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Sommersonnenwende (Winterwelt Trilogie) (German Edition)

Sommersonnenwende (Winterwelt Trilogie) (German Edition)

Titel: Sommersonnenwende (Winterwelt Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Stoye
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sie gekommen ist.“
    „Denkst du, dass sie verzaubert wurden, um uns in die Irre zu führen?“
    „Daran haben wir auch schon gedacht und diejenigen, die wir in diesem Zustand vorgefunden haben, in ein Verlies gesperrt. Doch sie reagieren kaum auf etwas. Ich würde sogar so weit gehen zu behaupten, dass sie verhungern würden, wenn wir ihnen nicht befehlen würden, etwas Essbares zu sich zu nehmen.“
    „Und hast du eine Vermutung, was mit ihnen geschehen ist?“
    „Ich fürchte, dieses Mal bin sogar ich ratlos.“

    Lieber Melchior,
    sicher wird es dich freuen zu hören, dass sich der Wortschatz deiner Tochter inzwischen beinahe täglich erweitert. Einige ungehörige Ausdrücke, von denen ich annehme, dass nur Dewayne sie ihr ins Ohr gesetzt haben kann, befinden sich ebenfalls darunter. Aber sei unbesorgt, ich werde nichts unversucht lassen, sie ihr wieder abzugewöhnen.
    Ansonsten harmonieren die beiden ganz ausgezeichnet miteinander. Es lässt einem das Herz aufgehen zu sehen, wie er sie an die Hand nimmt und mit ihr den Garten erkundet oder ihr vor dem Schlafengehen selbst erdachte Geschichten erzählt. Von Zeit zu Zeit habe ich sogar das Gefühl, dass die gute Arrow im Hinblick auf Dewayne das Beste war, was uns hätte passieren können. Die anderen Kinder im Ort meiden ihn, und obgleich das seiner Sicherheit dienlich ist, bricht es mir das Herz, ihn als Außenseiter zu sehen. Er ist so ein guter Junge und hat das Zeug, eines Tages die Welt zu verändern. Und ungeachtet der Flausen, die er unserer Arrow in den Kopf setzt, führt er sie auf einen guten Weg. Ich fürchte allerdings, dass ich mit den beiden, je mehr sie sich dem Teenageralter nähern, alle Hände voll zu tun haben werde. Doch sie vermissen dich sehr und fragen jeden Tag nach dir. Bleib bitte nicht mehr allzu lange fern. Deine Kinder brauchen dich.
    Anne

    Arrow hatte gehofft, dass es sie auf andere Gedanken bringen würde, in dem Geminusbuch zu lesen, doch es half nur bedingt. Was Bon berichtet hatte, bereitete ihr Kopfzerbrechen. Was konnte dort nur geschehen sein? War es vielleicht sogar möglich, dass dieses Verhalten früher schon einmal aufgetreten war, zu der Zeit, als die Túatha Dé Danann noch die rechtmäßigen Herrscher ihres Volkes gewesen waren?
    Sie betrachtete das Weidemännchen, das, seit es das Buch an Arrow übergeben hatte, nicht mehr aus seinem Schlaf erwacht war. Anfangs hatte ihr das Sorgen bereitet, doch wie so oft hatte Bon sie beruhigen können. „Bei Bäumen vergeht die Zeit anders als bei uns“, hatte er gesagt. „Und auch, wenn es sich bei ihm nicht wirklich um einen Baum handelt, so sind sie doch sehr nahe Verwandte.“
    Grübelnd blickte sie aus dem Fenster. Dies war die erste Nacht, in der die Nyriden sich nicht dem Schloss näherten und sie fragte sich, ob das wohl an ihrem Besuch im Wald lag. Gleich danach kamen ihr wieder Bons Worte und Annes Brief in den Sinn. Dann holte sie tief Luft und lehnte ihren Kopf, der langsam zu schmerzen begann, an die kühle Wand. Zurzeit gab es zu viele Dinge, die ihre Gedanken einnahmen, zu viele Fragen, auf die sie keine Antwort kannte. Und obwohl sie wusste, dass es sich mit einem ausgeschlafenen, klaren Kopf besser denken ließ, suchte sie weiterhin so krampfhaft nach Lösungen, dass sie nur stumpf den kleinen Schatten wahrnahm, der draußen im Wind vor ihrem Fenster tanzte und mit einem Stoß auf ihrer Bettdecke landete. Einen Moment lang betrachtete sie abwesend das kleine Etwas. Sobald ihr jedoch bewusst wurde, dass es sich um ein grünes, saftiges Efeublatt handelte, schreckte sie hoch. Aus Angst, es könnte ebenso schnell wieder verschwinden, wie es gekommen war, griff sie eilig danach. Beinahe hatte sie es schon nicht mehr zu hoffen gewagt, doch dies war eindeutig eine Botschaft, denn hier in Nebulae Hall, wo noch immer alle Blumen und Pflanzen verdorrt die gesamte Höhle säumten, konnte das kein Zufall sein. Doch was sollte sie nun tun? War es vielleicht nur ein Zeichen der Grünen Lady, dass sie sie nicht vergessen hatte?
    Arrow drehte und wendete das Blatt, doch es enthielt eindeutig keine Botschaft. In einem Anflug von Enttäuschung legte sie es auf ihre flache Hand und betrachtete es eingehend, als würde sie darauf warten, dass etwas geschah. Dann, ganz unerwartet, wurde es von einem kräftigen Windstoß wieder davongetragen.
    Geschwind sprang sie aus dem Bett und folgte dem Blatt. Sie wollte es wieder einfangen, aber ehe sie danach greifen konnte, war es

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