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Somnambul Eliza (German Edition)

Somnambul Eliza (German Edition)

Titel: Somnambul Eliza (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Nailik
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morgen
Abend bei einer Ringvorlesung am kunsthistorischen Institut blicken lassen. Es
würde einen schlechten Eindruck machen, wenn ich dort fehlen würde.
Anschließend gibt es noch einen Umtrunk mit dem Gastredner – es könnte also
ziemlich spät werden.“
     Valeriu wirkte ernsthaft bekümmert
als er ihr signalisierte, dass er das selbstverständlich verstehe und eine
solche Veranstaltung natürlich Vorrang habe: „Du hast völlig recht. Du darfst
deine Verpflichtungen wegen mir nicht vernachlässigen – sei es an der
Universität oder in deinem Freundeskreis.“
    Eliza wusste selbst nicht genau, was sie
eigentlich hatte von ihm hören wollen, doch diese verständnisvolle Reaktion
zusammen mit seiner trübsinnigen Miene, war irgendwie nicht das, was sie sich
erhofft hatte. Valeriu tat ihr leid und sie selbst
tat sich mindestens ebenso leid, weil sie sich selbst diese Steine in den Weg
gelegt hatte und nun einen Tag ohne ihn zu verantworten hatte.
    Sie wollte zurückrudern und fragte:
„Aber warum müssen wir uns eigentlich immer am Abend treffen? Hättest du nicht
Lust und Zeit, nachmittags mit mir ins Kaffeehaus zu gehen?“
    „Tut mir leid, Eliza, ich habe den
ganzen Tag Geschäftstermine.“
    Nun machte Eliza den niedergeschlagenen
Eindruck und Valeriu beeilte sich zu ergänzen: „Wirst du mir am Donnerstag die
Freude machen und zusammen mit mir das Kunsthistorische Museum besuchen?“
    Elizas Miene hellte sich augenblicklich
auf und mit einem für ihren eigenen Geschmack etwas zu erleichterten Lächeln
sagte sie zu.
    Dann stieg Valeriu aus und kam zu ihrer
Seite hinüber, um ihr die Tür zu öffnen. Mit einem formvollendeten Handkuss
verabschiedete er sich von Eliza und wünschte ihr eine gute Nacht.
     

 
    Als
Eliza ihre Wohnungstür aufschloss, spürte sie wieder diese bleierne Müdigkeit,
die sich ihrer schon in Valerius Bibliothek bemächtigt hatte und sie fror. Sie
schaute auf die Uhr und stellte erstaunt fest, dass es schon halb zwei Uhr
nachts war. Entsprechend ungeduldig wurde sie von Felis erwartet, die seit
Stunden auf ihre abendliche Mahlzeit gewartet hatte und Eliza nun ungnädig mit gemaunzten Schimpftiraden begrüßte. Schuldbewusst folgte
Eliza der aufgebrachten Katzendame in die Küche und fütterte das angeblich halb
verhungerte Tier noch ehe sie ihre Schuhe auszog. Dann ging sie neben der durch
die zügige Fütterungsaktion besänftigten Felis in die Hocke und kraulte das
seidenweiche Fell. Die Katze unterbrach ihr köstliches Mahl, um ausgiebig und
äußerst konzentriert an Elizas Hand zu schnuppern. Ihre feine Nase tastete sich
aufgeregt über Elizas Hand und das niedliche Katzenmäulchen stand ein bisschen
offen, um den Duft mit allen Sinnen zu analysieren. Dann schien Felis ihre
Entscheidung getroffen zu haben und stupste liebevoll mit ihrem Kopf gegen
Elizas Hand, um sich dann regelrecht ekstatisch an ihren Fingern zu reiben.
    „Das ist Cosmin ,
den du da riechst. Er ist ein äußerst attraktiver Kater. Aber das brauche ich
dir wohl nicht zu erzählen – dein feines Näschen hat bestimmt schon alles über
ihn in Erfahrung gebracht.“
    Eliza kraulte Felis hinter den Ohren,
dann sagte sie mehr zu sich selbst: „Wenn das unter Menschen nur auch so
einfach wäre.“
    Doch
das gar zu theatralische Seufzen, das sie dieser Bemerkung folgen ließ, ging nahtlos
über in ein herzhaftes Gähnen und Eliza beschloss, nach einer schnellen
„Katzenwäsche“, mit einem Kirschkernbeutel bewaffnet, ins Bett zu kriechen.
Doch auch hier wurde sie nicht warm und der Schlaf ließ trotz der bleiernen
Müdigkeit lange auf sich warten.
    Am nächsten Morgen wurde Eliza von ihrem
eigenen Niesen geweckt, doch sie versuchte, diese Erkältungssymptome zu
ignorieren. Ihr erster Gedanke war, dass sie Valeriu hätte fragen sollen, ob er
sie zu der Vorlesung am Abend hätte begleiten wollen. Ihre Beziehung hätte
damit einen Hauch des Offiziellen bekommen und sie hätte überprüfen können, ob
der geheimnisvolle rumänische Adlige nicht doch nur ein Produkt ihrer
übermäßigen Fantasie war. Nun hatte sie aber aus Frust auf diese Einladung
verzichtet und so musste sie wohl oder übel allein zu der Veranstaltung gehen.
Stephan war an der Arbeit und so hatte Eliza nichts Besseres zu tun, als sich
ebenfalls mit ihrer Promotionsschrift zu beschäftigen. Unterbrochen nur von
einigen Niesattacken, dem Mittagessen und einem kurzen Einkauf im
Lebensmittelmarkt an der Ecke brütete sie den ganzen Tag über ihren

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