Somnia Crudeles - grausame Traeume Vol I
wartet.«
III
Gaius' dunkle Augen blinzelten ins grelle Licht des Flures. Die Helligkeit machte den Mann vor ihm noch mehr zu einem Nachtgespenst, enthüllte dessen blasse Haut, jede Kontur des schwarz gekleideten Körpers.
Gaius stieß seinen Gefangenen vorwärts. »Lauf, du sturer Hund, sonst schleife ich dich an den Ohren hier heraus.«
Das offene Hemd rutschte von Sejans Schulter und machte die Striemen der Peitsche sichtbar.
»Was ist das?«
Gaius zog das Hemd von Sejans Rücken und betrachtete das Netz aus roten Schwellungen auf dessen Haut.
»Du scheinst ja ziemlich großen Spaß mit diesem jungen Kerl gehabt zu haben.«
Sejan drehte sich zu Gaius um. Machte sich sein Lächeln über Gaius' Worte lustig, oder schwelgte er in der Erinnerung der Schmerzen? Es war Gaius einerlei, er fühlte, wie er die Kontrolle über sich verlor.
Seine Hand verkrallte sich in Sejans Gürtel. »Solchen Spaß kannst du mit mir auch haben.«
Genau darauf hatte Sejan gewartet. Die ganze Zeit über hatte er gewusst, wer Gaius war. Er hätte sich nicht seine dunklen Haare bleichen müssen, auch wenn er damit Sejans Vorliebe für blonde Männer nachgekommen war. Normalerweise hätte Sejan ihn ohne große Umstände getötet, und nichts hätte ihn daran gehindert, sich davor zu nehmen, was er wollte. Doch er hatte abgewartet, ebenso wie Gaius – ein gefährliches Spiel.
Nun war es Gaius, der sich nahm, was er wollte. Er war besitzergreifend. Seine Hand in Sejans Nacken war wie eine stählerne Klammer. Sejan hatte keine Möglichkeit, Gaius' Lippen auszuweichen. Gaius' Zunge verteilte in seinem Mund den Geschmack von Blut. Erst als er keine Gegenwehr mehr spürte, ließ Gaius von Sejan ab und sah ihn an, als könne er nicht begreifen, was geschehen war.
Sejan senkte den Kopf und ließ Gaius seine Zähne spüren, biss ihn in den Hals, ins Kinn und in die Lippen.
Gaius schloss die Augen und ließ Sejans Zunge mit der seinen machen, was sie wollte, bis Sejans Mund sich von ihm löste und von ihm forderte: »Nimm mir die Handschellen ab.«
»Das könnte dir so passen.«
Gaius war erstaunt, wie leicht es ihm fiel. Was sein Verstand ihm untersagte, vollführte seine Hand von selbst. Sie glitt in Sejans Hose. Die Berührung löste bei Gaius ein Gefühl aus, das er bei sich nie vermutet hätte: abgrundtiefe Gier. Doch seine Hand war zu zaghaft, um Sejan zu erregen.
In Sejans Augen zeigte sich Verachtung. »So kannst du unter den Rock eines Schulmädchens fassen.«
»Ach ja?« Gaius griff härter zu, erreichte damit aber nur, dass Sejan ihn mit boshaftem Gelächter überschüttete. »Ein Wunder, wenn es dir gelingt, dich selber zu befriedigen. Versager!«
Nun hatte er ihn so weit. Gaius fühlte sich in seiner Unerfahrenheit verspottet und erniedrigt. Er zog seine Hand zurück und versetzte Sejan einen Stoß. Der Räuber prallte hart gegen die Wand.
Immer wieder schlug Gaius mit den Fäusten auf Sejan ein. »Ich schwöre dir, wenn du so weitermachst, dann schlage ich dich tot!«
Trotz der schmerzhaften Schläge schrie Sejan nicht. Er spannte seine Muskeln an, um die Treffer besser einstecken zu können, und ließ die Misshandlung über sich ergehen, bis Gaius endlich aufhörte.
»Sehr gut, Gaius. Hast du dich jetzt abgeregt?«
Gaius' Finger strichen über Sejans Rücken, fuhren an den Striemen entlang. »Es macht mich wahnsinnig zu wissen, dass er dich gepeitscht hat, ohne dass ich es mit ansehen konnte.«
»Du warst ja währenddessen mit meinem Untergang beschäftigt.«
»Ich habe nur getan, was ich tun musste, dem ein Ende setzen.«
Warum konnte er es nicht beenden, seine Finger von diesem Mann lassen, anstatt sie sich an ihm zu verbrennen? Seine Hände knöpften Sejans Hose auf. »Ich bin ein Versager, ja?«
Er umfasste Sejans steifen Schwanz.
»Du stehst also auf Schläge.«
Sejan biss sich auf die Unterlippe, um ein Aufstöhnen zu unterdrücken. »Wenn du so weitermachst, dann komme ich. Willst du meinen Schwanz denn nur in deiner Hand spüren? Ich will dich ficken, Gaius. Das hatte ich schon lange vor.«
»Seit wann?«
»Seit deinem ersten Einsatz als Kommandant dieser beschissenen Spezialeinheit.«
Das war nun fast drei Jahre her. Sie hatten Sejan damals nicht erwischen können, nicht einmal gesehen hatten sie ihn. Sejan aber hatte seine Jäger aus einem Versteck heraus beobachtet: »Es war wirklich amüsant, wie ihr mein Kunstwerk aus Blut und Knochen bewundert habt.«
Die Erinnerung daran
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