Somnambul Eliza (German Edition)
begleiten. Er wird dann
im Wagen auf dich warten.“
Erst jetzt fiel ihr René wieder ein.
Valeriu hatte seinen Namen nicht ausgesprochen, doch es war eindeutig, dass
seine Besorgnis ihm galt. Seit Eliza zurück in Wien war, hatte sie nicht einen
einzigen Gedanken an René verschwendet, an den Vampir, der Valeriu hasste und
dem sie das willkommene Mittel war, ihn zu treffen und zu verletzen. Zum ersten
Mal machte sie sich klar, wovor genau Valeriu sie an jenem Abend im Museum
beschützt hatte und ein kalter Angstschauer lief ihr über den Rücken.
„Du bist der Meinung, dass César nicht
zufällig am Bahnhof war und ich glaube das auch“, erklärte sie schließlich mit
belegter Stimme.
Valerius Miene verfinsterte sich und er
sah aus, als hätte er diese Überlegungen bislang ebenso verdrängt wie sie.
„Ja, davon bin ich überzeugt. Woran hast
du es festgemacht?“ fragte er knapp.
„Ich kann mich nicht an den genauen
Wortlaut erinnern, aber es klang, als wüsste er, dass du ihm am Tag nicht in
die Quere kommen kannst. In diesem Punkt hat er sich ja gehörig getäuscht.“
Eliza brachte ein verkrampftes Lächeln zustande, doch Valerius Züge blieben
ernst und verhärtet.
„Ja, da hat er sich in der Tat getäuscht.
Und noch mehr hat sich sein Auftraggeber geirrt. Nicht genug damit, dich in
unseren Zwist mit hineinzuziehen. Seinen unsäglichen Handlanger bei Tag auf
dich anzusetzen, um sicherzugehen, dass du allein und schutzlos bist, ist der
Gipfel der Abscheulichkeit. Ich wusste, dass er feige ist, aber so viel
Perfidität hätte ich selbst René nicht zugetraut.“ Valerius Stimme klang bitter
und war voller abgrundtiefer Geringschätzung.
„Ich verspreche dir, dass sie beide
dafür bezahlen werden.“ In Valerius Augen lag jetzt ein zorniges Funkeln und
der blanke Hass und die animalische Mordlust, die Eliza darin erkannte, ließen
sie frösteln.
„Bitte, Valeriu, begib dich nicht auf
ihr Niveau. Sie sind es nicht wert, dass du dir an ihnen die Hände schmutzig
machst. Wir sind zusammen und uns geht es gut. Das ist es doch, was zählt.“
„Ja, das ist es, Liebste. Und dennoch
kann ich sie nicht ungestraft davonkommen lassen. Bei aller Feigheit ist René
ein Kämpfer und von Jähzorn zerfressen. Wenn ich ihn nicht aufhalte, wird er
niemals aufgeben, bis er seine Ziele erreicht hat. Und was César betrifft, so
habe ich ihn schon einmal verschont, was mir schon damals nicht leicht gefallen
ist und rückblickend ein großer Fehler war.“ Valerius Stimme klang noch immer
unverändert bitter.
„Aber können wir die Sache nicht diesmal
der Polizei überlassen?“
„Nein, Eliza. Leider ist das keine
Option. Es gibt unter meinesgleichen nicht viele Regeln. Aber zu den wenigen,
die es zu befolgen gilt, zählt es, das Arkanum , das Geheimnis unserer Existenz
zu wahren und Artverwandte demzufolge weder der irdischen Gerichtsbarkeit noch
sonstigen gesellschaftlichen Institutionen auszuliefern. Und da wir nicht
wissen, wie viel René César in seinem blinden Hass unvorsichtigerweise
anvertraut hat, könnte es auch fatale Folgen haben, gegen César Anzeige zu
erstatten.“
Eliza erschrak bei seinen Worten.
Schließlich hatte sie genau das getan, als sie Valeriu gegen seinen Willen ins
Krankenhaus gebracht hatte.
Sie war sich nicht sicher, ob er in
ihren Augen oder in ihren Gedanken gelesen hatte, als er mit sanfter Stimme
erklärte: „Du hast nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt, um mein Leben zu
retten und dafür bin ich dir sehr dankbar.“
„Es tut mir trotzdem leid, dass ich dich
dieser zusätzlichen Gefahr ausgesetzt habe. Nicht auszudenken, was sie hätten
herausfinden können, wenn Wilbert und die Ionescus nicht so schnell gehandelt hätten. Aber ich habe ihnen deinen Namen und deine
Adresse genannt. Glaubst du, bei den Untersuchungen sind Ungereimtheiten
aufgetaucht? Meinst du, sie werden Nachforschungen anstellen?“
„Nun, zum Glück haben sie sich ja für
eine NaCl -Lösung als Blutersatzstoff entschieden.
Sonst wäre ihnen gleich aufgefallen, dass ich keine Blutgruppe besitze. Was all
die anderen Dinge betrifft, so bin ich überzeugt, dass Aurica und Laurin saubere Arbeit geleistet haben und alles Nötige
haben verschwinden lassen.“
Valeriu
versuchte, ein herzhaftes Gähnen zu unterdrücken und Eliza fiel auf, wie
angegriffen er aussah. Mit den tiefen, dunklen Ringen, die seine schönen bunten
Augen verunzierten, wirkte er völlig übernächtigt.
Wenig später nahm Eliza auf der
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