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Somnambul Eliza (German Edition)

Somnambul Eliza (German Edition)

Titel: Somnambul Eliza (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Nailik
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zurückliegt. Und eigentlich spielt der konkrete Auslöser wohl
mittlerweile ohnehin keine große Rolle mehr. Renés Feindseligkeit mir gegenüber
hat sich regelrecht verselbstständigt – Jähzorn und Eitelkeit gehören zu seinen
größten Lastern.“
    Eliza schaute ihn ungeduldig an: „Sei
bitte nicht schon wieder so unbestimmt. Sag mir, was du ihm damals angetan
hast.“
    Nun wurde Valerius Miene lebhaft: „Was
ich ihm angetan habe?“ echote er. „Eliza, du scheinst nicht verstanden zu
haben, was ich versucht habe, dir klar zu machen. René ist ein Kretin;
skrupellos, grausam und kaltherzig. Eine seiner zahlreichen düsteren
Machenschaften habe ich damals durchkreuzt. Seither sucht er nach der
geeigneten Gelegenheit zur Vergeltung. Mehr kann ich dir nicht sagen.“
    „Ich nehme an, dir ist klar, dass das
noch immer ziemlich schwammig klingt. Aber was ich sicher weiß, ist, dass mir
René höchst suspekt ist und dass ich dir blind vertraue.“
    Valeriu nahm ihre Hand und küsste sie
zärtlich: „Es gefällt mir auch nicht, dich über bestimmte Dinge im Unklaren
lassen zu müssen. Und ich hoffe von Herzen, dass irgendwann der Tag kommen
wird, an dem ich dir alles erzählen und jeden einzelnen Gedanken an
Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft uneingeschränkt mit dir teilen kann.“
    In diesem Moment hielten sie vor
Valerius Anwesen und warteten darauf, dass das schwere Tor sich auf Knopfdruck
öffnete.
    „Zwei Dinge musst du mir noch erklären:
Warum hat René Laurin als deinen Sekundanten
bezeichnet? Und woher wusste er von dem Überfall?“
    Valerius Gesicht hatte wieder diesen
zerknirschten Ausdruck angenommen: „Es tut mir leid, mein Herz, aber beide
Fragen kann ich dir leider nicht beantworten.“
    Doch dann verzogen sich seine Mundwinkel
zu diesem unbeschreiblich charmanten Lächeln, das es Eliza unmöglich machte,
ihm wegen seiner Geheimnistuerei zu grollen.
     
    Cosmin und Felis waren
wieder aufgetaucht und lagen friedlich schlummernd und verschlungen wie Ying
und Yang auf einem der Sessel im Kaminzimmer. Eliza blieb in der Tür stehen und
machte Valeriu auf das niedliche Pärchen aufmerksam. Er stand dicht hinter ihr
und streichelte ihre Schulter.
    „Du ahnst nicht, wie lange Cosmin sein Dasein als einsamer Junggeselle gefristet hat.
Ich glaube, er hat in Felis endlich seine Gefährtin gefunden“, flüsterte er in
Elizas Ohr und ihre Nackenhaare stellten sich auf, weil eindeutig war, dass
Valeriu nicht nur von den Katzen gesprochen hatte. Sie schmiegte sich in seine
Umarmung und Valeriu küsste sie zärtlich an die Stelle hinter ihrem Ohr.
    „Du duftest köstlich, Liebste. An keiner
anderen Frau könnte das Wasser des Abends seine Wirkung so vollkommen
entfalten, wie an dir.“
    Eliza lächelte: „Ich glaube, selbst
Casanova hätte von dir noch etwas lernen können“, sagte sie und drehte sich zu
ihm um, um sich ein wenig zu recken und ihn ihrerseits zu küssen.
    Wilbert hatte inzwischen das Feuer im
Kamin entzündet und für Eliza eine heiße Schokolade und für Valeriu ein Glas
Wein bereitgestellt. Valeriu führte Eliza zu der Biedermeier-Couch hinüber,
ließ sich darauf nieder und zog sie in seine Arme. Sie schlüpfte aus ihren
hohen Schuhen und zog die Füße an. Sie lag an Valerius Brust gelehnt und sein
einer Arm lag um ihre Schultern, während er mit der anderen Hand durch ihr Haar
strich. Draußen hatte sich der Regen in den ersten Schnee verwandelt und der
Wind strich pfeifend und rauschend um das große alte Haus. Eliza konnte sich
keinen behaglicheren Ort für einen kalten Winterabend vorstellen und keinen
Menschen, in dessen Gesellschaft sie sich besser aufgehoben gefühlt hätte. Zum
ersten Mal fühlte sie sich in Valerius Haus wirklich zu Hause und seine
Umarmung fühlte sich ganz natürlich und absolut richtig an. Eliza dachte, dass
dies einer jener wunderbaren Augenblicke war, zu dem sie hätte sagen mögen:
Verweile doch! Du bist so schön!
    „Er wird für alle Zeit verweilen, Eliza,
und ich werde dich dafür nicht in Fesseln schlagen, Liebste.“
    Eliza war sich ganz sicher, dass sie
diesen Gedanken nicht laut ausgesprochen hatte. War es ihre
Seelenverwandtschaft, die es Valeriu von Zeit zu Zeit gestattete, ihre Gedanken
zu lesen oder war er wirklich übersinnlich begabt? Aber noch keinmal hatte er
so konkret auf einen ihrer Gedanken geantwortet, wie eben. Eigentlich hatte es
etwas höchst Beunruhigendes an sich, dass jemand in den Geist eines anderen
einzudringen vermochte.

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