Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sommersonnenwende (Winterwelt Trilogie) (German Edition)

Sommersonnenwende (Winterwelt Trilogie) (German Edition)

Titel: Sommersonnenwende (Winterwelt Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Stoye
Vom Netzwerk:
abschätzig hinzu. „Eine Zeitlang war es ganz nützlich, um dein Vertrauen zu gewinnen, in der Nacht jedoch, als es dich vor mir schützen wollte, wurde es lästig.“
    „Du hast ihn umgebracht?“, entgegnete sie entsetzt. „Das kann nicht sein. Perchtas Gefolgschaft war zur Jagd ausgezogen. Sie hätten dich in die Finger bekommen, wenn du dich dort herumgetrieben hättest.“
    Row grinste abschätzig. „Das sollte man meinen. Offenbar ist deine große Frau Perchta wohl doch nicht so unfehlbar, wie man sich erzählt. Und genau diese Tatsache hat es damals so einfach gemacht, ihrem Heer nach Nebulae Hall zu folgen und die restliche Drecksarbeit zu erledigen, nachdem es dort fertig war.“
    „Du hast all die Unschuldigen dort verschleppt? Was hast du mit ihnen gemacht?“
    „Genau das Gleiche wie mit deinem Kelpie“, erwiderte er. Dann sah er Dewayne an und fügte hinzu: „Und wie mit deinem Vater.“
    Arrow wandte sich nach ihrem Bruder um. Sie sah ihm in die Augen und versuchte, seine Gedanken zu ergründen, doch es nützte nichts, denn sein Blick war leer. Weder fand sich darin Böses noch Gutes. Zu gerne hätte sie in diesem Moment ausgeholt und beendet, was Dewayne begonnen hatte, doch sie wusste, dass dieses Recht nicht ihr gebührte. Und während die Perchten Torras Brüder mit sich zerrten, wandte sie sich von Row ab und verließ das Waldstück, auf dem er Perchta angegriffen hatte. Keylam, Neve und die übrigen folgten ihr. Und kurz darauf vernahm sie qualvolle Schreie. Einerseits versetzte es ihr einen Stich, denn sie wusste, dass sie nun einen langjährigen Weggefährten für immer verloren hatte. Andererseits war sie erleichtert, denn die Schreie stammten nicht von ihrem Bruder.
    „Wartet!“, rief Arrow, als sich die Perchten mit Connor und Braden zum Holunderwald aufmachen wollten. „Was waren eure Beweggründe?“, fragte sie die beiden stirnrunzelnd. „Habt ihr mir nicht vertraut?“
    „Dir vertraut?“, entgegnete Braden abschätzig. „Einer verweichlichten Frau, die sich Tag für Tag nur darum sorgt, den Tod ihres Vaters zu beweinen? Du hast doch nicht die geringste Ahnung von dem, was wir durchgemacht haben. Du warst nie eine von uns. Stattdessen hast du dich immer nur um dich selbst gekümmert. Allerorts wurde behauptet, wie ähnlich du Melchior wärst. Ich jedoch erkenne nicht das Geringste von ihm in dir. Wenn dem nämlich so gewesen wäre, hättest du es ebenso beenden wollen wie er. Wie wir alle! Und wenn du unser Schicksal geteilt hättest, hättest du dich ebenfalls einem Herrscher zugewandt, der die Fähigkeit besitzt, den Schmerz und alle anderen Gefühle von einem zu nehmen, um nie mehr darüber nachdenken zu müssen, wie man den nächsten Tag übersteht.“
    „Ihr denkt, dass es euch befreit hätte, wenn Laris euch zu einer von seinen Marionetten gemacht hätte?“, erwiderte sie bedauernd. „Hättet ihr dieses Dasein denn wirklich dem Tod vorgezogen?“
    Braden warf Connor einen Blick zu. „Keine von uns“, sagte er abschätzig. Und als sein Bruder ihm mit einem Nicken beipflichtete, wurde ihr klar, dass es keinen Sinn machte, die beiden vom Gegenteil zu überzeugen, denn sie waren bereits verloren.
    „In einem Punkt gebe ich dir recht“, entgegnete sie mitfühlend. „Ich habe euer Schicksal nicht geteilt. Doch ihr das meine ebenso wenig. Und was die Intensität meiner Trauer angeht, so hat vor allem sie mich näher zu euch und allen anderen Nyriden gebracht. Schließlich hat sie mir dabei geholfen, mich in euch hineinzuversetzen und euch zu verstehen. Könnt ihr von euch behaupten, das auch in Bezug auf mich versucht zu haben?“
    Die beiden Männer antworteten nicht. Stattdessen schnieften sie verachtend und wandten anschließend ihre Blicke ab. Arrow war bewusst, dass sie sie provozieren wollten, doch mit ihrem Vorgehen erreichten sie das genaue Gegenteil. Früher hätte sie sich auf diese Art vermutlich ein schlechtes Gewissen einreden lassen. Inzwischen wusste sie es jedoch besser. Denn nur jemand, der mit sich selbst im Reinen war und seine eigenen Dämonen hinter sich gelassen hatte, vermochte Größeres zu vollbringen. Was das betraf machte sie sich keinerlei Vorwürfe.
    „Torra hatte schon recht, was dich angeht“, wandte Connor schließlich doch noch einmal das Wort an Arrow. „Die ganze Macht, die du besitzt, geht einzig und allein von der Prophezeiung aus. Jeder andere hätte vollbringen können, was du vollbringst, solange es irgendwann irgendwo auf

Weitere Kostenlose Bücher