Sommerzauber
verhalten habe.“
„Du benimmst dich wirklich unmöglich. Tante Alice macht auf jeden Fall einen ziemlich gekränkten Eindruck.“
„Ach ja? Ich wette, du kannst es nicht mehr erwarten, sie zu trösten“, erwiderte Laura höhnisch.
„Das ist doch Unsinn. Weißt du eigentlich, wie gut du es hast, dass deine Mutter immer für dich da ist? Wenn du ein Problem hast, dann kannst du jederzeit mit ihr darüber reden und musst nicht warten, bis sie abends von der Arbeit heimkommt. Weißt du das überhaupt zu schätzen? Deine Mutter hat es auf jeden Fall nicht verdient, so behandelt zu werden.“
Nach diesen Worten drehte sich Hannah um und lief ins Haus zurück. Laura blickte ihr verdutzt hinterher.
5
„Was hat sie denn damit gemeint?“, fragte Laura Sternenschweif. „Es ist doch nicht so, dass ihre Mutter nicht für sie da wäre. Auf jeden Fall hat sie kein Recht, mir zu sagen, wie ich mit meiner Mutter zu reden habe.“
Sternenschweif legte seinen Kopf an Lauras Bauch und schnaubte beruhigend. Laura starrte vor sich hin.
„Natürlich war es nicht in Ordnung, dass ich meine Mutter so angefahren habe“, räumte sie ein. „Aber ich war so wütend. Immer dreht sich alles nur um Hannah.“
Laura blieb noch eine Weile bei Sternenschweif, dann ging sie ins Haus zurück. Sie half ihrer Mutter das Abendessen vorzubereiten. Mrs Foster bemühte sich, die angespannte Atmosphäre durch einen munteren Plauderton aufzulockern. Sie erzählte, an was für einem Buch sie gerade schrieb und welche Ideen sie dafür hatte. Lauras Mutter war nämlich Kinderbuchautorin. Laura war dankbar, dass sie nicht viel zum Gespräch beitragen musste und ihre Mutter offensichtlich nicht mehr sauer war.
Nach dem Abendessen ging Laura früh in ihr Zimmer. Mrs Foster schaute mit Hannah noch irgendeinen Liebesfilm im Fernsehen an. Doch kurz darauf kam auch Hannah nach oben. Laura löschte schnell das Licht. Sie vergrub den Kopf in die Kissen und stellte sich schlafend.
„Laura, bist du noch wach?“, fragte Hannah flüsternd. „Vielleicht können wir noch mal reden? Ich habe es vorhin nicht so gemeint.“
Doch Laura reagierte nicht. Hannah seufzte und schlüpfte ins Bett.
Am nächsten Morgen stand Laura ganz früh auf. Sie schlich sich ins Bad und hoffte, dass Hannah nicht aufwachte. Sie hatte keine Lust, mit ihr zu reden. Sollte sie doch den ganzen Tag mit ihrer Mutter verbringen. Laura wollte stattdessen lieber Grace und ihr Pony Nachtwind besuchen. Nachtwind war nämlich auch ein Einhorn. Das hatte Laura gemeinsam mit Sternenschweif herausgefunden, als Nachtwind noch ein Fohlen war. Sternenschweif hatte Nachtwind auch bei seinen ersten Flugversuchen geholfen.
Laura machte sich in der Küche rasch ein Brot zurecht, trank ein Glas Orangensaft und ging dann zu Sternenschweif.
„Was hältst du davon, wenn wir heute Grace und Nachtwind besuchen?“, fragte sie ihn zur Begrüßung. Sternenschweif schnaubte und stupste mit der Nase gegen die Futterkiste.
„Ja, natürlich bekommst du zuerst etwas zu fressen“, erklärte Laura mit einem Grinsen. Solange Sternenschweif sich sein Frühstück schmecken ließ, erneuerte Laura sein Wasser und füllte das Heunetz auf. Dann mistete sie den Stall aus, während Sternenschweif auf der Koppel graste. Schließlich putzte und striegelte sie ihn, und dann ritten sie los. Im Haus war noch alles ruhig. So konnten sie die Farm unbemerkt verlassen.
Grace freute sich, Laura und Sternenschweif zu sehen.
„Das ist ja nett, dass ihr uns besuchen kommt“, begrüßte sie sie. „Bei der Ponyparty konnten wir gar nicht richtig miteinander reden. Es war einfach zu viel los.“
„Stimmt, aber es war wirklich ein toller Tag. Es hat allen Spaß gemacht.“
„Das glaube ich auch“, erwiderte Grace. Sie streichelte Sternenschweifs Hals. „Ich wollte mit Nachtwind heute ein bisschen an den Fluss. Wollt ihr nicht mitkommen?“
„Ja, gerne“, freute sich Laura. „Wenn du willst, trägt Sternenschweif uns beide, und Nachtwind läuft nebenher.“ Nachtwind war noch zu jung, um ihn zu reiten.
„Einverstanden“, antwortete Grace. „Ich packe noch schnell etwas für ein kleines Picknick ein.“
Sie lief ins Haus und kam kurz darauf mit einem Rucksack zurück. Laura stieg auf, und Grace setzte sich hinter sie. Nachtwind führte sie am Führstrick neben sich. Sie nahmen den Feldweg, der zwischen hohen Maisfeldern zum Fluss hinunterführte.
„Was machen Nachtwinds Flugkünste?“, erkundigte sich
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