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Sommerzeit

Titel: Sommerzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mari Jungstedt
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klappte ihn auseinander, legte Elins Tasche mit Windeln, Nuckelflasche mit Wasser und dem Schmusetier nach unten, hob ihre Tochter aus dem Auto, küsste sie in den Nacken, setzte sie in den Buggy und steckte ihr den Schnuller in den Mund. Strich ihr dünnes Baumwollkleid und ihre zum Pferdeschwanz gebundenen Haare glatt. Die Haare waren gewachsen und fielen ihr tief in den Rücken. Sie ging jetzt in Richtung Almedalen. Der schöne Park lag außerhalb der Stadtmauer von Visby, eine Oase zwischen Stadt und Hafen.
    Die Sonne brannte, und es war schon jetzt heiß. Der Park war um diese frühe Stunde noch ziemlich leer. Eine ältere Dame saß auf einer Bank und warf den Enten auf
dem Teich Brotkrümel hin, und zwei morgenmuntere Mütter mit kleinen Kindern hatten sich auf Decken im Gras niedergelassen. Ansonsten sah Emma vor allem Touristen auf dem Weg zu den Booten im Hafen oder mit Strandausrüstung zu den Autos, um zum Meer zu fahren.
    Im Sommer sah alles so sorglos aus. Die Menschen wirkten fröhlich und entspannt, wenn sie plaudernd und lachend an ihr vorüberschlenderten. Dadurch kam Emma sich nur noch einsamer vor. War das Leben für alle anderen so viel leichter? Stimmte mit ihr etwas nicht, dass sie ihr Leben nicht in den Griff bekam?
    Sie hatten sich vor dem Packhuskällaren in der Strandgata verabredet, aber schon als sie sich der Stadtmauer näherte, sah sie Johan im Tor auftauchen. Er hatte sie noch nicht entdeckt, sondern schaute in eine andere Richtung. Sie konnte nicht verhindern, dass sie ihn noch immer attraktiv fand. Die dunklen Haare, die sehnigen Arme, die Bartstoppeln. Die langen Beine in den Shorts und die unvermeidlichen Turnschuhe. Johan hatte sich noch nie für Mode interessiert.
    Für einige Augenblicke stellte sie sich vor, dass nichts zwischen ihnen passiert sei und sie sich einfach treffen und mit ihrem Kind einen Spaziergang im Park machen wollten. Dass alles gut sei.
    Sie spürte fast, wie es sein würde, als er den Kopf drehte und sie sah. Ihr wurde heiß, als sie sah, wie er über das ganze Gesicht strahlte.
    Er winkte und kam jetzt auf sie zu.
    »Hallo!«
    »Hallo«, antwortete sie angespannt.
    Er umarmte Elin und ehe sie ausweichen konnte, gab er Emma einen leichten Kuss auf die Wange.

    »Hast du Zeit für einen kleinen Spaziergang?«
    Das hatte sie eigentlich, ihr Zahnarzttermin war erst in einer halben Stunde.
    »Wie geht es dir?«, fragte Johan, der jetzt den Kinderwagen schob.
    »Danke, geht schon.«
    Sie schwiegen eine Weile.
    »Scheußlich, dieser Mord. Weißt du mehr, als in den Zeitungen steht?«
    »Und als Radio und Fernsehen erzählen, meinst du«, scherzte er. »Nein, nicht viel.«
    »Papa hat angerufen, sie finden es schrecklich, dass es in ihrer Nähe geschehen ist.«
    »Ja, das verstehe ich. Aber ich glaube nicht, dass sie sich fürchten müssen. Der Mörder hat die Insel sicher schon verlassen.«
    Das Haus von Emmas Eltern auf Fårös nördlichster Landspitze lag sehr einsam.
    »Du stehst jetzt wohl sehr unter Stress?«
    Sie musterte sein Profil.
    »Nicht so arg. Wir müssen heute natürlich wieder berichten, aber das schaffen wir. Du bist um elf doch sicher fertig?«
    Emma entdeckte in Johans dunkelbraunen Augen einen Funken von Unruhe, der sie ärgerte. Dass seine Arbeit immer so verdammt wichtig war!
    »Sicher, vermutlich sogar früher.«
    »Na also. Dann geht das alles.«
    Emma zog eine Packung Zigaretten aus ihrer Handtasche und gab sich Feuer.
    »Hattest du nicht aufgehört?«
    »Ja, aber jetzt habe ich wieder angefangen«, fauchte sie.

    Sie hatte sich nicht so wütend anhören wollen, aber jetzt war es zu spät, und sie wich seinem Blick aus.
    »Du brauchst nicht so sauer zu sein, das war nicht als Vorwurf gemeint.«
    Die Resignation in seiner Stimme war nicht zu überhören. Und das ärgerte sie noch viel mehr. Es reichte also, dass sie sich eine Zigarette ansteckte, und schon ging der Streit los. So brüchig war ihre Beziehung. Nach fünf Minuten war alles ruiniert.
    Sie hatten den Weg erreicht, der am Meer entlangführte. In gleichmäßigem, ruhigem Takt schlugen die Wellen gegen die kleinen weißen Steine am Strand. Hier und da begegneten sie einem Radfahrer, der unterwegs in die Stadt war.
    Emma wollte plötzlich nur noch weg. Sie blieb stehen.
    »Ich muss jetzt los.«
    »Schon?«
    Johan schaute auf die Uhr.
    »Ja.« Sie kniff den Mund zusammen. »Geh du nur weiter, es ist so schön für Elin hier am Meer, bei dem frischen Wind. Dann sehen wir uns um Viertel

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