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Sommersonnenwende (Winterwelt Trilogie) (German Edition)

Sommersonnenwende (Winterwelt Trilogie) (German Edition)

Titel: Sommersonnenwende (Winterwelt Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Stoye
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den Weg zum Moor der Toten absichern.“
    Arrow warf Bon verwunderte Blicke zu. Stirnrunzelnd hatte der Riese den Zankereien gelauscht. Er hatte nie verstanden, warum Dewayne und Smitt kein einziges, vernünftiges Gespräch miteinander führen konnten. Dennoch tolerierte er es, da es den beiden die Gelegenheit bot, sich abzureagieren. Vor allem in Hinblick auf die ungewisse Zukunft lagen immer wieder Spannungen in der Luft. Und obwohl Dewayne in Abaläss um einiges mehr aus sich rauskam als anderswo, vermochte es es trotz allem nicht, ihn ganz zur Ruhe zu bringen. Smitt hingegen schien gegen jede Art von Ausgeglichenheit absolut immun zu sein. Weder konnte ihm dieser Ort etwas anhaben noch das Baldriankraut, das ihm Sally von Zeit zu Zeit unter sein Essen gemischt hatte.
    „Du hattest recht“, beantwortete der Riese Arrows fragende Blicke. „Sie ist wirklich eine überaus erstaunliche Person. Ich habe mich gestern lange mit ihr unterhalten und wenn mein Gefühl mich nicht täuscht, was es im Übrigen nie tut, dann hat sie nicht besonders viel mit der gefürchteten und erbarmungslosen Frau aus den Legenden gemeinsam.“
    „Dann kommt ihr Emilys Bitte nach und lasst Frau Perchta die Seelen holen, um sie zur letzten Ruhe zu betten?“
    „Das ist unser Plan.“

    Bis zum Ende der Raunächte stattete Arrow Nebulae Hall immer wieder einen Besuch ab. Sie wollte selbst in Augenschein nehmen, in welchem Zustand sich das hohle Gebirge befand und sich auch sonst noch einmal mit dem Ort vertraut machen. Angesichts der Aufgabe, mit der sie betraut worden war, bestand sie darauf, jeden Winkel und jeden abgelegenen Ort zu kennen, um nicht Gefahr zu laufen, dass ihr etwas entging.
    Das Schloss befand sich in einem trostlosen Zustand. Pflanzen, die dort einst geblüht und die Mauern geziert hatten, hingen verrottet in jeder Ecke und bildeten hier und da eine schleimige Substanz, die den Boden bedeckte. Die Landschaft wirkte überaus ungemütlich und der Wald mit seinen toten Bäumen erschien noch weniger einladend als das Reich von Frau Perchta.
    Bon begleitete sie bei ihren täglichen Expeditionen. Er zeigte ihr einen alten Garten abseits des Schlosses, in dem die Sylphen gern getanzt hatten, und führte sie auch an schwer zugängliche Bereiche der Höhle. Es war erstaunlich, wie gut er sich auskannte. Sein Wissen über diesen Ort war für sie von unschätzbarem Wert. So erzählte er beispielsweise auch, dass das Felsgestein über feine Kristalladern verfügte, die das Sonnenlicht der Oberfläche speichern und Nebulae Hall nach innen beleuchten würden. Allerdings sei es nie ausreichend gewesen, um eine Pflanze gedeihen zu lassen. Dafür, so sagte er, hatte es einst eine andere, künstliche Lichtquelle gegeben, die seit der Verwüstung allerdings verschollen war.
    „Sollen wir irgendwas an diesen Ort bringen, das dir und den anderen den Aufenthalt erleichtert?“, fragte der Riese, als sie von der Terrasse aus über die trostlose Landschaft blickten.
    „Ich glaube, um das zu erreichen, müsstest du die gesamte Höhle in die Luft jagen. Und wenn du das tätest, stünden wir vor einem ganz anderen Problem“, entgegnete sie mit hochgezogenen Augenbrauen. „Wenn ich es mir recht überlege, wären gute Betten aber sicherlich von Vorteil. Erholsamen Schlaf werde ich dann vermutlich auch nicht finden, doch es könnte die Sache erträglicher machen.“
    Bon nickte. „Sonst noch etwas?“
    „Nein. Vor uns haben es schon einmal ganz andere geschafft, aus dem Wenigen, das hier zu finden ist, einen bewohnbaren Ort zu machen. Ich möchte es nicht einfacher haben als mein Vater seinerzeit. Entweder wir schaffen es mit dem, was wir haben, oder gar nicht.“
    „Du weißt, dass du es dir nicht so schwer machen musst?“, fragte Bon mitfühlend.
    „Doch, das muss ich“, entgegnete sie bestimmt. „Den Nyriden wird hier eine neue Chance gegeben. Das ist mehr, als man jedem anderen Volk zugestände, das sich so verhalten hätte. Und das auch nur, weil diese Welt ohne sie sterben würde. Hätten sie noch mehr Vorteile, bestünde vielleicht irgendwann die Gefahr, dass sie in ihrer Arroganz dieselben Fehler noch einmal begehen.“
    „Diese Möglichkeit gibt es immer“, redete der Riese auf sie ein. „Das kann heute geschehen oder morgen oder zu einer Zeit, zu der keiner von uns mehr auf dieser Erde wandelt.“
    „Mag sein. Doch das werde ich ihnen nicht auf einem goldenen Teller servieren.“

    Als Arrow am Abend zur Schlossanlage

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