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Sommersonnenwende (Winterwelt Trilogie) (German Edition)

Sommersonnenwende (Winterwelt Trilogie) (German Edition)

Titel: Sommersonnenwende (Winterwelt Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Stoye
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riesigen Saal schweifen ließ, konnte sie zunächst gar nicht begreifen, was da gerade mit ihr passierte. Hunderte Leute, allesamt in festliche, weiße Gewänder gehüllt, schauten zu ihr auf, und ganz am Ende der Halle thronte Frau Perchta auf einem prunkvollen Eissessel. Neben ihr standen Frau Gaude, der General und dahinter halbes Dutzend weiterer Perchten. Der gesamte Raum wurde von atemberaubend schönen Eisskulpturen geziert, die alle mit dem Weihnachtsfest in Verbindung standen – Weihnachtsbäume, Girlanden, Glocken, Schleifen und vieles mehr. Und wie der Weihnachtsbaum zuvor flackerten auch in ihnen unzählige kleine Flämmchen.
    „Was hat das alles zu bedeuten?“, murmelte Arrow mit zitternder Stimme. Und als sie Adam ansah und registrierte, dass er seine Maske abgenommen hatte, stockte ihr der Atem.
    „Wir haben es dir in der letzten Zeit nicht besonders leicht gemacht“, sagte er bedauernd. „Keylam hat uns daran erinnert, dass alles, was gerade geschieht, seine Gründe hat. Gründe, die sich uns im Moment vielleicht noch nicht erschließen. Er hat uns auch vor Augen geführt, dass du bei allem, was du tust, das Wohl aller im Sinn hast. Und nach dem, was du bisher für uns getan hast, möchten wir etwas davon zurückgeben. Dies ist unser Geschenk für dich.“
    Arrow blickte hinab zur Menge und als nach und nach jeder Gast seine Maske abnahm, damit seine Identität preisgab und den Perchten den Blick in die eigene Seele gewährte, hob sie überwältigt die Hände vor den Mund. Diese Geste bewies Mut und wahres Vertrauen in sie und ihre Entscheidungen. Und obwohl sie die Anzahl der Anwesenden auf nicht einmal ein Drittel aller geladenen Gäste schätzte, bedeutete ihr das, was in eben diesem Moment geschah, weitaus mehr, als die Gegenwart aller zusammen in Masken gehüllt.
    „Du solltest nicht hier oben stehen und weinen“, sagte Adam leise genug, dass niemand anders seine Worte hörte, „wenn dort unten das erste Weihnachtsfest mit deinem Kind auf dich wartet.“
    Überrascht strich sie sich über ihre Wangen. Sie hatte gar nicht mitbekommen, dass sie weinte und obwohl sie ihre Tränen gerne zurückgehalten hätte, konnte sie es nicht. Am Fuß der Treppe wartete Keylam, der ihr einen verträumten Blick zuwarf und einen lachenden Tyron in seinen Armen hielt.
    Gedankenverloren schritt sie die Stufen hinab und fragte sich die ganze Zeit über, ob das gerade wirklich passierte oder einfach nur der schönste Traum in ihrem ganzen Leben war. Und selbst als sie neben Keylam stand, der ihr den gemeinsamen Sohn reichte, fand sie noch immer keine Worte für das Gefühlschaos, das gerade in ihr tobte.
    „Ist das real?“, flüsterte sie schließlich, während die Tränen noch immer über ihre Wangen liefen.
    Zärtlich strich Keylam über ihr Gesicht und küsste ihre Stirn. Er antwortete nicht, sondern lächelte nur. Dann nahm er Arrow den kleinen Tyron wieder ab und sagte: „Es ist an der Zeit zu tanzen.“

    Abschied

    Als Arrow gegen Mittag erwachte, fühlte es sich noch immer nicht real an. Eine ganze Weile lag sie einfach mit ihrem Sohn auf der Brust nur im Bett, sandte verträumte Blicke gen Decke und ließ die letzte Nacht noch einmal Revue passieren.
    Bevor um Mitternacht die Musik verstummt war, hatten sie getanzt, gespeist und mit den wenigen Kindern, die bei dem Fest dabei gewesen waren, Bescherung gefeiert. Anfangs waren die Perchten noch kritisch beäugt worden, doch spätestens nachdem die Gespräche im Anschluss an das Fest begonnen hatten, war es den Gästen gelungen, einen Großteil ihrer Scheu abzulegen. Über mehrere Stunden hatten sie es gemeinsam geschafft, einen Plan auszuarbeiten, mit dem Ziel, die Nyriden wieder in ihr normales Leben zu integrieren.
    Die Zwerge hatten berichtet, dass das Moorschattengewächs gute Arbeit leistete und sie damit rechneten, dass Nebulae Hall gegen Ende der Raunächte von den gefährlichen Gasen, die sich dort über die Jahre angestaut hatten, befreit wäre. Somit stand also auch ein Zeitpunkt für die Umsiedlung fest. Frau Perchta hatte bestimmt, dass Arrow die Geister während der gesamten Integrationsdauer beaufsichtigen solle, und auf Arrows Bitte hin hatten sich viele Freiwillige gemeldet, die ihr bei dieser Aufgabe ihre Unterstützung zugesichert hatten. Unter ihnen waren auch zwei Männer namens Kenan und Dustin. Den beiden mangelte es nicht an Selbstvertrauen, und sie würden sich im Notfall selbst zu helfen wissen. Woran Arrow jedoch inzwischen

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