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Sommerzeit

Titel: Sommerzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mari Jungstedt
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auch vor laufender Kamera erzählen? Es ist doch auch in Ihrem Interesse, den Fernsehzuschauern zu zeigen, dass hier alles in Ordnung ist.«
    Er sah, dass sie einige Sekunden lang mit sich kämpfte.
    »Nein«, sagte sie dann und verzog verärgert den Mund. »Daraus wird nichts. Und jetzt können Sie gehen. Und nehmen Sie bloß Ihre Kamera mit.«
    In diesem Moment kam ein Mann herein. Er war groß und schlaksig und hatte zerzauste Haare. In den Armen hielt er mehrere Kartons voller Zigaretten. Er stellte sich als Mats Nilsson vor, der Besitzer des Campingplatzes.
    »Hallo«, sagte Johan, ohne weiter auf die übellaunige Dame zu achten. »Wir kommen von den Regionalnachrichten. Haben Sie einen Moment Zeit?«
    »Ja, das lässt sich machen.«
    »Können wir uns draußen unterhalten?«
    »Gerne. Ich wollte sowieso eine rauchen.«
    Draußen erklärten Johan und Pia, weshalb sie gekommen waren. Plötzlich begann der Campingplatzbesitzer zu strahlen.
    »Jetzt erkenne ich dich«, rief er und bohrte Johan den Zeigefinger in den Bauch. »Ich kenne dich aus dem Fernsehen.«
    »Wirklich?«
    »Und weißt du überhaupt, dass wir Lochschwager sind?«

    Mats Nilsson lachte vulgär und zeigte seine nikotinfleckigen Zähne. Johan starrte ihn verständnislos an.
    »Du bist doch mit Emma zusammen, oder? Emma Winarve – oder nicht?«
    »Na ja …«, begann Johan zögernd.
    »Ihr habt doch sogar ein Kind. Das habe ich in der Zeitung gelesen. Ich war in der neunten Klasse mit Emma zusammen, sie war in meiner Parallelklasse. Da war sie verdammt toll, noch viel toller als jetzt. Wenn auch ein bisschen kleine … ja, du weißt, was ich meine.«
    Er zeigt auf seinen Brustkorb.
    Johan wollte seinen Ohren nicht trauen. Er spürte Pias Blicke und wusste, dass sie diesem Widerling gleich eine tödliche Bemerkung an den Kopf knallen würde. Er musste sich alle Mühe geben, um dem Kerl keine reinzuhauen. Er entschied sich blitzschnell für die beste Taktik in dieser Situation und beschloss, an seine Reportage zu denken und sich aufs Schleimen zu verlegen. Auch wenn ihm das verdammt schwerfiel.
    »Ach was, super, dann haben wir ja eine Gemeinsamkeit.«
    Er konnte sich ein verkrampftes Lächeln abwürgen. Mats Nilsson schien den sarkastischen Unterton in Johans Stimme nicht registriert zu haben. Johan wechselte ganz schnell das Thema.
    »Wie ist dir zumute, jetzt, nachdem gestern dieser Junge erschossen worden ist?«
    Nilssons Gesicht verdüsterte sich.
    »Junge ist ja wohl übertrieben. Peter war über vierzig. Verdammt unangenehme Geschichte, das kann ich dir sagen.«
    Johan hörte genau zu. Die Polizei hatte die Identität
des Opfers noch nicht bekanntgegeben. Hier musste er also behutsam vorgehen.
    »Hast du ihn gekannt?«
    »Sicher, ziemlich gut sogar. Er und seine Frau kamen seit Jahren her, und irgendwann lernt man die Stammgäste doch kennen. Es ist einfach übel, dass er so ratzfatz abgeknallt worden ist. Da fragt man sich doch, was dahintersteckt.«
    »Ist es in Ordnung, wenn ich filme, während ihr redet?«, fragte Pia.
    »Aber sicher.«
    »Wie hieß er sonst noch, außer Peter?«
    »Bovide.«
    »Wie lange waren sie schon hier, als es passiert ist?«
    »Erst seit dem Wochenende. Sie waren am Freitagabend gekommen und wollten zwei Wochen bleiben. Das haben sie immer so gemacht. Und sie wollten immer denselben Platz. Am letzten Tag haben sie immer schon für das nächste Jahr gebucht.«
    »Wo ist dieser Platz?«
    Nilsson nickte zum Campingplatz hinüber.
    »Nr. 53, ganz am Rand des Geländes, weißt du, und dicht beim Strand. Da steht ein Schild, aber es ist jetzt abgesperrt, ihr könnt da also nicht hin. Sie hatten diesen Platz in ihrem ersten Sommer hier, und danach wollten sie ihren Wohnwagen nie mehr woanders hinstellen.«
    »Er war also verheiratet und hatte Kinder?«
    »Aber sicher. Seine Frau heißt Vendela, und sie haben zwei Kinder, ein kleines Mädchen und einen Jungen.«
    »Wie alt sind die Kinder?«
    »Die sind noch nicht sehr groß, nein. Drei und fünf oder so. Was weiß ich, ich hab doch keine Kinder.«

    »Woher kommen sie?«
    »Aus Slite, sie hatten also keinen besonders weiten Weg, wenn man das mal so sagen darf.«
    »Weißt du, was er von Beruf war?«
    »Sicher, er war Zimmermann und hatte seine eigene Baufirma, er war verdammt tüchtig. Er war auch hilfsbereit, weißt du. Hat für mich allerlei Kram getischlert, deshalb hab ich ihm einen dicken Rabatt gegeben und dafür gesorgt, dass er den Platz kriegte, den er haben

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