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Sommersonnenwende (Winterwelt Trilogie) (German Edition)

Sommersonnenwende (Winterwelt Trilogie) (German Edition)

Titel: Sommersonnenwende (Winterwelt Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Stoye
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unter dem Türschlitz in den Gang verschwunden. Aufgeregt öffnete sie die Tür und folgte ihm den Flur hinunter. Niemand war um diese Zeit im Schloss unterwegs und Arrow war dermaßen auf das Efeublatt fixiert, dass ihr nicht einmal auffiel, dass keiner der Perchten am Eingang Wache hielt. Ehe sie sich versah, verschwand es hinter einem Haufen Gestrüpp, das an der Wand eines Nebenganges lehnte. Eilig riss sie es beiseite und erstarrte. Hinter dem Unrat verbarg sich einer der vielen Spiegel, hinter denen sich der unterirdische Gebirgssee befand. Auf ihrer ersten Entdeckungstour durch das Schloss hatte sie dahinter voller Begeisterung kleine Fische und Wassermenschen beobachtet. Ihr zweiter Ausflug in das kühle Nass wäre für sie jedoch beinahe tödlich geendet. Ein Finsterling hatte im Wasser auf sie gelauert und sie um ein Haar verspeist, wäre ihr damals nicht Neve zu Hilfe geeilt. Dieses Mal jedoch bezweifelte sie, dass die Elfe oder irgendjemand sonst anwesend war, um sie aus einer weiteren Notlage befreien zu können.
    Aber war es tatsächlich notwendig, sich wegen derlei Dinge zu sorgen? Dieses Mal war es schließlich anders. Im Falle einer Gefahr konnte sie sich in einen Wirbelsturm verwandeln und würde einem Angreifer auch so entkommen. Und überhaupt, wer sagte denn, dass Elaine sie in eine solche Lage bringen würde?
    Das Efeublatt trieb hinter dem Spiegel im Wasser und tanzte dabei langsam um die eigene Achse. Vielleicht war dies ihre einzige Chance, die Grüne Lady noch einmal wiederzusehen. Waren es ihre Befürchtungen tatsächlich wert, diese zu vertun?
    Plötzlich schwamm das Blatt davon. Entschlossen ballte Arrow ihre Hände zu Fäusten, trat einige Schritte zurück und holte tief Luft, bevor sie, so schnell sie konnte, Anlauf nahm und sprang.
    Ihre anfängliche Angst schwand schnell, als sie in das unerwartet warme Wasser eintauchte. Sie brauchte einen Moment zur Orientierung, doch sobald sie das Efeublatt ausgemacht hatte, schwamm sie los und konnte überraschenderweise eine ganze Menge in dem Wasser ausmachen. Das war ungewöhnlich, denn sie war sicher, dass sie bei ihrer Begegnung mit dem Finsterling nicht halb so weit hatte sehen können. Es musste irgendwo eine Lichtquelle geben, die möglicherweise einst dafür gesorgt hatte, dass hier Leben existieren und sich entwickeln konnte.
    Ihr Weg führte sie an Felshängen und unterirdischen Tunneln vorbei, von denen sie sicher war, dass sie zu tief lagen, um ebenfalls ins Schloss zu führen. Sie entdeckte abgestorbene Pflanzen und nicht weit entfernt das Skelett eines Fisches, der zu Lebzeiten die Größe eines Wales gehabt haben musste.
    Je weiter sie vorankam, desto heller wurde es. Kristalle im Felsgestein funkelten hell wie Sterne, denn sie reflektierten das Licht, das den See durchzog. Hinter einer Abzweigung entdeckte sie schließlich eine übergroße, gläserne Kugel, unter der unzählige Sonnenstrahlen von einer Seite zur anderen huschten. Arrow kannte ein solches Gefäß, denn sie selbst hatte ein wesentlich kleineres schon oft in ihren Händen gehalten. Diese Gläser dienten als Lichtquelle, waren jedoch überaus gefährlich, wenn man einen Zwerg seinen Freund nannte. Nicht umsonst lebte dieses Volk im Untergrund. Sonnenstrahlen waren für Zwerge absolut tödlich, und auch wenn die Strahlen in dem Glas gefangen zu sein schienen, so trat dennoch stets eine winzige Menge nach außen und konnte jeden Zwerg, der ihm zu nahe kam, umgehend in Stein verwandeln. Und das schon bei einem so kleinen Gefäß, dass es in eine Tasche passte. Nicht auszudenken, was ein Glas solchen Ausmaßes anrichtete, wie sie es in diesem Augenblick vor sich hatte.
    Zu gerne hätte Arrow den Lichtkörper weiter erkundet, doch das drückende Gefühl in ihrem Brustkorb erinnerte sie daran, möglichst schnell wieder Luft schnappen zu müssen. Sie sah sich um. Von dem Blatt fehlte plötzlich jede Spur. Gleichzeitig verspürte sie ein Schwindelgefühl. Sie hatte sich verschätzt und war schon viel zu lange unter Wasser. Was sie gerade eben noch klar und deutlich erkennen konnte, verlor nun an Umrissen. Nur undeutlich nahm sie eine Bewegung im Wasser wahr. Sie war hier nicht allein. Etwas umkreiste sie gekonnt schnell. Es musste etwas sein, das sich in diesem Element zuhause fühlte. Ob Finsterlinge wohl derart gute Schwimmer waren?
    Plötzlich hielt das Geschöpf vor ihr inne, doch obgleich sie erkannte, dass es sich nicht um einen Finsterling handelte, fuhr es ihr

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