Somnambul Eliza (German Edition)
sagte er so leise, dass es die anderen kaum gehört haben
konnten, noch immer grinsend und ohne ihre Hand loszulassen.
Eliza wurde schwindelig und sie wollte
ihm ihre Hand entziehen, doch er hielt sie noch einen Moment gefangen, ehe er
sie plötzlich fallen ließ. Sie schaute ihn wie benommen an, dann lag Valerius
Arm fest und sicher um ihre Taille und sie sah, dass er René so feindselig
anfunkelte, als habe er doch jedes Wort verstanden.
„Ich mag sesshaft geworden sein, aber
keinesfalls altersmilde, René. Fordere mich nicht heraus. Du weißt, dass dir
das nicht bekommt.“
Seine Stimme war nur ein Flüstern,
doch die Laute kamen zischelnd und drohend über seine Lippen. Die Blicke der
beiden Männer trafen sich und es war René, der die Augen als Erster senkte. Er
hakte seine beiden Gespielinnen links und rechts unter und verließ mit einer
Grandezza die Bar, wie man sie nur von Nachtclubbesitzern und Unterweltgrößen
kannte.
Die Stimmung war an diesem Abend dahin
und es dauerte nicht mehr lange, bis auch die anderen aufbrachen.
Valeriu war in Gedanken versunken und
sein Gesicht zeigte eine mürrisch-nachdenkliche Miene, doch er hatte Elizas
Hand nicht losgelassen, bis sie in den Wagen gestiegen waren und er Wilbert die
Anweisung gegeben hatte, sie zur Villa zu fahren. Es blieb eine Weile still im
Auto und jeder schien mit sich selbst beschäftigt zu sein. Zerstreut rieb sich
Valeriu mit der flachen Hand über das Gesicht, dann wandte er sich Eliza zu:
„Ich habe versprochen, dass ich dich vor allen Gefahren beschützen werde. Das
Dumme ist, dass ich es bin, der dein Leben weit gefährlicher macht, als es eigentlich
sein müsste. Aber da es mir nun einmal nicht gelingt, mich von dir fern zu
halten, müssen wir wohl oder übel beide die Konsequenzen dafür tragen. Kurz und
gut: Du solltest bei mir einziehen.“
Bei den letzten Worten huschte dieses
charmante jungenhafte Lächeln über sein Gesicht und zusammen mit dem
zerknirschten Ausdruck und den leichten Sorgenfalten, die sich sonst gerade auf
seinem schönen Antlitz malten, wirkte es unwiderstehlich. Seine Ansprache hatte
so dramatisch begonnen, dass Eliza bereits das Schlimmste befürchtet hatte.
Doch die Konsequenz, die er daraus zog, sah so wenig entsetzlich und
schmerzhaft aus, dass Eliza sich ein kurzes, erleichtertes Lachen nicht
verkneifen konnte.
„Ich glaube, bühnenreifer kann man eine
Frau nicht fragen, ob sie zum Zusammenziehen bereit ist“, sagte sie grinsend.
Sie bemerkte Wilberts ebenfalls amüsierten Blick in den Rückspiegel, doch sofort schien er sich
wieder ganz und gar dem Straßenverkehr zu widmen. Dann fügte Eliza etwas
ernster hinzu: „Wenn das wirklich dein Wunsch ist, dann sei offen und ehrlich
zu mir. Glaubst du wirklich, dass René mir etwas antun könnte? Und erklär mir
auch, aus welchem Grund er das tun sollte. Oder schürst du nur meine Ängste,
damit ich mich willig in deine starken Arme flüchte?“
Bei dem letzten Wort zog Valeriu auf die
für ihn typische Art eine Augenbraue hoch, doch er unterließ es, die kleine
Spitze zu kommentieren.
„Dass René und ich nicht eben
freundschaftlich miteinander verbunden sind, ist dir sicherlich nicht
entgangen. Nun, ich hätte dir schon eher sagen sollen, dass zwischen uns mehr
als nur ein wenig Abneigung ist. Die Worte Feindschaft oder Fehde treffen es
vielleicht ein bisschen besser. Es gibt da eine Sache zwischen uns, die bereits
sehr lange zurückliegt. Seither hat René kaum etwas unversucht gelassen, mir
auf die eine oder andere Weise zu schaden. Meist waren seine Attacken
geschäftlicher Natur und nicht besonders wirkungsvoll. Doch eine persönliche
Angriffsfläche hat er bei mir nie gefunden. Nun aber scheint er erkannt zu
haben, welche Rolle du in meinem Leben spielst und wie wichtig du für mich
bist. Und eben das bringt dich in Gefahr.“
Valeriu hatte ihr schon mehrfach gesagt,
dass er sie liebte. Doch dieser kleine Nebensatz, mit dem er auf so schlichte,
unpathetische Weise bestätigte, wie wichtig sie für ihn war, ließ Elizas Herz
einen kleinen freudigen Hüpfer vollführen.
Das hielt sie aber nicht davon ab,
weiter zu bohren: „Wenn du ihm das ernsthaft zutraust und die Gefahr für mich
wirklich so groß ist, wie du sagst, dann will ich wenigstens wissen, was mich
in diese missliche Lage gebracht hat. Was genau ist zwischen euch vorgefallen
und was gibt René den Grund für seine Rachgelüste?“
„Ich sagte ja bereits, dass es sehr
lange
Weitere Kostenlose Bücher