er schlenderte hinaus zur Garage, holte seine Golfschläger und ein paar Übungsbälle und ging neben das Haus in den zukünftigen Garten. Ungefähr eine Stunde lang übte er das Putten, da sein Kurzspiel zu wünschen übrigließ. Er dachte nicht mehr an verschobene Trauungen und genervte Bräute oder warum es ihm so einen perversen Spaß zu bereiten schien, seine zukünftige Gattin auf die Palme zu birngen. Aber er spürte durchaus etwas, eine Art Unbehagen angesichts der Tatsache, dass er regelrecht erleichtert war, weil Celias großartige Nacht mit ihm wahrscheinlich nicht stattfinden würde. Er war als zukünftiger Ehemann wirklich unter aller Kanone.
    Als er mit dem Putten fertig war, war es immer noch nicht dunkel, er hatte noch mindestens eine Stunde warmen Sonnenschein vor sich. Ohne groß zu überlegen, stieg er in den Wagen und fuhr zur Firma. Er betrat die Garage, fand einen sauberen Lappen und wischte eine Schicht gelben Blütenstaubs von dem roten Chevelle. War es schon so lange her, dass er mit dem Flitzer gefahren war? Mason stieg ein und ließ den Motor an. Als er zum Leben erwachte, glitt ein Lächeln über Masons Gesicht. Er machte das Verdeck herunter und setzte vorsichtig rückwärts aus der Garage.
    Zehn Minuten später rollte er durch Passcoe, sah sich um und hupte jedem zu, den er kannte. Er fühlte sich unglaublich gut. Aber, und das überraschte ihn, vielleicht auch ein bisschen einsam.
    Was er brauchte, war ein Beifahrer. Jemand, der sich mit ihm darüber freuen konnte, an einem herrlichen Frühlingsabend mit offenem Verdeck durch die Gegend zu kurven. Er griff nach seinem Handy und drückte ohne groß nachzudenken auf die Nummer von Annajane.
    Quatsch. Noch bevor das Telefon klingeln konnte, legte er auf. Er fuhr um den nächsten Häuserblock und überlegte. Warum denn nicht? Es war schließlich nur eine Autofahrt, Herrgott nochmal. Wieder drückte er auf ihre Nummer und wendete den Chevelle an der nächsten Ecke, um in Richtung von Annajanes Wohnung zu fahren. Sie konnte nicht mehr als nein sagen, oder?

    Annajanes Handy klingelte einmal. Das Display leuchtete auf, sie sah Masons Nummer, aber sie verschwand, bevor Annajane sich melden konnte.
    Sie hielt den Apparat in der Hand und starrte ihn an. Ob sie Mason zurückrufen sollte? Oder besser so tat, als hätte sie seinen Anruf nicht bemerkt? Sie kam sich vor wie eine hilflose Jugendliche. Ihr fielen all die Freitagabende ein, an denen sie das Telefon angeschmachtet und sich vorgestellt hatte, sie würde drangehen und Masons Stimme hören. Sie erinnerte sich an all die Nächte, in denen sie bei Pokey übernachtet hatte und in Masons leeres Zimmer geschlichen war, wenn der Rest des Haushalts schlief, Nächte, in denen sie seine Bücher, sein Bett, die Football- und Baseballpokale in den Regalen betrachtet hatte. Annjane erinnerte sich an die Heftchen, in denen sie als Teenager ihre zukünftige Unterschrift geübt hatte: Mrs Mason Bayless; alle Hefte vollgeschrieben mit albern mädchenhaftem Schwung. Während sie daran dachte, was sie an ihrer Jugend vermisste, hörte sie wieder das Handy. Mason. Sie wartete ab, bis es dreimal geklingelt hatte, und meldete sich dann.
    »Hey, Annajane.«
    »Hey, Mason.« Vor Freude lief sie rot an. »Wie geht’s Sophie?«
    »Gut. Sie schläft. Ich wollte dich was fragen. Ist das in Ordnung mit uns?«
    »In Ordnung?«
    »Du weißt schon. Dass wir Freunde sind. Wir haben viel zusammen durchgemacht. Gutes wie Schlechtes.«
    Annajane lachte verzagt. »Das ist die Untertreibung des Jahres. Aber … ich würde sagen, das mit uns ist in Ordnung so. Darf ich fragen, warum du fragst?«
    Es gab eine lange Pause. »Ich weiß nicht. Das ist alles so seltsam. Ich schätze mal, ich bin traurig, weil du wegziehst. Und die Firma verlässt.«
    »Das ist lieb. Aber du weißt seit Monaten, dass ich die Firma verlasse und nach Atlanta ziehe. Und wieder heirate«, fügte Annajane hinzu.
    »Ja, aber bis heute kam mir das alles so unwirklich vor. Ich bin an deinem Büro in der Firma vorbeigegangen

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