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Sommersonnenwende (Winterwelt Trilogie) (German Edition)

Sommersonnenwende (Winterwelt Trilogie) (German Edition)

Titel: Sommersonnenwende (Winterwelt Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Stoye
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Augenblick, solch eine vollkommene Freude erfahren durfte? Würde man dann nicht alles dafür tun, es doch irgendwie zu erreichen, selbst, wenn man sich im Gegenzug Fesseln anlegen lassen müsste?
    Arrow legte sich nieder und in dem Moment, da Keylam seine Arme um ihren Körper schlang, wusste sie, dass sie nichts anders gemacht hätte. Vielleicht hätte sie versucht, den Punkt, an dem sie sich jetzt befand, zu umgehen. Letzten Endes hätte sie ihn aber dennoch in Kauf genommen, wenn er tatsächlich der Preis für ihr Glück gewesen wäre. Aber davonzulaufen kam für sie nicht infrage. Denn was war schon ein Leben ohne Risiko? Für sie war es der Anfang vom Ende, und sie würde eher ihre Freiheit aufgeben, als ein Leben zu leben, das eigentlich gar keines war.

    Mein geliebter Sohn,
    sicher wundert es dich, dass ich dir heute anstelle deiner Mutter schreibe. Dennoch besteht kein Grund zur Sorge. Es geht ihr gut und ich wache Tag und Nacht an ihrer Seite.
    Bei uns ist die Lage unverändert. Meine Suche nach Informationen, der Grund meiner langen Abwesenheit, ist leider erfolglos verlaufen. Die Erkenntnis, wie wenig wir im Kampf gegen unsere Feinde in der Hand haben, ist ernüchternd, vor allem, wenn man bedenkt, dass sie uns offenbar immer einen Schritt voraus sind. Dennoch gibt es ebenso Erfreuliches zu berichten. Deine Mutter erzählte mir von einem alten Freund deines Großvaters, den sie in den Mauern dieses Schlosses kennenlernen durfte. Und als ich mich auf die Suche nach ihm begeben und schließlich den alten Grint erblickt habe, hat es auch meinem Herzen Erleichterung verschafft. Denn, wie du vielleicht weißt, sind auch ich und dein Großvater einst enge Freunde gewesen, die der Kampf ums Überleben mit den Jahren immer weiter voneinander entfernt hat. In glücklicheren Zeiten jedoch ist es mir vergönnt gewesen, das treue Weidemännchen kennenlernen zu dürfen. Und obgleich er von deiner Mutter den Auftrag hatte, dieses Buch niemandem außer ihr und dir auszuhändigen, hat er es mir dennoch überlassen. Ich bin ihm wohl in ebenso guter Erinnerung geblieben wie er mir, und das ist ein großes Glück für mich, denn die Zeilen, die deine Mutter an dich verfasst hat, berühren mich so tief, dass sie wie ein zarter Hoffnungsschimmer in meine Seele dringen. Und keines ihrer Worte ist übertrieben. Schließlich hast du ebenso mein Leben auf den Kopf gestellt wie das ihre. Und das auf eine wunderbare Weise, wie man sie nicht einmal erahnen kann, wenn man sie nie am eigenen Leib erfahren durfte. Wir lieben und vermissen dich, und es vergeht kein Tag, an dem der Gedanke an dich uns nicht mit Freude erfüllt. Du bist die Quelle unserer Kraft, der Ansporn, der uns immer wieder aufstehen lässt, wenn wir gefallen sind. Für dich werden wir diese Welt zu einem besseren Ort machen, denn du hast es verdient, in Freiheit zu leben. Schließlich bist du es auch, der uns mit jedem Mal von unserer Hoffnungslosigkeit befreit, wenn wir an dich denken.
    In Liebe dein Vater

Der Gezeichnete

    Als Arrow erwachte, fand sie sich inmitten eines wundersamen Gebirges wieder. Es bestand aus hellem Felsgestein und verfügte darüber hinaus über unzählige Terrassen, die im Grunde viele kleine, mit Wasser gefüllte Becken waren. Aus der Ferne betrachtet, so nahm sie an, hätte man es auch für einen Ozean halten können, der gen Himmel lief. Das türkisfarbene Wasser sah einladend aus, und die Sonne, die in voller Pracht über den Berggipfeln erstrahlte, ließ Arrow das Unheil, das über diese Welt hereingebrochen war, für einen Augenblick vergessen.
    Zwischen den vielen Becken führte eine ausladende Treppe in ein von Nebel verhülltes Tal und obgleich Arrow nicht wusste, warum sie hier war, folgte sie dem Pfad nach unten. Während sie die Stufen hinabging, konnte sie nicht umhin, hier und da in die kleinen Gewässer zu schauen. Bunte Fische tummelten sich darin, sprangen hinab, hinauf oder zur Seite, um von Becken zu Becken zu gelangen. Kraken hockten am Grund und Boote, die aus den Blüten übergroßer Seerosen gefertigt waren, trieben auf den Oberflächen. Zu gerne hätte Arrow gewusst, ob sie bemannt waren, doch dichte Sternblumenschleier versperrten die Sicht.
    Auf den ersten Blick schien dieser Ort das perfekte Paradies zu sein, doch je weiter sie die Stufen hinab schritt, desto mehr wich die Idylle einem besorgniserregenden Schauplatz. Fische trieben teilnahmslos im Wasser und ließen sich widerstandslos von größeren Raubfischen

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