Somnambul Eliza (German Edition)
muskulös seine Brust war. Sein athletischer Körper fühlte sich
ausgesprochen gut an. Ihr ganzer Leib war pure Empfindung, als er sie noch
enger an sich zog und die kühle Spitze seiner Zunge über die Ränder ihrer
erwartungsvollen Lippen glitt. Dann war seine Zunge in ihrem Mund und die
tänzerischen Bewegungen, mit denen sie an ihren Zähnen entlang fuhr und sich um
ihre Zunge wand, ließen sie aufstöhnen.
„Es ist besser, wenn ich jetzt gehe,
Liebste“, sagte Valeriu mit heißerer Stimme, als er sich von ihr löste.
Dann war auch schon wieder alle Verklärtheit aus seinen bunten Augen gewichen und machte
einem ernsten, aufmerksamen Ausdruck Platz.
„Bitte verriegel die Tür hinter mir und
halte heute Nacht die Fenster geschlossen“, bat er und ein Hauch echter
Besorgnis schwang in seiner Stimme mit.
Eliza hatte nichts dagegen, seiner
Aufforderung Folge zu leisten, aber sie verstand nicht, warum er sie darum bat.
Fragend blickte sie ihn an.
„Ich habe von Herumtreibern und
Einbrüchen in dieser Gegend gehört“, erklärte er schnell. „Und es wäre mir
lieb, dich in Sicherheit zu wissen.“
Eliza hatte noch nichts
dergleichen gehört, aber sie nickte gehorsam. Dann gab er ihr einen letzten
Kuss. Eliza sah durchs Fenster, wie seine Limousine aufblendete und gleich
darauf in der Nacht verschwand.
Sie hatte noch für keinen Mann so empfunden
wie für Valeriu und sie hatte noch nie einem Menschen so unbedingt und
bedingungslos nah sein wollen.
Elizas
Seminar lag mit 16 Uhr zu einer recht angenehmen Uhrzeit. Sie selbst hatte als Studentin
lediglich die Veranstaltungen noch mehr gemocht, die um zwölf Uhr mittags
begannen, wenn man vernünftig ausgeschlafen hatte und trotzdem noch nicht
wieder müde war. Aber die Sitzungen am späten Nachmittag waren ebenfalls prima
für Langschläfer geeignet, wenn man nach dem Mittagessen wieder genügend Kraft
hatte, um sich auf die zweite Runde zu konzentrieren. Eliza hatte sich mit
einem flippigen, bunten Hippie-Rock bewusst für ein fröhliches, studentisches
Outfit entschieden und sah mit ihren großen schweren Taschen, in denen sie alle
wichtigen Bücher und Bildbände sowie ihr Notebook verstaut hatte, eher aus als
wollte sie zu Fuß eine Weltreise antreten. Als sie den kleinen Seminarraum
direkt neben der Fotothek zwanzig Minuten vor Seminarbeginn betrat, hatten sich
schon die ersten Studenten eingefunden und Eliza wurde von ein wenig
Lampenfieber ergriffen, als sie ihr Equipment aufbaute und zusah, wie sich der
Raum nach und nach füllte. Auch in Wien begannen die Veranstaltungen s.t. und
um Punkt 16.15 Uhr stellte Eliza sich den rund 25 Seminarteilnehmern vor,
erläuterte knapp ihren Werdegang und begann dann mit ihrer digitalen Diaschau.
Es handelte sich um ein völlig gemischtes Publikum, vom ersten bis zum 15.
Semester war alles vertreten und auch zwei ältere Gasthörer hatten sich
eingefunden. Diese Rentner-Studenten waren im Fach Kunstgeschichte ein recht
häufig anzutreffendes Phänomen, wobei es zwei Sorten von Gasthörern gab. Die
einen, die sich ruhig und unauffällig im Hintergrund hielten und bei denen die
Betonung ihres Status auf dem zweiten Teil des Substantivkompositums, also auf Hörer lag. Den andere Typ Gasthörer, der sich im wahrsten Sinne des Wortes als einen
zu bespaßenden und zu unterhaltenden Gast der
Hochschule sah, hatte Eliza schon in ihrer eigenen Studentenzeit nicht
besonders geschätzt. Diese Leute, die bereits ein ganzes Berufsleben hinter
sich hatten, nun im hohen Alter den jungen Studierenden die Sitzplätze und nach
Möglichkeit auch noch die Referatsthemen streitig machten, mit Vorliebe in der
ersten Reihe saßen und die Dozenten mit altklugen Fragen und Beiträgen in
Beschlag nahmen, waren eine unangenehme und meist dazu sehr selbstbewusste und
mitteilsame Spezies.
Eliza nahm sich vor, diesen
Herrschaften, sollten sie sich als penetrant erweisen, kein Forum zu bieten und
sie mehr oder weniger zu ignorieren. Insgesamt nahm die erste Sitzung einen
durchaus zufriedenstellenden Verlauf, die digitale Technik ließ Eliza entgegen
ihren Befürchtungen nicht im Stich, die Studenten waren aufgeschlossen und
interessiert und sie konnte die meisten der angebotenen Referatsthemen
vergeben. Am Ende gab es die üblichen Fragen zum Scheinerwerb und Eliza
erläuterte die vorgesehene Länge von Referaten und den erwarteten Umfang von
Ausarbeitungen. Dennoch gesellten sich nach Seminarende noch ein
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