Sommerzauber
Laura.
„Er ist mittlerweile richtig gut“, erklärte Grace voller Stolz. „Sooft ich kann schleiche ich mich nachts zu ihm, um ihn zu verwandeln. Manchmal reden wir dann einfach auch nur. Aber wenn es nicht zu spät ist, dann dreht Nachtwind gerne noch eine Runde. Ich freue mich schon so darauf, irgendwann mit ihm fliegen zu können.“
„Das kann ich mir gut vorstellen“, erwiderte Laura. „Für mich und Sternenschweif gibt es nichts Schöneres.“
Als sie am Fluss angelangt waren, führten sie die Pferde ins Wasser. Sie standen da und schienen das kühle Nass zu genießen. Ab und zu senkten sie den Kopf, um zu trinken. Dann banden die Mädchen sie am Ufer fest und legten sich ins Gras. Sie schauten in den blauen Himmel und unterhielten sich über alles Mögliche. Nach einiger Zeit warf Grace einen Blick auf die Uhr. „Ich glaube, ich muss wieder zurück. Ich habe meiner Mutter versprochen, ihr noch bei der Stallarbeit zu helfen. Im Sommer ist bei uns immer so viel los.“
Die Mädchen ritten zum Reiterhof zurück. Mrs Wakefield trat gerade aus ihrem kleinen Büro, als sie auf den Hof ritten.
„Gut, dass du da bist, Grace. Auf uns wartet noch eine Menge Arbeit. Ich bin noch nicht sehr weit gekommen, weil gerade ein paar Interessenten da waren, die ihr Pferd vielleicht unterstellen wollen. Und übermorgen ist schon das Turnier im Nachbarort. Drei von unseren Pferden werden mitmachen. Da müssen wir noch einiges vorbereiten.“
„Das klingt wirklich nach viel Arbeit“, stellte Laura fest.
„Kann man so sagen“, erwiderte Mrs Wakefield seufzend.
Laura kam ein Gedanke. „Wenn Sie möchten, dann komme ich morgen vorbei und helfe Ihnen.“
„Hättest du denn Zeit?“, fragte Mrs Wakefield überrascht. „Du hast doch gerade deine Cousine zu Besuch. Deine Mutter hat sie mir bei der Ponyparty kurz vorgestellt.“
„Ach, das macht nichts“, erwiderte Laura mit einer wegwerfenden Handbewegung. „Sie verbringt sehr gerne ihre Zeit mit meiner Mutter. Es wird den beiden gar nicht auffallen, wenn ich ein paar Stunden weg bin.“
„Wenn du meinst“, erwiderte Mrs Wakefield etwas zögernd. „Also wenn es wirklich kein Problem ist, dann würde ich mich natürlich sehr freuen. Ich bin momentan froh um jede helfende Hand.“
„Gut, dann bin ich morgen früh da“, erklärte Laura. Sie verabschiedete sich und machte sich auf den Heimweg.
Nachdem sie Sternenschweif versorgt hatte, ging Laura ins Haus. Hannah und Mrs Foster waren in der Küche und putzten Salat für das Abendessen. Lauras Mutter warf ihr einen fragenden Blick zu.
„Hallo“, murmelte Laura. „Ich habe Grace und Nachtwind besucht.“ Noch bevor ihre Mutter etwas erwidern konnte, drehte Laura sich um und fing an, den Tisch zu decken. Sie war froh, dass ihre Mutter keine weiteren Fragen stellte.
Nach dem Abendessen ging Laura direkt in ihr Zimmer. Hannah half ihrer Mutter, den Wickeltisch für das Baby einzuräumen. Als sie schließlich ins Zimmer kam, stellte sich Laura wie am Abend vorher schlafend. Diesmal fragte Hannah zum Glück nicht, ob sie reden könnten. Sie schlüpfte in ihr Bett und löschte das Licht. Laura freute sich, bald wieder allein in ihrem Zimmer zu schlafen. Sobald Hannah weg war, hätte sie auch wieder den Kopf frei, um ihren Aufgaben als Hüterin nachzukommen. Schließlich war es eine Ehre, von den Ältesten als Hüterin auserwählt zu werden, um anderen Einhörnern und ihren Freunden zu helfen. Und nun hatte Laura schon seit Wochen ihre Pflichten vernachlässigt. Und solange Hannah da war, war es viel zu gefährlich, sich nachts zu Sternenschweif zu schleichen. Laura hatte ein schlechtes Gewissen. Mit dem festen Vorsatz, gleich nach Hannahs Abreise ihre Aufgaben wieder in Angriff zu nehmen, schlief sie schließlich ein.
6
Am nächsten Morgen war Laura erneut früh wach. Sie schlich sich ins Bad, zog sich leise an und verließ das Zimmer. Als sie nach unten ging, hörte sie ihre Mutter in der Küche mit dem Geschirr klappern.
„Du bist ja früh munter, Laura“, begrüßte sie sie.
„Du aber auch“, entgegnete Laura.
„Ich habe nicht sehr gut geschlafen“, erklärte Mrs Foster. „Das Baby war sehr unruhig und hat mich dauernd getreten.“
„Es ist aber alles in Ordnung?“, erkundigte sich Laura besorgt.
„Ja, ja“, erwiderte Mrs Foster, „mach dir keine Gedanken.“
Laura nahm ein Stück Brot und das Marmeladenglas. Ihre Mutter setzte sich mit einer Tasse Tee zu ihr.
„Ich hoffe, dass du
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