Somnambul Eliza (German Edition)
bei der
Auffahrt und dem Treppenaufgang fühlt man sich ja wie Sissi persönlich!“
schwärmte er, als er die Treppe hinaufkam.
Doch ehe er die beiden begrüßte, machte
er auf dem Absatz kehrt und flanierte die Stufen wieder hinunter als handele es
sich um eine Showtreppe. Dabei sang er ziemlich falsch aber doch erkennbar Copacabana .
„Wirklich wunderbar – rauf wie Sissi,
runter wie Barry Manilow“, war Stephans Fazit, als er wieder oben angekommen
war und erst Eliza und dann Valeriu umarmte.
Man konnte ihm den Augenblick des
Zögerns anmerken, in dem er überlegt hatte, ob sein Verhältnis zu Valeriu eine
Umarmung erlaubte, doch er gab sich einen Ruck und Valeriu erwiderte die
freundschaftliche Geste herzlich.
„Für Blumen kam die Einladung leider zu
knapp, aber eine Kleinigkeit habe ich trotzdem mitgebracht“, erklärte Stephan
und überreichte Valeriu eine Flasche Rotwein.
„Wenn ich groß bin, will ich auch mal in
so einer Villa wohnen“, äußerte er beeindruckt und staunte über die
Einrichtung, die Gemälde, das Porzellan wie ein Kind im Spielwarengeschäft. Am
liebsten hätte er wohl auch alle Schränke, Regale und Schubladen unter die Lupe
genommen, aber Valeriu beschränkte sich bei seiner Führung optisch auf einige
Impressionen und räumlich auf das Erdgeschoss sowie Schwimmbad und Weinkeller.
Dann nahm Eliza Stephan mit hinauf in den zweiten Stock, um ihm ihr Refugium zu
zeigen und ihm dabei möglichst schonend beizubringen, dass dies nun ihr Zuhause
war. Valeriu folgte ihnen nicht und Eliza ging davon aus, dass er Stephan die
Möglichkeit geben wollte, frei seine Meinung und seine Bedenken zu Elizas Umzug
zu äußern. Spätestens als sie die Tür zu ihrem Ankleidezimmer öffnete, war
Stephan jedoch im siebten Himmel.
„Heirate ihn! Er ist der Richtige! Wenn
mir ein Mann ein Ankleidezimmer einrichten würde, würde ich ihn auch sofort
heiraten – ehe es ein anderer tut.“
Eliza lachte und Stephan reagierte kein
bisschen gekränkt oder reserviert darauf, dass sie bei Valeriu eingezogen war.
Vielmehr hätte er sie wohl für geisteskrank erklärt, wenn sie es nicht getan
hätte und auch an der Art und Weise mit der Valeriu sie vor vollendete
Tatsachen gestellt hatte, konnte er nichts Verwerfliches finden und fand dessen
Mut, die Initiative zu ergreifen im Gegenteil äußerst männlich und sehr
charmant. Dann zeigte Eliza ihm ihr Schlafzimmer.
„Reiner Jugendstil!“ lautete der
Schlachtruf, mit dem Stephan mit einem Satz auf Elizas Bett landete.
„Ihr habt getrennte Schlafzimmer? Naja,
das kann ja auch sehr romantisch sein, wenn der Hausherr nur auf Einladung zu
Besuch kommt“, meinte er dann mit einem vielsagenden Blick, doch Eliza beließ
es dabei und verzichtete darauf, ihm die Sache genauer zu erklären.
„Du hast da einen echten Glücksgriff
getan, Liebes. Manchmal glaube ich, dir ist gar nicht klar, was für einen.
Dieser Mann ist wie ein Sechser im Lotto. Tu mir nur den Gefallen und
verschlamp nicht den Tippschein“, empfahl Stephan, dann schaute er Eliza an.
„Was ist denn los, Kleines?“
Eliza ließ sich neben Stephan auf ihrem
Bett nieder: „Ich weiß, Valeriu ist phantastisch und ich liebe ihn. Ich liebe
ihn mehr als alles andere, aber manchmal glaube ich, ich kenne ihn gar nicht.
Und noch schlimmer ist dieses Gefühl, dass alles nur ein Traum ist und ich
irgendwann gezwungen bin, aufzuwachen.“
„Das kann ich bei so einem Traummann und
einem solchen Traumhaus schon ein bisschen verstehen. Aber ich versichere dir,
dass alles echt ist. Du und ich und Valeriu und die Villa. Du hast nur einfach
märchenhaftes Glück und ich glaube, er empfindet umgekehrt ganz genau so. Die
Art, wie er dich anschaut, spricht Bände. Der Mann liebt dich abgöttisch. Und
deine Blicke für ihn? Was soll ich sagen – ihr zwei gehört zusammen. Huck! Das
Orakel hat gesprochen“, verkündete Stephan über beide Backen strahlend und
beendete seine Rede, indem er Eliza einen Kuss auf die Stirn drückte.
„Du bist der beste Freund, den man sich
wünschen kann“, erwiderte sie.
Valeriu wartete im Kaminzimmer und
Wilbert hatte Wein und Schnittchen bereitgestellt.
„ Mhm , ich
liebe Roquefort und diese Lachshäppchen sind auch ganz ausgezeichnet“, lobte
Stephan und ließ es sich schmecken.
„Sie haben ein wunderschönes Haus, Herr
Baron, und um die erlesenen Antiquitäten und Designklassiker kann man Sie nur beneiden. Aber mein absoluter favorite ist das
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