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Sommerzeit

Titel: Sommerzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mari Jungstedt
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unerwartet.
    »Ich glaube, er war so glücklich, wie er sein konnte.«
    »Ich verstehe, dass das hier schwierig für Sie ist«, sagte Karin teilnahmsvoll. »Trotzdem muss ich diese Fragen stellen, damit wir den Schuldigen so schnell wie möglich festnehmen können. Ist in letzter Zeit irgendetwas Ungewöhnliches passiert?«
    »Nein.«
    »Hat Peter allein oder mit Ihnen zusammen jemanden kennengelernt?«
    Vendela Bovide schien wieder nachzudenken.
    Und ihre Antwort fiel wieder negativ aus.
    »Sie sind ebenfalls berufstätig?«
    »Ja, ich arbeite jeden zweiten Samstag in einem Schönheitssalon in Visby.«
    »Wie heißt der?«
    »Sofias Nail and Beauty.«
    Karin notierte den Namen in ihrem Block.

    »Sonst nichts?«
    Karin bemerkte ein kurzes Zögern, ehe Vendela Bovide noch einmal den Mund öffnete.
    »Manchmal arbeite ich als Croupier im Casino Cosmopol in Stockholm.«
    »Aha. Und wie oft?«
    »Einmal im Monat. Dann fahre ich am Freitagnachmittag rüber und arbeite am Wochenende und komme am Sonntagnachmittag zurück. Meine Schwester und meine Mutter wohnen in Stockholm, und ich übernachte bei meiner Schwester auf Söder.«
    »Aha.«
    »Ja, die Kinder sind dann bei meiner Schwiegermutter.«
    »Ich verstehe.«
    Es war Zeit, das Gespräch zu beenden. Karin bedankte sich für die Hilfe und verließ das Zimmer.
    Vendela Bovide war tief im Bett versunken und schaute abwesend aus dem Fenster. Sie schien Karin bereits vergessen zu haben.

    N achdem Johan Elin nach dem Zahnarztbesuch wieder bei Emma abgegeben hatte, ging er vom Hafen durch die verwinkelten Gassen der Stadt zum Rundfunkhaus, wo auch die Räume der Regionalnachrichten lagen. Es stand auf der südöstlichen Seite der Stadt, ein Stück außerhalb der Stadtmauer.
    Er sah die Menschen, die ihm begegneten, nicht, er hatte noch immer Emmas Bild vor Augen. Er passierte das Café Vinäger in der Hästgata, wo er sie zum ersten Mal geküsst hatte. Es war ein flüchtiger Kuss gewesen, aber die Erinnerung hatte sich in seinen Körper eingebrannt. Damals hatten sie beide nicht ahnen können, was ihnen bevorstand. Hätte er das alles auf sich genommen, wenn er es gewusst hätte? Natürlich. Und sei es nur für Elin.
    Er ging an der Söderport vorbei und kaufte sich am Kiosk ein Softeis. Vor ihm in der Schlange standen einige Kinder im Alter von Sara und Filip. Das waren Emmas andere Kinder. Er hatte in den vergangenen beiden Jahren eine gute Beziehung zu ihnen aufgebaut. Waren diese Bemühungen umsonst gewesen? Und dann war da das Wichtigste von allem. Elin. Er liebte sie. Würde er sie in
Zukunft nur noch alle zwei Wochen sehen? Diese Vorstellung war unerträglich.
    Warum war alles so schwer? Emma war noch immer unzugänglich, geradezu verbissen. Er konnte nicht mit ihr reden. Er kam nicht weiter, obwohl er es mit allen möglichen Taktiken versucht hatte. Ob er sanft, positiv, umgänglich und anspruchslos war, sich als quengelnder Märtyrer aufführte, der sich beklagte, weil sie sich nicht um ihn kümmerte, oder distanziert und gleichgültig auftrat. Nichts hatte geholfen. Empfand sie nichts mehr für ihn? Als sie im Frühling die Verlobung gelöst hatte, war sie mit Elin zu ihren Eltern nach Fårö gefahren und hatte sich geweigert, ihn zu sehen. Johan war in eine tiefe Depression versunken und hatte alle Lebenslust eingebüßt. Damals hatte ihm eine Therapeutin geholfen, diese Krise durchzustehen. Jetzt wusste er nicht, ob er die Kraft zu einem weiteren Versuch aufbringen würde.
    Als er beim Rundfunkhaus angekommen war, blieb er stehen und steckte sich eine Zigarette an. Er musste Ordnung in seine Gedanken bringen. Vielleicht sollte er Emma für eine Weile aus dem Weg gehen und sich auf die Arbeit konzentrieren. Der Mord würde ihn jedenfalls noch einige Tage beschäftigen.
    Er betrat das Gebäude, nickte der Frau an der Rezeption zu und lief die Treppen zur Redaktion der Regionalnachrichten hoch.
    Pia Lilja war bereits da. Konzentriert starrte sie den Bildschirm an.
    »Hallo«, sagte sie und schob sich einen Priem unter die Oberlippe, ohne ihre Augen zu bewegen.
    Sie hatte die Haare zu einer Art wirrem Knoten aufgesteckt, der vor allem Ähnlichkeit mit einem Vogelnest hatte.
Ihre Augen waren wie üblich wild geschminkt, und in ihrer Nase glühte wütend ein roter Stein. Ihre Lippen glänzten im selben Rot.
    »Hey, wie geht’s denn so? Was hast du für eine scharfe Frisur!« Johan zupfte neckend an einer aufrecht stehenden Strähne. »Willst du da kleine Piepmätze

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