Sommerprickeln
und hab die ganzen Umzugskartons gesehen.«
»Es ist aber Wirklichkeit. Ich habe meine Wohnung verkauft. Ich packe hier gerade die letzten Sachen«, log sie. »Freitag ist mein letzter Tag.«
»Ich wünsche mir, dass du bleibst«, platzte es aus Mason heraus.
Annajane hielt das Handy vor sich und starrte es an. Wer war dieser Typ? Führten sie wirklich gerade dieses Gespräch? Mason hatte bisher nicht einmal sein Bedauern darüber ausgedrückt, dass sie ging – weder in persönlicher Hinsicht noch in Bezug auf die Firma. Bloß nichts bereuen – das hatte er ihr früher immer gepredigt.
»Es ist keine gute Idee hierzubleiben«, sagte Annajane. »Nicht für mich. War wahrscheinlich schon keine gute Idee gewesen, nach unserer Trennung in der Stadt zu bleiben.«
»Ich weiß nicht, warum du das sagst. Ich meine, ja, es war manchmal etwas komisch, aber ich denke, wir haben es ganz gut geschafft, auf beruflicher Ebene miteinander klarzukommen. Meinst du nicht, das könnte so weiterlaufen?«
Nein, hätte sie am liebsten geschrien . Das könnte nicht so weiterlaufen, wenn du mit Celia verheiratet bist, weil ich mich am liebsten übergeben würde, wenn ich euch zwei zusammen sehe. Wir können auf beruflicher Ebene nicht so weitermachen, weil ich mir nicht ständig einreden kann, dass ich über dich hinweg bin, während ich das Gegegenteil empfinde.
»Darum geht es gar nicht«, sagte sie schließlich. »Es geht nicht um dich und mich, Mason. Das ist vorbei. Es geht darum, dass ich ein super Jobangebot bekommen habe und die Herausforderung annehmen will. Es geht darum, dass ich mit Shane ein neues Leben anfangen will. Vielleicht sogar eine Familie gründen. Ich glaube, es ist jetzt so weit, dass ich ein bisschen Glück verdient habe. Du solltest dich für mich freuen. Ich freue mich jedenfalls für dich.«
Gelogen, gelogen!
Sie hörte, wie er tief Luft holte und ausatmete. »Hm«, machte Mason. »Du machst das aber nicht, weil du schwanger bist, oder?«
Da legte Annajane auf und warf das Handy aufs Sofa. Sie stapfte zur schmalen Küchenzeile hinüber, entdeckte die Flasche Whiskey, die noch vom Samstagmorgen auf der Arbeitsfläche stand, und goss sich zwei Fingerbreit Bourbon ein, den sie in einem Schluck trank. Sie hörte das Telefon klingeln. Dann verstummte es. Sie schenkte sich noch ein bisschen mehr Whiskey ein, aber da sie nicht zur Trinkerin mutieren wollte, gab sie Eiswürfel hinzu und zwang sich, langsam zu trinken, während das Telefon wieder leise im anderen Zimmer klingelte.
17
Mason schlug mit dem Kopf gegen das Lenkrad des Chevelle. Einmal, zweimal, dreimal. Er musste sich Verstand in den Schädel prügeln. Was war nur los mit ihm? Hatte er gerade tatsächlich angedeutet, Annajane würde nur heiraten, weil sie schwanger sei? Er massierte sich die Stirn und versuchte erneut, sie zu erreichen. Er stand vor ihrem Haus und schaute hinauf in den ersten Stock. Das Licht war an. Er wählte wieder. Keine Reaktion.
Er sollte nach Hause fahren, das wusste er, aber er wollte nicht alleine sein, und er konnte das mit Annajane jetzt nicht so stehen lassen. Mason stieg aus, drückte die Schultern durch und näherte sich dem zurückgesetzten Eingang zu ihrem Apartment. Auf dem Plakat des Maklers klebte ein fröhliches VERKAUFT!. Böse starrte er es an und drückte auf die Klingel. Einmal, zweimal, dreimal.
Er schaute die Straße hoch und runter. Sie war verlassen. Sonntagabend in Passcoe. Man hätte mitten auf der Straße eine Kanone zünden können und niemanden getroffen. Mason klingelte Sturm.
»Was ist?« Ihre Stimme aus der Gegensprechanlage klang blechern, aber unmissverständlich genervt.
»Es tut mir leid«, sagte Mason. »Wirklich. Kann ich hochkommen? Ich muss wirklich mit dir persönlich reden. Ich will mich entschuldigen.«
»Nein. Hau ab.«
»Annajane?«
Schweigen.
Er lehnte sich mit dem Rücken gegen die verblasste graue Ziegelmauer und überlegte, was er tun sollte. Er war verzweifelt, ein Gefühl, das er nicht kannte, schon gar nicht in Bezug auf Frauen. Ehrlich gesagt, hatte er sich das letzte Mal so mies und verzweifelt gefühlt, als Annajane ihn verlassen hatte.
Wieder drückte er auf den Knopf.
Ihre Stimme erklang: »Was ist?«
»Darf. Ich. Bitte. Raufkommen?«, fragte er betont langsam. »Ich möchte mich einfach persönlich entschuldigen, dann verspreche ich auch, dich nicht weiter zu belästigen.«
»Na gut«, sagte Annajane schließlich. »Bringen wir es hinter uns.«
Sie hörte
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