Sommerzeit
die Bilder zusammenschnitten.
»Wäre es da nicht einfacher gewesen, einen Schalldämpfer zu verwenden?«, frage Pia. »Was ist eigentlich
mit dir los? Du wirkst so total aufgekratzt. Das liegt doch wohl nicht nur daran, dass wir einen Scoop haben?«
»Das würde an sich schon reichen. Aber du kannst noch einen Scoop kriegen.«
»Wie meinst du das?«
Johan erhob sich, holte einen Briefumschlag und reichte ihn ihr.
»Bitte sehr.«
»Ist das nichts Privates?«, fragte Pia zögernd, als sie die Aufschrift »Für Johan« sah.
»Doch, aber du kannst das lesen.«
Pia öffnete den Umschlag und runzelte die Stirn.
Aus dem Umschlag fiel das Bild eines Kartoffelfeldes. Unter dem Bild stand nur ein Satz. »Ja, ich will. Jetzt wieder.«
»Ich versteh nur Bahnhof – will da jemand Kartoffeln anbauen?«
»Nicht nur das, Pia.«
»Was?« Pia schaute ihren Kollegen fragend an. »Wie meinst du das?«
Dann fiel ihr Blick auf seinen linken Ringfinger.
»Ach, du meine Güte, bist du wieder verlobt? Du und Emma. Nein, wirklich, Johan, das ist ja super. Ich gratuliere!«
»Danke«, lachte Johan. »Danke.«
A m Fähranleger in Fårösund wimmelte es nur so von Menschen in Shorts, Wanderschuhen und Rucksäcken, die es in die Natur von Gotska Sandön zog. Als Karin an Bord ging, sah sie, wir der Kapitän die Hand hob und sie ins Steuerhaus winkte. Sie konnte sich nicht daran erinnern, ihn schon einmal gesehen zu haben, aber er hatte sie offenbar erkannt.
»Ich weiß, dass Sie von der Polizei sind, ich habe Sie im Fernsehen gesehen«, erklärte er, als sie hereinkam, und streckte die Hand aus. Er stellte sich als Stefan Norrström vor.
Sie waren einander ziemlich ähnlich. Der Kapitän war in ihrem Alter und nicht viel größer als sie. Er war ebenfalls dunkelhaarig, und als er lächelte, blitzte ihr eine markante Zahnlücke entgegen. Der einzige Unterschied war, dass er untersetzt war, sie dagegen feingliedrig.
Stefan Norrström kam schnell ins Reden und erzählte während der zweistündigen Überfahrt lebhaft von Gotska Sandön. Bildreich beschrieb er, wie Fahrzeuge in den wilden Stürmen vor der Insel Schiffbruch erlitten hatten, von Unglücken und von dem harten Leben der Leuchtturmwärter. In früheren Zeiten waren mehrere Leuchttürme
in Betrieb gewesen, in den siebziger Jahren jedoch war alles automatisiert worden. Noch immer arbeiteten hier vier Leuchtturmwärter das ganze Jahr über, und während der Touristensaison von Mai bis September waren Campingaufseher im Einsatz, um den Reisenden behilflich zu sein. Im Winter war die Insel wie ausgestorben. Durch ihre einsame Lage mitten im Meer war sie den Unwettern preisgegeben, und das machte es fast unmöglich, das ganze Jahr über dort zu leben.
Während der Kapitän erzählte, bewunderte Karin die Aussicht. Sie hatten Fårö und Gotland hinter sich gelassen und befanden sich jetzt auf dem offenen Meer. Nur sonnenglitzerndes Wasser, so weit das Auge reichte.
»Jetzt dauert es nicht mehr lange«, sagte der Kapitän nach einer guten Stunde, und Karin konnte mitten im Meer einen Streifen Land ahnen. Der wuchs langsam zu einem grünen Band heran. Als sie näher kamen, konnte sie den Sandstrand erkennen, der sich wie eine lange helle Borte um die einsame Insel zog. Sie staunte darüber, dass es dort so viel Wald zu geben schien.
Karin hatte noch nie einen Fuß auf Gotska Sandön gesetzt und sich diese Insel als platten Sandstreifen vorgestellt, sonst nichts. Als sie nun näher kamen, änderte sich dieses Bild.
Das Boot umrundete die letzte sandige Landzunge, dann erreichte es den Strand, an dem sie an Land gehen würden, und Stefan Norrström reichte Karin sein Fernglas.
»Sehen Sie mal. Da draußen haben Sie die Bredsandshalbinsel, sehen Sie die Vögel – dort leben Eiderenten, Gänsesäger, Großlummen und Mantelmöwen, Seeschwalben und natürlich auch ganz normale Möwen.«
Karin hielt sich das Fernglas vor die Augen. Sie brauchte eine Weile, um es richtig einzustellen, aber als ihr das gelungen war, staunte sie.
Vor ihr tauchten Tausende und Abertausende von Seevögeln auf, die draußen bei der Landspitze auf unterschiedlicher Höhe kreisten. Es war ein beeindruckendes Schauspiel.
»Sie müssen sich das mal bei Sonnenuntergang ansehen. Das lohnt sich wirklich. Und es ist nicht sehr weit vom Lagerplatz, nur fünf Minuten. Der Strand ist so hell und breit, man könnte meinen, man sei auf Bali oder so.«
»Wie oft können Sie selbst von Bord gehen und die Insel
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