Sommerrot
Straße steht.
Tanz im Merlin
Ich komme nicht dazu, die T ür aufzuschließen, denn Mirabell reißt sie plötzlich auf und umarmt mich freudig.
« Du warst ja ganz schön lange unterwegs, Lena!», sagt sie fast vorwurfsvoll. «Derweil habe ich dir so viel zu erzählen! Sollen wir auswärts Essen gehen, dann brauchst du nicht zu kochen!»
Wir schlie ßen die Tür hinter uns.
« Na gut, dann leiste ich mir das ausnahmsweise einmal. Schließlich habe ich ja jetzt eine zahlende Untermieterin. Ich ziehe mich nur noch schnell um, dann kann's los gehen.»
Pl ötzlich erinnere ich mich wieder an die Verabredung mit Jonas.
« Du Mira, mir fällt gerade ein, dass ich mit einem Kollegen verabredet bin. Ich habe ihm auch gesagt dass du mitkommst. Ist das für dich OK?»
« Du willst mich also dabei haben, damit er dir nicht zu nahe kommt in traulicher Zweisamkeit, stimmt's?»
« Ja, so könnte man es sagen. Ich will nichts von ihm, wir sind nur befreundet. »
« Und sieht er gut aus?»
« Hässlich ist er nicht, aber eben nicht mein Typ! »
« Also kein rassiger Südländer?»
« Nein!», lache ich ,»er hat kurze blonde Haare und blaue Augen. Aber ansonsten ist er sportlich durchtrainiert und gutaussehend!»
« Das klingt ja schon mal vielversprechend. Und was ist er für einer, so als Mensch, meine ich?»
« Eher untypisch für einen Informatiker würde ich sagen, locker, kommunikativ, witzig.»
« Du hattest jetzt aber nicht vor, uns miteinander zu verkuppeln, oder?»
« Diesen Hintergedanken hatte ich jetzt nicht, ich wollte lediglich mal wieder einen schönen Abend verbringen. Auch wenn es sicherlich ein netter Nebeneffekt wäre, dir die Eingewöhnung hier zu erleichtern.»
« Na ja, ich hab hier einen Traumjob, meine beste Freundin ganz in der Nähe und eine geräumiges Haus in dem ich wohne, da wäre der passende Mann doch nur das Sahnehäubchen zum perfekten Glück.»
« Dann hoffe ich nur, dass Jonas deinen Erwartungen gerecht wird, wo ich ihn dir so angepriesen habe!»
« Ach wenn nicht, ist absolut nicht schlimm, immerhin sind fast fünfzig Prozent der Bevölkerung männlich und davon sagen wir ein Zehntel im passenden Alter. Da wird sich schon noch das geeignete Objekt meiner Begierde finden. Wo sind wir eigentlich verabredet heute Abend?»
« Im Merlin. Das ist ein Lokal mit Bar, Tanzfläche und gutem Essen.»
« Dann würde ich vorschlagen, dass wir unseren Hunger noch eine Weile ertragen und das Abendessen aufs Merlin verlegen.»
« Das sehe ich genauso. Dann wird’s langsam Zeit, sich frisch zu machen!»
« Wer zuerst im Bad ist!», ruft Mira und rennt los.
Ich lache auf und laufe hinter ihr her, die Treppe hinauf. Bei zwei B ädern und einer geräumigen Gäste-Toilette im Haus würden wir uns sicherlich nicht ins Gehege kommen. Aber zunächst ziehe ich mich um. Mit dem grauen Businessrock und der weißen Bluse wäre ich im Lokal eher fehl am Platze. Aber was anziehen? Es soll auf keinen Fall zu anzüglich wirken, nicht dass Jonas noch glaubt, ich würde ihn verführen wollen. Aber ein bisschen schick will ich mich schon machen, sonst wäre das wohl auch wieder unhöflich. Ich entscheide mich schließlich für eine enge Jeans und eine schicke schwarze Bluse, die nicht allzu viel Haut preisgibt. Als ich im Bad auf Mira treffe, bemerke ich an ihrer Kleiderwahl, dass sie für heute Abend heißere Absichten verfolgt. Das tief ausgeschnittene Dekolleté ihrer seidenen Bluse und der knappe Minirock umschmeicheln einladend ihre Figur.
« So so, du hast also vor, heute Abend mit deinen weiblichen Reizen zu spielen!», lache ich.
« Na, du hast gesagt, du willst nichts von ihm und nur für den Fall, dass er mir gefällt, muss ich doch gewappnet sein. Und wenn nicht er, dann begegnet mir vielleicht noch ein anderes attraktives männliches Wesen heute Abend.»
Mira verteilt reichlich Mascara über ihre Wimpern und ihre Lippen leuchten bereits tiefrot. Wenn man nach den Gesichtszügen geht, könnten Mira und ich fast Schwestern sein. Wir sind beide sportlich schlank mit den weiblichen Rundungen an der richtigen Stelle. Während meine grünen Augen gut mit dem Braun meiner sanft gewellten Haare harmoniert, sieht man in Miras Gesicht den südländischen Einschlag, den ich auch bei Männern so mag – warme braune Augen und lange, glatte, schwarze Haare. Wenn ich mich schminkte, dann eher sparsam und das nicht nur aus finanziellen Gründen. Ich bevorzuge es, natürlich auszusehen, während Mira
Weitere Kostenlose Bücher