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Somnambul Eliza (German Edition)

Somnambul Eliza (German Edition)

Titel: Somnambul Eliza (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Nailik
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Doch immer wenn er es tat, geschah es so respektvoll,
dass es Elizas Vertrauen zu ihm nur noch stärkte und bewirkte, dass sie sich
noch elementarer mit ihm verbunden fühlte.
    Daher fragte sie schlicht: „Und muss ich
daran zu Grunde gehen, Liebster?“
    Valeriu wickelte eine ihrer Haarsträhnen
um seinen Finger und ließ sie dann los, um fasziniert zuzusehen, wie die
Korkenzieherlocke sich wie eine elastische Springfeder verhielt.
    „Nein, mein Schatz. Ich werde alles
dafür tun, dass nichts dergleichen geschieht“, sagte er und drückte sie fest an
sich.
     
     
     
     

 
    Am nächsten Morgen wurde Eliza von einer
diffusen Unruhe geweckt, die im Haus herrschte und als sie genauer hinhörte war
da gedämpftes Stimmengewirr und eine Geräuschkulisse, wie sie von Handwerkern
verursacht wird. Sie zog die schweren Vorhänge beiseite und wurde fast
geblendet von dem neuartigen Anblick des Parks, der sich über Nacht in eine
weiße Winterlandschaft verwandelt hatte. Die Schneedecke war noch nicht
besonders dick und hier und da schaute das Herbstlaub noch unter seiner weißen
Decke hervor, doch alles schien wie gepudert und in Watte gepackt.
Unwillkürlich öffnete sie das überhohe Fenster und
streckte die Nase hinaus. Tatsächlich war es der unverkennbare Duft des ersten
Schnees, den sie aufsog und die frische, kalte Winterluft kitzelte unverkennbar
stechend in ihrer Nase. Sie rieb sich die kalten Oberarme und begab sich
fröstelnd aber beschwingt ins Badezimmer.
    Als Eliza wenig später in den Flur trat,
wäre sie fast über einen Koffer gestolpert. Genau genommen waren es fünf oder
sechs Koffer, von denen einer ein richtiger alter Schrankkoffer war, wie man
ihn zum Beispiel aus Viscontis Verfilmung von Tod in Venedig kannte und sie
alle trugen die berühmten Monogramme von Louis Vuitton. Die Tür zum
gegenüberliegenden Zimmer stand weit offen, in dem drei Handwerker mit dem
Aufbau von Schränken beschäftigt waren. Was hatte das zu bedeuten? Eliza strich
unschlüssig über das raue Canvas eines der offenbar
sehr alten Luxuskoffer, als Wilbert auf der Treppe erschien.
    „Guten Morgen, Miss Hoffmann! Ich hoffe,
Sie haben gut geschlafen?“ erkundigte er sich im Näherkommen. Er schien ihren
fragenden Blick schon aus der Entfernung ausgemacht zu haben, denn er erklärte,
ohne ihre Frage abzuwarten: „Der Baron hat mich beauftragt, Ihre Kleider aus
Ihrer Wohnung zu holen. Sie befinden sich noch in den Koffern.“
    „Sie haben meinen Kleiderschrank
ausgeräumt?“ fragte sie und ihre Stimme klang eine Nuance schriller, als sie es
beabsichtigt hatte. Daher fügte sie hinzu: „Bitte entschuldigen Sie, Wilbert.
Ich weiß, Sie haben nur seinen Auftrag ausgeführt.“
    „Ich hatte schon befürchtet, dass es
Ihnen nicht recht sein würde. Aber dem Baron liegt es sehr am Herzen, dass Sie
sich hier zu Hause fühlen. Und er ist der Meinung, dass das am besten gelingt,
wenn Sie Ihre Kleider und Ihre Bücher um sich haben.“
    „Sie haben auch meine Bücher
hergebracht?“ fragte Eliza sichtlich um Fassung bemüht.
    „Der Baron hat mich mehrfach
ausdrücklich darauf hingewiesen, dass Sie mit Ihren Büchern mindestens ebenso
eigen sind, wie er selbst. Ich habe also jedes einzelne Werk in Seidenpapier
eingeschlagen und sorgfältig in Kartons verpackt. In dem Raum dort wird gerade
Ihr neues Arbeitszimmer montiert. Ihre Bücher können also schon bald einziehen.“
    Eliza klappte den Mund mehrmals auf und
zu, wie es Fische auf dem Trockenen zu tun pflegen.
    „Mein neues Arbeitszimmer?“ wiederholte
sie schließlich langsam, Wort für Wort, jedoch mit der Intonation einer Frage.
    „Ja, so ist es und der Baron hofft sehr,
dass das weiße Paschen-System, das er gewählt hat, Ihnen zusagt. Es war eine
Express-Bestellung und dass es mit Lieferung und Aufbau gleich heute Morgen
geklappt hat, kommt bei solchen Speditionen einem wahren Wunder gleich.“
    Ungläubig schaute Eliza einem der
Handwerker über die Schulter.
    „Ja, das wird sicherlich sehr schön“,
sagte sie ein wenig abwesend und entschied, dass sie mit Valeriu selbst würde
über ihren Beziehungsstatus diskutieren müssen und nicht mit Wilbert.
     
    Eliza hatte sich länger in der
Universitätsbibliothek aufgehalten, als nötig gewesen wäre und war direkt von
dort zum Leopold-Museum gefahren, um ihre einzige Führung an diesem
verschneiten Freitag zu absolvieren. Leider hatte sie keinerlei Gelegenheit
gehabt, mit irgendwem über die Geschehnisse zu sprechen.

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