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Somnambul Eliza (German Edition)

Somnambul Eliza (German Edition)

Titel: Somnambul Eliza (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Nailik
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schlüpfte in seine schwarze Jeans, um ihr seinen Kimono zu
überlassen und erklärte: „Ich sage Wilbert, dass er Wasser einlassen soll. Ich
bin sofort wieder bei dir.“
    Dass der alte Herr dadurch umgehend über
den Stand ihrer Beziehung informiert wurde, war Eliza allerdings ein bisschen
unangenehm.
    „Wilbert ist Butler, noch dazu ein sehr
guter. Diskretion ist seine höchste Tugend“, beruhigte Valeriu sie schmunzelnd,
nachdem er ihren Blick richtig gedeutet hatte.
    „Ja, da hast du wohl Recht“, bestätigte
Eliza, als sie sich überlegte, dass Wilbert um Valerius Geheimnis wusste und
dieser ihm offenbar uneingeschränkt vertraute. „Wie lange steht Wilbert
eigentlich schon in deinen Diensten?“ wollte sie wissen.
    „Mittlerweile seit etwa vierzig Jahren.
Er kam als Chauffeur und wurde zu meinem engsten Vertrauten. Gewöhnlich kann
ich meine Angestellten kaum länger als zehn Jahre behalten, ehe ich mich von
ihnen trennen muss, weil sie beginnen könnten, wegen meines unveränderten
Aussehens Verdacht zu schöpfen. Hausangestellte und besonders so intimes
Personal wie ein Butler sind für meinesgleichen eigentlich kaum zu
verantworten.“
    Als Valeriu den Raum verlassen hatte,
zog Eliza seinen Kimono über und genoss den seidigen schwarzen Stoff auf ihrer
Haut und vor allem, dass er so wunderbar nach Valeriu duftete.
     
    „Ich habe mir erlaubt, dein Bad im
großen Badezimmer bereiten zu lassen. Die Wanne dort ist großzügiger und
bequemer“, erklärte Valeriu, als er sie abholte.
    Als sie die Treppe hinaufstiegen und die
große Halle betraten, bemerkte Eliza, dass etwas anders war. Etwas stimmte mit
dem Licht nicht. Es musste inzwischen helllichter Tag sein, aber im Haus
herrschte Zwielicht. Auch das Treppenhaus und der Korridor im ersten Stock
lagen im unnatürlichen Halbdunkel. Eliza erkannte, dass Wilbert alle Vorhänge
im Haus zugezogen hatte, wodurch nur winzige Reste von Tageslicht auf die
Fußböden trafen und in fantasievollen, filigranen Mustern davon kündeten, dass
draußen die Sonne schien.
    Erst jetzt wurde ihr ansatzweise
bewusst, wie hoch der Preis war, den Valeriu jeden Tag und jede Nacht aufs Neue
zu zahlen hatte.
    Er geleitete sie zu seinem Badezimmer.
    „Ich nehme an, du möchtest jetzt ein
bisschen Zeit für dich allein haben. Soll Wilbert dir etwas Bestimmtes zum
Anziehen aus deinem Ankleidezimmer holen?“
    Wie immer war Eliza von dieser Art
Dienstleistung ein wenig überfordert, doch dann entschied sie sich für ein figurbetontes sandfarbenes Vintage-Hemdblusenkleid von Yves
Saint Laurent aus den späten 1960er Jahren, von dem sie in Erinnerung hatte,
dass es ganz vorn links hing und leicht zu finden war.
    Eliza war sich nicht sicher, ob sie
wirklich ihre Ruhe haben wollte, ob sie mit den Gedanken, den unbeantworteten
Fragen allein sein wollte.
    „Ich fände es schön, wenn du bei mir
bleiben würdest“, erklärte sie schließlich leise. „Solange du bei mir bist,
bekomme ich keine Angst. Aber allein –“ 
    Valeriu streichelte ihr sanft über den
Rücken. „Ich denke, ich verstehe, was du meinst. Du fürchtest, dass alles über
dich hereinbricht, dass du doch von Panik ergriffen wirst, sobald die Ruhe
einkehrt.“
    Eliza atmete tief durch. „Ja, das trifft
es wohl ziemlich genau.“
     
    Auch im Badezimmer waren die hellen,
bodenlangen Vorhänge der großen Sprossenfenster zugezogen, wodurch der Raum in
das gleiche unwirkliche, milchig neblige Licht getaucht wurde, wie das übrige
Haus.
    Wilbert hatte sich wieder einmal selbst
übertroffen. Auf der glitzernden, duftenden Wasseroberfläche des in den Boden
eingelassenen schwarzen Marmorbeckens schwammen bunte Blütenblätter, daneben
stand ein Tablett mit einem Glas Sekt, einer Tasse Kaffee und einem Teller mit
frisch gebackenen Waffeln. Eliza schien es, als gelte die größte Sorge aller
Beteiligten mal wieder ihrem leiblichen Wohl.
    Das Wasser war herrlich warm und die
riesige Wanne mit ihren abgerundeten Sitzbänken luxuriöser als jeder Whirlpool . Valeriu ließ sich auf dem Fußboden nieder und begann,
ihren Nacken zu massieren. Eliza schloss die Augen und genoss in vollen Zügen
den sanften Druck, den seine magischen Hände ausübten, Sie bedauerte es ein
bisschen, ihrem Wohlbefinden nicht durch ein seliges Schnurren Ausdruck
verleihen zu können, wie es leider nur Katzen vorbehalten war. Als sie die
Augen wieder aufschlug, fiel ihr Blick hinüber zu dem großen Wandspiegel und zu
Valerius Spiegelbild. Im fahlen,

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