Sommersonnenwende (Winterwelt Trilogie) (German Edition)
normales Leben zurückzuführen, kehrte mit jedem Atemzug mehr und mehr zurück. Am liebsten wäre sie ihm sofort in die Arme gelaufen. Da sie aber nach wie vor darum bemüht war, ihre Unsicherheit vor den anderen zu verbergen, erhob sie sich nur langsam von ihrem Platz und ging auf ihren Freund zu.
„Entschuldige die Verspätung“, sagte er mit einem gut gelaunten Grinsen auf den Lippen. „Ich hätte schon viel früher hier sein wollen, doch es haben sich einige Komplikationen ergeben.“
„Ist Keylam etwas zugestoßen?“, fragte sie erschrocken.
„Ihm geht es gut. Und bevor du weitere Fragen stellst, Adam, dein Bruder und seine Familie sind auch nach wie vor in Sicherheit. Die Komplikationen, von denen ich rede, sind anderer Natur und ich bin nicht wirklich sicher, was du davon halten wirst. Zwar gibt es wesentlich schlimmere Dinge, aber ...“
„Bon, bitte!“, unterbrach sie den Riesen ungehalten, „Hör auf, um den heißen Brei herum zu reden und sag endlich, was los ist.“
Er sah ihr noch einmal tief in die Augen und für einen Moment hatte es den Anschein, als wolle er etwas sagen. Letzten Endes schwieg er jedoch und trat stattdessen resignierend beiseite. In der Dunkelheit erblickte Arrow unzählige Personen, die eigentlich in Abaläss hätten sein sollen. Neben der Tatsache, dass es sowohl Leute waren, die dem Weihnachtsabend beigewohnt hatten, überraschte sie vor allem, dass auch welche unter ihnen waren, die sich mit Haut und Haaren dagegen gesträubt hatten, Frau Perchta und ihr Gefolge kennenzulernen. Unter ihnen Torra sowie ihre Brüder Connor und Braden, die Arrows altes Zuhause im Bergdorf bezogen hatten, nachdem sie und Anne sich im Schloss niedergelassen hatten.
„Wir möchten mithelfen“, sagte Braden eingeschüchtert.
„Mithelfen?“, erwiderte Arrow erstaunt. „Bisher ist kaum etwas geschehen. Im Grunde gibt es nichts, das ihr tun könnt.“
„Das ist uns egal“, entgegnete Torra. „Wir möchten da sein, wenn unsere Hilfe gebraucht wird. Und ... wir möchten sie kennenlernen.“
Arrow musterte Bon verwirrt und hoffte, in seinem Blick etwas zu finden, das ihr die Entscheidung über den Verbleib der Neuankömmlinge abnahm. Doch dieses Mal war es ihr allein überlassen, denn obwohl der Riese sie in das Schloss gebracht hatte, sprach er sich eindeutig nicht dafür aus, sie auch dort bleiben zu lassen. Ebenso wenig machte er Anstalten, ihr zu bedeuten, dass es falsch sein könnte.
Nachdenklich schaute Arrow zu den anderen. Noch hatten sie nicht mitbekommen, dass Bon dieses Mal nicht allein gekommen war. Sie saßen dort, unterhielten sich darüber, wie viel gemütlicher es plötzlich im Schloss geworden war und verbrachten zum ersten Mal seit ihrer Ankunft einen gemütlichen Abend miteinander. War es da ratsam, diese Atmosphäre nun so mir nichts dir nichts über den Haufen zu werfen? Einerseits war es natürlich gut möglich, dass die Ankunft der anderen nichts daran ändern, bestenfalls sogar noch weiter auflockern würde. Auf der anderen Seite jedoch konnte es Verunsicherung hervorrufen und sie müssten wieder ganz von vorn anfangen. Schließlich blieb ihr Blick an Elon hängen und wie so oft seit jener Nacht dachte sie an das Gespräch zurück, das sie geführt hatten, und an ihre Worte, dass jeder Nyride diese Leere in sich spüren würde, die die Teilung einst hinterlassen hatte. So viele Jahre hatten sie sich danach gesehnt, endlich wieder vereint zu sein, oder wenigstens das andere, fehlende Stück ihres Herzens wiederzufinden. War es da nicht absolut unangemessen, es ihnen weiter vorzuenthalten? Aber mehr Leute bedeuteten auch mehr Arbeit für die Perchten und sie selbst. Wenn die Anzahl der Schlossbewohner nicht mehr überschaubar war, konnte auch niemand für ihre Sicherheit garantieren. Und letzten Endes waren nicht die Seelen der Grund, warum Arrow an diesem Ort war, sondern die Geister. Ziel dieser Mission war es, sie wieder in ihr altes Leben zu integrieren und nicht, andere vor ihnen zu schützen.
„Es tut mir leid, aber ich muss eure Bitte ablehnen“, sagte Arrow entschlossen. „Unser Proviant ist jetzt schon mehr als überschaubar und auch die sonstigen Umstände lassen keine weitere Aufnahme zu.“
„Aber der Proviant, den wir mitgebracht haben, wird uns alle wenigstens zwei Wochen satt machen“, entgegnete Torra entgeistert. „Und auch für die Beschaffung weiterer Vorräte wird bereits gesorgt.“
„Und was ist mit eurer Sicherheit? Ich kann sie
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