Sommerprickeln
nickte sie, gegen die Tränen ankämpfend.
»Na gut«, sagte Shane. Er lehnte seine Stirn gegen ihre. »Du hast mir einen ganz schönen Schrecken eingejagt, Schatz, als du hier eben einfach so aufgetaucht bist, völlig unerwartet.« Er gab ihr einen Kuss. »Vergeben und vergessen. Okay?«
»Okay«, sagte sie zweifelnd.
Von wegen , dachte sie.
»Ich vertraue dir total«, erklärte Shane. »Was wir zusammen haben, das ist größer als kindische Eifersucht. In einer Woche wirst du hier bei mir sein, dann sind wir zusammen, und Mason Wie-auch-immer wird Geschichte sein.«
Genau das wollte Annajane auch glauben. Sie hätte alles dafür gegeben. Doch egal, was sie tat oder wohin sie ging, Mason würde niemals Geschichte sein, das wusste sie.
Shane stand auf, reckte sich und gähnte. »Mann, ich hab so viel gearbeitet heute, dass ich ganz vergessen habe zu essen. Wie sieht’s bei dir aus? Wollen wir was essen gehen oder so? Wir treffen uns um zwei zur Probe bei Rob, aber uns bleibt noch genug Zeit, um zum Sandwichladen in der Mall zu fahren und uns da was zu holen, bevor ich los muss.«
Annajane starrte Shane an, der vor ihr stand, die Hand auf ihre Schulter gelegt, so vertrauensselig, so bereit, ihr zu vergeben, was er für einen kleineren Fehltritt hielt. Sie dachte an seine Eigenschaften, die sie so sympathisch gefunden hatte, als sie sich in Holden Beach kennenlernten.
Shane hatte keinen Schimmer, dass es nicht cool war, ein Mädchen fünf Minuten, nachdem es weggefahren war, direkt wieder anzurufen, und das war Teil seines Charmes. Er machte sich nichts aus Coolness. Er machte sich was aus ihr. Als sie sich das nächste Mal in Roanoke trafen, war er zum Supermarkt gefahren und hatte rosarote Rosen gekauft, die er am Abend in dem Club, wo er auftrat, an Annajanes Tisch bringen ließ. Als er das nächste Mal in North Carolina spielte, rief er an, und obwohl er in einer Kneipe auf der anderen Seite des Bundesstaats war, fuhr er die drei Stunden zu Annajane, nur um sie zum Essen auszuführen, bevor er zurückfahren und noch den abendlichen Auftritt hinter sich bringen musste.
Er schickte ihr niedliche, lustige E-Mails, Links zu seiner Musik und zur Website der Band. Er begann mit einem Lied namens Annajane in the Morning , das er jedoch nie fertig schrieb. Seine Band war erfolgreich in der Region. Shane verdiente genug Geld mit dem, was ihm Spaß bereitete – Musik machen, mit seinen Kumpels abhängen, mit dem Hund im Van herumreisen und dann in sein kleines Holzhaus zurückkehren.
Dieses Leben reichte ihm, und es war sein Glück, dass es so war. Jetzt erkannte Annajane, dass es ihr nicht reichen würde. Shane wollte sie, das war ihr klar. Aber er brauchte sie nicht unbedingt. Sein Leben war genau richtig so, wie es war.
Sie hatte von Ehrlichkeit gesprochen – sowohl gegenüber Mason als auch vor Shane. Aber wenn sie wirklich ehrlich mit sich selbst war, dann gab es einen Grund dafür, dass sie nicht hierher ziehen wollte und noch kein Datum für die Hochzeit festgelegt hatte.
»Annajane?« Shane stand in der Tür, die Dobro in der Hand. »Können wir?«
Unbemerkt zog sie seinen schlichten Ring von ihrer linken Hand, schob ihn in ihre Hosentasche und sah sich ein letztes Mal in dem Zimmer um.
»Shane?«
Er schaute sie an, und als er ihren ernsten Gesichtsausdruck sah, wurde sein wunderschönes sonniges Lächeln überschattet und verschwand.
»Es ist vorbei, nicht wahr?«, sagte er und lehnte sich gegen den Türrahmen. »Du ziehst nicht her, und wir werden nicht heiraten. Gott. Ich bin so was von dämlich. Deshalb bist du hergekommen, um mir das zu sagen, nicht?«
»Nein«, sagte sie und ging auf ihn zu. »Ich meine, ich bin hergekommen, weil ich mich überzeugen wollte, dass ich dich wirklich will. Um mir in Erinnerung zu rufen, wie glücklich ich mich schätzen kann, von dir geliebt zu werden. Und ich weiß, ich müsste die glücklichste Frau der Welt sein. Aber so sehr ich mir auch wünsche, dass es funktioniert, glaube ich nicht daran.«
»Wir könnten dafür sorgen, dass es funktioniert!«, rief Shane. »Wenn du etwas näher wohnst und das ganze Drama in Passcoe nicht mehr vor der Nase hast, dann wird das anders sein. Dann machen wir es anders. Wenn du Zeit und Raum für dich brauchst, ist das okay für mich. Davon kannst du so viel haben, wie du willst. Solange du nur in meinem Leben bleibst. Okay?« Er griff nach ihrer Hand und küsste sie.
»Wo ist dein Ring?«, fragte er und ließ ihre Hand
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