Sommerzeit
Zigarette an.
»Rauchst du schon wieder?«, fragte Knutas. »Welchen Grund gibt es denn heute, Fest oder Problem?«
»Was glaubst du wohl?« Sie versetzte ihm einen freundschaftlichen Rippenstoß. »Ich rauche doch nur ein wenig zur Geselligkeit.«
»Ja, ja, das sagen doch alle.«
»Herrgott, ihr hört euch an wie ein altes Ehepaar«, sagte Wittberg lachend.
Knutas sah Karin an. Zu seiner Überraschung wurde sie rot.
»Ja, aber das sind wir doch auch fast«, sagte er. »Wir arbeiten ja schon seit verdammt vielen Jahren zusammen.«
»Vielleicht seit zu vielen.«
»Nie im Leben. Wir werden immer zusammenarbeiten, hoffe ich. Wir sind ein Dreamteam.«
Sie stießen an. Knutas entspannte sich und fand, dass er sich lange nicht mehr so gut amüsiert hatte. Vermutlich hatte er genau das gebraucht. Wittberg war in seiner strahlendsten Laune. Er war ein Charmeur und sehr beliebt bei den Frauen, nicht nur, weil er aussah wie ein Surfer. Er war einer der unterhaltsamsten Menschen, die
Knutas kannte. Er riss Witze, und Knutas und Karin lachten schallend.
Zwei Stunden darauf war die Zeit für die letzte Bestellung gekommen. Das Restaurant schloss.
»Aber wir können zu mir nach Hause gehen«, schlug Karin vor.
Knutas zögerte. Er fühlte sich schon angetrunken, und vor ihm lag ein weiterer Arbeitstag, auch wenn es ein Sonntag war.
»Jetzt komm schon. Nur ein Glas, es ist doch gerade so lustig. Herrgott, wie oft haben wir denn schon Spaß? Wir arbeiten doch die ganze Zeit nur.«
»Na gut. Ein Glas.«
Es war erst ein Uhr, und zu Hause wartete niemand auf ihn.
Sie verließen das Restaurant und gingen in Richtung Mellangata. Knutas schob sein Rad. Als sie Karins Haus fast erreicht hatten, blieb Wittberg stehen.
»Hört mal, ich steig aus. Ich fühl mich einfach blau. Ich gehe doch lieber gleich schlafen.«
»Wieso denn? Bist du sicher?«, fragte Karin. »Willst du nicht mitkommen?«
»Ganz sicher. Wir sehen uns morgen.«
Karin sah Knutas an. Er war ein wenig unschlüssig, wie sollte er sich jetzt verhalten?
»Kommst du denn noch einen Moment mit rauf?«
»Sicher«, murmelte er und fühlte sich verlegen. Das hier war doch nur Karin, seine alte Kollegin.
Sie stiegen die vier Treppen hoch. Vor Karins Tür hielt er den Atem an, um seine schlechte Kondition zu verbergen. In der letzen Zeit hatte er sich nicht ausreichend bewegt.
Knutas war schon einmal bei Karin zu Hause gewesen, aber das war lange her. Damals hatte sie ein kleines Fest für die Kollegen veranstaltet.
Er hatte vergessen, wie bezaubernd ihre Wohnung war. Breite Bodendielen, hohe Wände, Stuck und dazwischen moderne Möbel. Elegant und geschmackvoll. Auch an der Aussicht gab es nichts auszusetzen, aber im Moment konnte man das Meer dort draußen in der Dunkelheit nur ahnen.
»Good morning«, rief Vincent begeistert, als die Lampen eingeschaltet wurden. Knutas tippte den Kakadu, der in seinem Käfig mitten im Wohnzimmer thronte, vorsichtig an.
»Dass du den noch immer hast«, rief er zu Karin in die Küche hinüber.
»Ja, den werde ich wohl nie wieder los.«
Sie erschien mit einer Flasche Sekt und zwei Gläsern.
»Hallo, nicht schlecht.«
»Ach, die steht schon seit einer ganzen Weile im Kühlschrank. Da können wir sie doch auch gleich austrinken. Mit Sekt wird’s perfekt. Was möchtest du für Musik hören?«
»Hast du die Weeping Willows?«
»Sicher.« Sie hob beifällig die Augenbrauen. »Ich hatte gedacht, du würdest Simon & Garfunkel oder irgendwas ähnlich Steinzeitmäßiges sagen.«
Alle auf der Wache zogen Knutas damit auf, dass er in seinem alten Mercedes durch die Gegend fuhr und ihm bei »Bridge over troubled water« Tränen in die Augen traten.
Karin ließ sich in einem Sessel nieder, während sich Knutas mit seinen langen Beinen für das Sofa entschied.
Sie zündete Kerzen auf dem Tisch an und füllte die Gläser mit dem eiskalten Sekt.
»Meine Güte, das schmeckt«, sagte Knutas. »Wirklich köstlich.«
»Ja, nicht wahr? Man sollte viel häufiger Sekt trinken.«
Sie schwiegen eine Weile
»Und wie geht’s dir so«, fragte Knutas steif.
»Was, wie es mir geht? Super, gut, spitzenmäßig eigentlich.«
»Großartig.«
Er trank einen Schluck Sekt. Dass sie auch immer so verschlossen sein musste. Er selbst erzählte ihr fast alles. Sie war diejenige bei der Arbeit, der er am meisten vertraute, und sie wusste fast alles über ihn und Line. Nur von seiner aktuellen Beziehungskrise hatte er geschwiegen.
Er selbst hatte nur
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