Sommerrot
an den Tisch zurück. Ein Blickwechsel mit meiner besten Freundin und wir wissen beide Bescheid. Mira grinst. Es scheint ihr nicht einmal peinlich zu sein. Jonas dagegen läuft rot an, als ich ihn mustere.
« Noch einen Drink, ihr Schönen?», fragt er, nachdem eine Weile peinliches Schweigen an unserem Tisch herrscht.
Mira nickt, aber ich wehre ab.
«War dir das nicht peinlich, so in der Öffentlichkeit?», flüstere ich Mira zu, als Jonas außer Hörweite ist. Natürlich weiß sie sofort, worauf ich anspiele.
« Das macht doch gerade den besonderen Reiz aus, es in der Öffentlichkeit zu treiben – dass andere zuhören und es sie erregt!»
Ich sch üttele den Kopf und ziehe die Oberlippe kraus.
« Ich könnte das nicht!»
« Ach, ich glaube dass das auch in dir drin steckt, Lena! Du traust dich nur nicht, weil es als unsittlich gilt», antwortet Mira mit einem leicht schelmischen Lächeln. «Aber vielleicht kommt einmal der Tag, an dem dir vor lauter Extase ganz egal wird, was andere von dir denken. Da zählt nichts mehr außerhalb deinem inneren Gefühlsvulkan.»
Ich zucke mit den Schultern, aber antworte nicht, weil Jonas wieder mit den Getr änken an unseren Tisch zurückkehrt. Er hat mir gegen meinen Willen einen weiteren Drink spendiert. Wir nippen an unserem zweiten Merlin-Spezial und der Alkohol lässt mich leicht schummrig werden. Wir beginnen eine ungezwungene Unterhaltung über unsere Hobbies als mich Mira plötzlich anstupst.
« Du Lena, da drüben an der Bar steht ein extrem gut aussehender Mann, der fortwährend zu dir rüber starrt», flüstert sie in mein Ohr, so dass es Jonas nicht hören kann.
Ich kann mich nicht zur ückhalten und drehe abrupt den Kopf zur Bar. Gerade noch sehe ich Tino, der sich in diesem Augenblick wegdreht. Ich stöhne. Nirgends bin ich vor ihm sicher und wenn er mal nicht in meiner Nähe ist, kreisen meine Gedanken unablässig um diesen Mann.
« Kennst du ihn?»
« Ja, es ist mein Chef!»
Mira starrt mich verwundert an.
«Der soll das Ekel sein? Das kann ich mir gar nicht vorstellen! Sag, was du willst, aber der ist total in dich verknallt, so wie der dich ansieht!», flüstert Mira und Jonas schaut unglücklich drein, weil er nichts von unserem Getuschel versteht. Ich kämpfe wieder gegen die Schmetterlinge in meinem Bauch an, die Mira mit ihrer Bemerkung hervorgezaubert hat.
« Möchtest du tanzen, Mira?», fragt Jonas plötzlich, um wieder Miras Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.
Mira l ächelt und lässt sich bereitwillig von Tino zur Tanzfläche führen. Mira hat doch gar keine Ahnung, denke ich. Wenn sie wüsste, wie widersprüchlich sich Tino verhält, hätte sie so etwas nicht gesagt. Ich schiele zur Bar, aber er ist nicht zu sehen. Als ich mich wieder gedankenversunken meinem Cocktail zuwende, bemerke ich jemanden hinter mir. Ich fahre herum und blicke ihn an. Seine dunklen Augen vergraben sich melancholisch in meinen. Er riecht nach Alkohol.
« Tanzen sie mit mir, Frau Sommer?», fragt er leise.
Mein Herz pocht so laut, dass ich die Musik nicht mehr h ören kann. Mit zittrigen Knien erhebe ich mich wie ferngesteuert. Ich fürchte mich vor ihm, vor der verzweifelten Wut, die er in sich trägt, vor seiner Unberechenbarkeit und gleichzeitig will ich ihn. Mein Körper und meine Gedanken verschwinden in seinem unmenschlich starken Sog, dem ich mich nicht zu erwehren vermag. Er greift nach meiner Hand und ich starre erschrocken auf seine blutverkrusteten, blau angelaufenen Finger. Tino ignoriert meinen Blick und umschließt mit der anderen Hand meine Taille. Er zieht mich so nah an sich heran, dass sich die Wärme seines Körpers bis zu mir ausbreitet und in meinem Blutstrom jede Zelle pulsieren lässt. Die hervortretende Schwellung in seiner Leistengegend presst sich gegen meinen Unterleib und ich schmiege mich unwillkürlich dagegen. Eine Woge der Erregung überrollt mich wie eine Flutwelle. Es ist irgend etwas lateinamerikanisches, das wir tanzen, aber mehr registriere ich nicht. Alles was ich wahrnehme ist Tinos Nähe, seine Hand, die sicher meine Taille umfasst, seine Beine, die mich mit ihm herumwirbeln und Tinos Schwellung, die durch die Tanzbewegung immer wieder in meiner Leistengegend reibt. Er atmet schwer und sein Herz pocht mindestens so rasch wie meines. In meinem Kopf verschwimmen die Lichter und Personen um mich herum zu einem einzigen Meer von Farbpunkten. Ich bin ganz bei ihm, pure Emotion, alles um mich herum vollkommen ausgeschaltet und
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