Sommerzeit
Vorgehensweise«, meinte Wittberg. »Und übrigens muss es doch bedeuten, dass wir die Esten als Täter vergessen können. Die sitzen ja schließlich.«
»Wenn wir uns jetzt das Nächstliegende ansehen könnten«, fiel Knutas ihm ins Wort. »Es gibt einen Zeugen. Ein Vorarbeiter, der bei der Sprengung dabei war, hat den Täter mit eigenen Augen gesehen. Aus der Ferne zwar, er stand auf der anderen Seite des Steinbruchs, und durch ein Fernglas, aber immerhin. Er beschreibt den Täter als dunkel gekleidet. Er ist um die eins fünfundsiebzig groß und hinkt möglicherweise ein wenig.«
»Eins fünfundsiebzig«, sagte Wittberg. »Dann ist es ja kein Wunder, wenn man nur Schuhgröße einundvierzig hat.«
»Das ist eine ziemlich klare Beschreibung, und wir können nur hoffen, dass sie uns zu einer baldigen Festnahme verhilft«, sagte Knutas. »Wir haben schon Alarm gegeben und lassen ihn suchen. Und jetzt müssen wir feststellen, welche Verbindungen es zwischen Morgan Larsson und Peter Bovide geben kann. Haben sie einander gekannt? Haben sie in denselben Kreisen verkehrt?«
»Ist Morgan Larsson vorbestraft?«, fragte der Staatsanwalt.
»Nein«, antwortete Knutas. »Das haben wir schon überprüft.«
Die Tür wurde geöffnet, und Erik Sohlman kam herein.
»Wie sieht es aus?«, fragte Kihlgård mitfühlend und berührte seinen Arm, während er sich neben ihn setzte.
»Ist schon gut«, antworte Erik. »Wirklich.«
Er sah die anderen an. Ihm war deutlich anzusehen, dass die Sache ihn belastete.
»Wir können ziemlich überzeugt davon sein, dass es derselbe Mörder ist wie bei Peter Bovide. Morgan wurde mit einem Schuss in die Stirn und sieben in den Bauch ermordet – genau wie Bovide.«
»Was für technische Spuren habt ihr gefunden?«, fragte Knutas.
»Schuhabdrücke, die identisch mit denen vom Strand bei Norsta Auren sind. Es ist ebenfalls Größe einundvierzig, der gleiche Schuhtyp, eine ganz normale billige Turnschuhvariante, die man überall kaufen kann. Die Blutflecken in der Hütte zeigen, dass er dort erschossen worden ist, wo er aufgefunden wurde. Vermutlich zuerst in den Kopf und dann in den Bauch. Auf dem Boden lagen einige Hülsen genau wie die, die wir nach dem Mord an Peter Bovide gefunden haben. Natürlich werden sie und die gefundenen Kugeln zum SKL geschickt, aber ich kann schon jetzt sagen, dass vermutlich dieselbe Waffe benutzt worden ist.«
»Wie sicher bist du?«, fragte Wittberg.
»Ziemlich überzeugt, da es eine so einzigartige Waffe ist. Eine russische Armeepistole aus dem Jahre 1926, eine Korovin mit diesem besonderen Kaliber. Der Täter hat auch diesmal das Magazin geleert.«
»Wie gut hast du Morgan Larsson gekannt?«, fragte Kihlgård.
»Eigentlich ganz gut. Wir waren während der ganzen Grundschulzeit in einer Klasse und wohnten in Slite nicht weit voneinander entfernt. Aber enge Freunde waren wir nie.«
»Er war ledig und kinderlos, und seine Kollegen wussten nichts von einer Freundin. Weißt du, ob er eine hatte?«
»Das glaube ich nicht. Er lebte in einer Wohnung in Slite. Allein, so viel ich weiß.«
»Hast du irgendeine Ahnung, ob er Kontakte in der Baubranche hatte oder ob er Peter Bovide gekannt hat?«
Erik Sohlman zuckte mit den Schultern.
»Nicht die geringste.«
»Wir versuchen, eine Verbindung zu Peter Bovide zu finden«, erklärte Knutas. »Wir müssen uns jetzt auf die Beziehung zwischen den beiden Opfern konzentrieren. Und darauf, was Morgan Larsson auf Gotska Sandön wollte, nicht zuletzt, warum er so unbedingt hinfahren musste.«
J ohan konnte sich gut vorstellen, dass Pia mit ihren Zukunftsvoraussagen richtig lag. Die Aufnahmen aus dem Steinbruch waren scharf und gut getroffen. Eine gute Fotografin brauchte Glück. Und das hatte Pia gehabt. Unmittelbar vor Beginn ihrer Aufnahmen war der Leichnam aus der kleinen Hütte getragen worden, von der sie später erfahren hatten, dass der Sprengmeister dort gestanden hatte, als die Ladung hochgegangen war. Sie hatten Knutas, Karin Jacobsson und Kriminaltechniker Sohlman, die den Tatort inspizierten, ebenfalls mit im Bild.
Pias Freund, der bei der Cementa arbeitete, hatte sie bereits über die Identität des Opfers informiert. Alle wussten, wer dieser Morgan war – der Sprengmeister. Einundvierzig Jahre alt und alleinstehend. Der Mörder hatte in dem Moment zugeschlagen, in dem die Sprengung ausgelöst worden war.
»Er wollte den Knall der Schüsse vielleicht in der Explosion ertränken«, meinte Johan, als sie
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