Sommerzeit
aufziehen?«
»Ha, ha. Zum Brüllen komisch«, murmelte sie, aber in ihrem Mundwinkel spielte ein Lächeln.
»Aber die sieht toll aus. Wirklich.«
Pia hatte Stil und Haltung, und das fand er gut.
»Gibt’s was Neues?«
Er schaute ihr über die Schulter.
»Nein, das kann man nicht behaupten. Aber schau mal her, die bringen unsere Bilder auf der ersten Seite.«
Das Bild des Polizeihubschraubers am Strand prangte auf der ersten Seite der Abendzeitungen.
»Dafür müsstest du Geld nehmen!«
»Nicht doch. Ich freue mich über die Credits. Übrigens hat Grenfors angerufen. Du sollst dich melden.«
»Warum ruft er mich nicht einfach auf dem Handy an?«, schnaubte Johan. Der Redaktionschef war nicht gerade sein Busenfreund.
Endlich riss Pia sich vom Computer los und sah ihn an.
»Weil das ausgeschaltet ist. Ich hab es auch versucht.«
»Verdammt.«
Er fischte das Telefon aus der Hosentasche und schloss es an das Ladegerät an.
»Okay, was machen wir heute?«
»Hoffentlich werden wir mehr darüber erfahren, wer das Opfer war und wie der Mord geschehen ist. Die Polizei hat für heute Nachmittag um drei Uhr eine Pressekonferenz anberaumt. Vorher sollten wir nach Sudersand
fahren. Die Stimmung am Tag danach, sozusagen. Mit den Leuten reden, nicht nur den Gästen auf dem Campingplatz, sondern auch den Angestellten. Das Opfer war seit Jahren offenbar regelmäßig mit seiner Familie dort. Vielleicht haben sie Bekanntschaften geschlossen, es müsste noch mehr Leute geben, die etwas zu sagen haben. Aber ruf zuerst Max an und hör dir an, was er will.«
»Natürlich.«
Der Redaktionschef klang gestresst.
»Gut, dass du anrufst. Was wisst ihr?«
»Nicht mehr als gestern. Ich bin gerade in die Redaktion gekommen. Hab noch nicht mal TT checken können.«
»Ich war eben in einer Besprechung bei der landesweiten Redaktion, und alle wollen heute wieder einen Beitrag von euch. Am liebsten schon um die Mittagszeit.«
»Da darf ich mir ein Lächeln erlauben. Geht einfach nicht.«
»Aber könnt ihr nicht wenigstens ein Blitzinterview mit der Polizei machen? Dann haben wir doch immerhin etwas.«
Johans Wangen wurden heiß. Es ärgerte ihn ungeheuer, dass die Regionalnachrichten die landesweite Redaktion andauernd mit Material versorgen sollten, worunter dann ihre eigenen Sendungen litten.
»Und wie sollen wir es dann schaffen, auch noch nach Fårö zu fahren? Und Aufnahmen vom Tag danach und Interviews machen und versuchen, ein paar eigene Infos zu sammeln? Außerdem hat die Polizei für heute Nachmittag um drei zu einer Pressekonferenz eingeladen. Wie sollen wir daran teilnehmen, wenn wir die Landesweiten mit irgendwelchem Pisskram füttern müssen? Die können ja wohl ihre eigenen Leute schicken!«
»Reg dich ab, das war doch nur eine Frage. Ich werde mit ihnen reden. Sie haben ohnehin schon überlegt, jemanden rüberzuschicken. Und dann können sie es ja auch gleich selbst drehen und einen Kameramann mitschicken. Ich sehe ja ein, dass das zu viel ist. Ich melde mich wieder.«
Johan legte auf und schaute wütend auf Pia, die ihm auf die Schulter klopfte.
»Ist doch egal«, sagte sie tröstend. »Jetzt fahren wir.«
A uf dem Sudersander Campingplatz oben auf Fårö erinnerte kaum noch etwas an das Morddrama des Vortages. Zumindest nicht auf den ersten Blick. Sommergäste liefen zwischen Rezeption, Fußweg zum Strand und Cafeteria hin und her. Polizei und Absperrbänder waren verschwunden.
In der Rezeption saß eine ältere grauhaarige Dame hinter dem Tresen.
»Hallo«, grüßte sie. »Was kann ich für Sie tun?«
Johan stellte sich und Pia vor, worauf die Dame interessiert die Augenbrauen hob.
»Wir wüssten gern mehr über den Mann, der gestern erschossen worden ist«, begann Johan. »Wer war er und wie lange hatte er schon hier gewohnt?«
»Die Polizei hat gesagt, ich darf der Presse gegenüber kein Sterbenswörtchen verraten.«
Die Dame kniff demonstrativ die Lippen zusammen und starrte Johan und Pia misstrauisch an.
»Das verstehen und respektieren wir. Aber Sie können uns vielleicht etwas darüber erzählen, welche Reaktionen Sie gestern hier beobachtet haben. Pia und ich sind überrascht, dass hier nichts mehr zu sehen ist. Die Gäste wirken
absolut gelassen. Und es muss sich doch lohnen, das am Tag danach im Fernsehen zu zeigen. Dass auf dem Campingplatz alles ganz normal läuft, meine ich. Hatten Sie denn auch Stornierungen?«
»Nicht so besonders viele.«
»Aber das können Sie uns vielleicht
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