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Sommerzeit

Titel: Sommerzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mari Jungstedt
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Minuten darauf saßen sie im Auto und fuhren mit gellenden Sirenen nach Slite. Wenn wir das nur schaffen, dachte Knutas auf dem Weg nach Norden. Wenn sie nur nicht tot ist.
    »Was ist eigentlich los?«, murmelte Karin verbissen. »Was ist los mit dieser Familie?«
    »Wenn Vendela Bovide noch lebt, werden wir das vielleicht bald erfahren.«
    Karin betete in Gedanken, dass Vendela noch am Leben war. Sie rief Peter Bovides Eltern an und bat sie, zum Haus der Schwiegertochter zu fahren. Die Kinder brauchten jetzt jemanden, dem sie vertrauten.
    Als sie vor dem Haus der Familie Bovide vorfuhren, waren Polizei und Krankenwagen bereits zur Stelle. Die Tür stand sperrangelweit offen, und sie betraten das Haus. Schockiert fuhren sie zurück. Das Haus war auf den Kopf
gestellt worden. Schubladen waren herausgezogen, Schränke aufgebrochen, Papier, Porzellan und Kissen lagen auf dem Boden. Im Schlafzimmer waren zwei Sanitäter dabei, Vendela Bovide auf eine Trage zu heben. Die Kinder saßen im Wohnzimmer auf dem Sofa und starrten die Polizisten aus weit aufgerissenen Augen an. Zwischen ihnen stand eine Kekspackung. Der Fernseher lief und zeigte einen Zeichentrickfilm.
    »Wir haben die Unordnung nicht gemacht«, sagte William.
    »Nein, natürlich nicht«, sagte Knutas. Er blieb in der Türöffnung zwischen Schlaf- und Wohnzimmer stehen und schaute Vendela verblüfft an. Ihr Gesicht wies mehrere blaue Flecken auf, und das eine Auge war geschwollen. Sie schien tief zu schlafen.

    D ie Ermittlungsleitung trat am Samstagnachmittag zusammen, um über die misshandelte Vendela Bovide zu sprechen. Knutas leitete die Besprechung und begann zu reden, sowie alle am Tisch Platz genommen hatten. Er fasste kurz die bisherigen Ereignisse zusammen.
    »Vendela Bovide ist mit Tritten und Schlägen in Gesicht und am Körper misshandelt worden. Sie weist Blutergüsse und Schwellungen auf, aber es handelt sich wohl nur um äußerliche Verletzungen. Dem Arzt zufolge besteht keine Lebensgefahr, und sie hat keine inneren Verletzungen, abgesehen von einer gebrochenen Rippe. Vermutlich hat sie irgendein Schlafmittel oder eine andere Droge verabreicht bekommen, da sie so tief geschlafen hat. Im Krankenhaus hatten sie große Mühe damit, sie zu wecken. Das Haus ist offenbar durchsucht worden, wir haben da das pure Chaos vorgefunden. Die Techniker suchen im Moment noch nach Spuren.«
    »Was glauben die Ärzte, wann die Misshandlungen passiert sein können?«, fragte Wittberg.
    »Vermutlich nachts oder am frühen Morgen. Es ist ein Wunder, dass die Kinder nicht aufgewacht sind, aber sie schlafen auf der anderen Seite des Hauses. Am Morgen
haben sie Vendela in ihrem Bett gefunden, aber die reagierte nicht, als sie versuchten, sie zu wecken. Sie wussten, dass ihre Großeltern später an diesem Tag zu Besuch kommen würden, deshalb haben sie sich so lange vor den Fernseher gesetzt. Es war wirklich Glück, dass ich so früh angerufen habe.«
    »Wann war das?«
    »Gleich nach neun.«
    »Worum kann es hier gehen?«, fragte Kihlgård.
    »In der Baubranche sind Drohungen und Misshandlungen alles andere als ungewöhnlich«, sagte Knutas. »Vor allem, wenn man es mit Schwarzarbeitern zu tun hat.«
    »Russen«, präzisierte Kihlgård. »Es war eine russische Waffe.«
    »Sicher. Aber das muss ja noch nicht bedeuten, dass er von einem Russen ermordet worden ist. Eine russische Waffe kann sich doch jeder kaufen.«
    »Der Mord an Peter Bovide war vielleicht doch nicht so gut geplant«, meldete Karin sich zu Wort. »Angenommen, er schuldete einigen Schwarzarbeitern Geld. Es ist nicht sicher, dass sie ihn umbringen wollten, vielleicht wollten sie ihm nur einen Schreck einjagen. Aber irgendetwas ist schiefgelaufen, und jemand hat die Beherrschung verloren und ihn erschossen. Und nun verlangen sie das Geld von seiner Frau. Die Frage ist, warum sie sich nicht an seinen Kompagnon gewandt haben, an Johnny Ekwall. Das hätte doch eigentlich näher gelegen.«
    »Aber der hatte doch, wenn wir ihm glauben wollen, mit den Lohnzahlungen überhaupt nichts zu tun«, warf Wittberg ein. »Vermutlich sind sie davon ausgegangen,
dass Peter zu Hause einen Safe oder so was hatte. Viele Firmenbesitzer haben das.«
    »Wir müssen so schnell wie möglich mit Vendela Bovide reden«, sagte Knutas. »Sie kann uns sicherlich einiges erzählen.«

    E ine Stunde später erreichten sie das Krankenhaus von Visby. Karin schnappte bei Vendela Bovides Anblick nach Luft. Sie war kaum wiederzuerkennen. Ihr

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