Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sommersonnenwende (Winterwelt Trilogie) (German Edition)

Sommersonnenwende (Winterwelt Trilogie) (German Edition)

Titel: Sommersonnenwende (Winterwelt Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Stoye
Vom Netzwerk:
lange auf dich.“
    Arrow zögerte einen Augenblick, trat dann jedoch vorsichtig näher. Als sie vor der Gestalt stand, hielt sie inne, in der Hoffnung, sie würde in irgendeiner Weise reagieren, doch es geschah nichts.
    „Hat sie dir gesagt, was sie von mir möchte?“, fragte Arrow an Emily gewandt. Doch bevor das Kind antworten konnte, hob die Gestalt ihren Kopf und ihre Kapuze glitt hinunter.
    Arrow wusste nicht, was sie sagen sollte, denn was sie sah, war, als würde sie in einen Spiegel blicken.
    „Was hat das zu bedeuten?“, fragte sie. Doch die Frau antwortete nicht und verzog auch keine Miene, sondern begann nur ganz unvermittelt zu weinen.
    Als Arrow sich nach Emily umschaute, war das Mädchen verschwunden und bevor sie sich wieder der Abaläe zuwandte, merkte sie noch, wie sie am Arm gepackt wurde und Emilys Stimme erklang.
    „Arrow, hilf mir bitte.“

    Als Arrow erwachte, schlug ihr das Herz bis zum Hals. Doch es war nicht nur der Traum, der ihr zu schaffen machte, denn neben ihr am Schaukelstuhl stand tatsächlich Emily, die sie aus pechschwarzen Augen anstarrte.
    „Irgendwas geschieht mit mir“, sagte das Mädchen mit einer sonderbaren Stimme. „Du musst mich schnell nach Hause bringen.“
    Keylam, der bis dahin friedlich im Bett geschlummert hatte, schreckte hoch und nahm Arrow Tyron ab. Kaum dass sie ihr schlafendes Kind übergeben hatte, sprang sie aus dem Schaukelstuhl auf, nahm das Mädchen, das so leicht wie eine Puppe war, auf den Arm und lief los.
    Sie lief durch die Gänge des Schlosses, als würde es kein Morgen geben. Sich in einen Wirbelwind zu verwandeln, kam ihr gar nicht in den Sinn, denn sie fühlte sich hilflos. Offenbar war nun eingetreten, wovor die anderen stets gewarnt hatten. Etwas aus der Unterwelt hatte Emily entdeckt und versuchte nun über sie in diese Welt zu gelangen. Doch wie kam sie jetzt am schnellsten zur Oberfläche? Und war dieser Weg auch kurz genug, um rechtzeitig da zu sein? Was, wenn sie es schaffte, jedoch kein Mitglied des Wilden Heeres antraf, weil die Jagdgesellschaft gerade ein anderes Gebiet ausspähte? Dann würde sie zum Holunderwald reisen müssen, was wiederum die Gefahr erhöhte, den Túatha Dé Danann in die Hände zu fallen.
    Ohne darüber nachzudenken lief Arrow zum See und stieg in eines der Eisboote. Behutsam setzte sie das Mädchen auf eine der Eisbänke und als sie sich aus der Umarmung löste, ließ es Arrow beinahe das Blut in den Adern gefrieren, denn von dem süßen, kleinen Kind war kaum noch etwas übrig. Ihre Augen glimmten blutunterlaufen, das Gesicht war blau angelaufen und ihre Lippen formten ein so abscheuliches Grinsen, wie Arrow es noch nicht einmal bei den abschreckendsten Kreaturen des Holunderwaldes gesehen hatte.
    „Emily!“, rief Arrow panisch, während das Boot wie durch Zauberhand ablegte. „Emily, bist du noch da?“
    Doch das Mädchen antwortete nicht, sondern verharrte regungslos mit der gleichen missgestalteten Grimasse wie zuvor.
    „Emily, ich weiß, dass du noch da bist! Du musst es einfach sein! Gib jetzt nicht auf. Wenn wir zusammen kämpfen, können wir es schaffen! Emily, bitte! Sag doch etwas!“
    Ohne das widerwärtige Lächeln abzulegen, formte das Kind seine Augen zu Schlitzen und antwortete mit verzerrter Stimme: „Doch, etwas.“ Dann sprang sie von ihrem Platz auf und versuchte, Arrow anzugreifen. Die reagierte jedoch gerade noch schnell genug, um sich in einen Wirbelwind verwandeln und am Ufer des Sees landen zu können. Schließlich sah sie zu, wie Emily kopfüber in den See stürzte und plötzlich war es still.
    Wie gebannt starrte Arrow auf den See, in der Hoffnung, dass etwas geschehen würde. Doch die spiegelglatte Oberfläche war ebenso schnell wieder zur Ruhe gekommen, wie sie gestört worden war. Nur am Rande bemerkte sie, wie sich hinter ihr die Leute versammelten und darüber tuschelten, was wohl gerade geschehen war.
    „Wo ist die Kleine?“, fragte Anne, die ebenfalls mit besorgten Blicken den See absuchte.
    Aber Arrow musste nicht antworten, denn vor ihnen erhob sich eine kleine Welle, die den Körper des Mädchens an Land spülte.
    Wie schon zuvor im Moor der Toten perlte das Wasser von Emily binnen eines Augenblicks ab und ihr Gesicht sah wieder genauso aus wie vorher. Als wäre sie aus einem Schockzustand erwacht, stürzte Arrow zu ihr auf den Boden, strich ihr über den Kopf und rüttelte sanft an ihrer Schulter.
    „Emily, ist alles in Ordnung? Bitte sag doch etwas.“
    Langsam

Weitere Kostenlose Bücher