Somnambul Eliza (German Edition)
Worten „Damit du wieder zu Kräften
kommst“, überreichte.
Eliza nahm die Schachtel in Empfang und
öffnete sie vorsichtig. Sie enthielt vier Petit Fours ,
von denen zwei mit den Worten Gute Besserung in Zuckerschrift verziert
waren.
„Oh, wie süß von dir“, sagte Eliza und
strahlte, während Stephan noch etwas aus seiner stylischen Messenger- Bag zauberte. Triumphierend hielt er ihr
eine Piccolo-Flasche Prosecco hin.
„ Mhm , ich weiß
nicht, ob das in meiner Verfassung so eine gute Idee ist“, gab Eliza zögernd zu
bedenken.
„Ach Kindchen, ein Gläschen Prickelwasser wird dir guttun – das belebt und macht
frisch.“
Stephan eilte ins Wohnzimmer und kam
gleich darauf mit zwei Sektgläsern zurück. Er nahm auf dem Stuhl neben Elizas
Bett Platz und schlug auf seine unnachahmliche Weise formvollendet die Beine
übereinander. Dann öffnete er beflissen die kleine Flasche und schenkte beiden
ein. Eliza versuchte nochmals vergeblich zu protestieren, doch Stephan wischte
ihre Einwände mit einem fröhlichen „Stößchen“ hinweg.
Dann klingelte es und Stephan tänzelte
mit dem nur noch zur Hälfte gefüllten Sektglas in der Hand zur Wohnungstür.
„Oh, welch eine Freude! Sie müssen der
Herr Baron sein“, flötete er. „Eliza hat mir schon so viel von Ihnen erzählt.
Ich bin übrigens Stephan – der Hausfreund so zu sagen.“
„Ich freue mich auch sehr, sie
endlich kennenzulernen, Stephan“, erwiderte Valeriu mit seiner angenehm ruhigen
Stimme, die im herben Kontrast zu Stephans schneller, hoher Sprechweise stand.
„Oh, schon wieder so entzückende Blumen
– ich werde sofort eine passende Vase suchen“, plapperte Stephan drauflos und
Valeriu trat in Elizas Schlafzimmer.
„Wie geht es dir, meine Schöne?“ fragte
er, während er sich über sie beugte, um sie zärtlich zu küssen.
Doch Stephan war ihm dicht auf den
Fersen und räusperte sich, um auf seine Anwesenheit aufmerksam zu machen. Er
hatte einige Mühe gehabt, eine Vase zu finden, in der der riesige Strauß Platz
fand und hatte kurzerhand ein großes Windlicht-Glas umfunktioniert.
„Der ist ja ein Traum“, schwärmte Eliza.
„Zweimal am Tag ein solch gewaltiges Präsent – meinst du nicht, dass du dir
selbst den Schnitt kaputt machst?“
„Da habe ich keinerlei Bedenken“,
entgegnete Valeriu. „Ich denke, da gibt es noch durchaus Steigerungspotential.“
Dann fiel sein Blick auf das kaum
angerührte Sektglas auf Elizas Nachttisch, von dort wanderte er zu dem
Prosecco-Fläschchen und der Gebäckschachtel auf dem Fensterbrett und von da zu
Stephan, der selig lächelnd im Türrahmen stand und mit elegant bis affektiert
abgespreizten Fingern sein eigens Glas in der Hand hielt. Dann schaute Valeriu
wieder Eliza an und zog eine Augenbraue hoch: „Ich wage zu bezweifeln, dass
Sekt bei einer Grippe eine gute Wahl ist.“
Doch er wurde von Stephan
unterbrochen, der flötete: „Wo habe ich nur meine Manieren? Setzen Sie sich
doch, Herr Baron, und trinken Sie ein Gläschen mit uns.“
Mit einer gönnerhaften Geste zeigte
Stephan auf den Stuhl neben Elizas Bett und hatte im nächsten Moment die
Schachtel mit den Petit Fours geöffnet und hielt sie
Valeriu hin: „Kosten Sie auch diese wunderbaren kleinen Köstlichkeiten.“
Valeriu musste grinsen: „Herzlichen
Dank, aber ich habe bereits gegessen.“
„Aber ein Petit Four fällt nicht wirklich unter die Rubrik Essen“, beharrte Stephan. „Diese Häppchen
sind vom Demel einfach vorzüglich.“
„Nein, danke. Ich bin kein besonderer
Freund von Süßspeisen“, gab Valeriu zurück, wobei sein Ton bereits um eine
Nuance härter geworden war, was Eliza sofort registrierte.
Stephan bemerkte davon offenbar nichts,
denn völlig unbeirrt fuhr er fort: „Sie werden Ihre Meinung ändern, wenn Sie
eines dieser Törtchen probiert haben.“
„Stephan, ich sagte Ihnen bereits, dass
ich Ihre Petit Fours nicht kosten werde. Ich denke,
damit ist diese Diskussion beendet.“
Valerius Stimme war noch immer
freundlich und verbindlich, doch hinter seinen Worten lag eine Strenge, die
keinen Widerspruch duldete. Eliza biss sich auf die Unterlippe. Eigentlich war
Stephan ein äußerst umgänglicher Zeitgenosse, doch wenn er unsicher war, neigte
er mitunter zu einer Spur Geschwätzigkeit und Penetranz.
Einen Moment lang herrschte peinliches
Schweigen, doch dann schien sich Stephan von der Rüge erholt zu haben: „Na gut,
dann eben nicht. Ich sehe ein, dass ein solcher Body eiserne
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