Somnia Crudeles - grausame Traeume Vol I
wirklich eine Methode entwickelt hat, so etwas zu tun, dann müssen wir alles darüber erfahren.«
Es ging um das Bewusstsein meines Bruders – nicht um irgendeine Festplatte. Auch wenn das Militär daran Interesse hatte, musste ich den Zwilling aufhalten.
Allerdings stand ich gefesselt vor ihm. Ich konnte nur meine Beine einsetzen. Einen Versuch war es immerhin wert. Ich stürmte auf ihn zu und versuchte einen Fußtritt gegen seinen Kopf. Leider war er zu schnell. Er packte mein Bein und drehte es herum. Mein Körper knallte auf den Boden.
Mit blutender Nase wollte ich mich wieder erheben, doch er stand bereits über mir und trat mit seinem Schuh auf meinen Nacken. »Bleib liegen, Soldat.«
Es war genau der Augenblick, als sie Marius in den Raum stießen.
Er rief sofort meinen Namen: »Aaron!«
Der Zwilling lachte darüber: »Er kam, um dich zu retten. Nun wird er für dich sterben.«
Marius war ebenfalls an den Händen gefesselt. Er war nackt, und sie hatten ihm nun auch den Kopf rasiert. Sein schönes Gesicht sah verzweifelt aus. »Nein, bitte nicht. Ich gehorche all euren Befehlen, aber lass ihn am Leben.«
»Du wirst keinen Befehlen mehr gehorchen müssen, Adonis. Bald wirst du ein anderer Mensch sein.«
Ich konnte nichts dagegen tun, und Marius ebenso wenig.
Der Zwilling nahm den Fuß von meinem Nacken und zerrte mich an meinem Halsband auf die Beine. »Noch werde ich dich nicht töten. Vorher sollst du Zeuge des bisher größten Durchbruchs in der Wissenschaft werden. Diese Welt wird sich verändern. Ich werde sie verändern, denn ich werde ewig leben.«
Er packte auch Marius am Halsband und zerrte uns beide zu einer angrenzenden Stahltür. Dahinter lag sein Labor. Dort wartete ein Assistent im weißen Kittel neben zwei Stühlen. Sie waren über Drähte mit einem riesigen Computer verbunden.
Kratos fragte mich: »Was siehst du?«
Ich konnte ihm jetzt nicht antworten. Sonst würde alles auffliegen. Stattdessen sagte ich zu Marius: »Ich liebe dich. Ich will, dass du das weißt.«
Kratos klang verblüfft: »So offen hat mir das noch nie einer gesagt.«
Der Kerl machte mich wahnsinnig.
Marius lächelte: »Ich weiß.«
Der Zwilling befestigte meine Leine an einem Ring in der Wand und stieß Marius dann auf einen der Stühle. Der Assistent schnallte Marius’ Fußgelenke mit Lederriemen an den Stuhlbeinen fest. Die Leine band er so straff an die Stuhllehne, dass Marius sich nicht bewegen konnte.
Dann hielt der Zwilling eine Rede: »Dies hier«, er zeigte auf den Computer, »ist das Phänomenalste, was je ein Mensch erfunden hat. Meine Forschungen waren kostspielig. Aber ich bin ein guter Geschäftsmann. Und nebenbei konnte ich Tests an menschlichem Material durchführen. Ich bin ein Genie.«
Das war nicht der böse Zwilling, das war der noch bösere Zwilling.
»Sie alle glauben, ich sei in den Flammen umgekommen. Nun werde ich der Phönix aus der Asche sein. Nicht einmal Gott vermag zu tun, was ich kann.«
Er nahm einen der Drähte, die vom Computer hingen. Vom Ende des Drahtes hingen lange Nadeln herab wie spitze Spinnenbeine. Er setzte sie an Marius’ Schläfe an und stieß sie nach und nach hinein, bis sie einen Kranz um Marius’ Schädel bildeten.
Marius schrie, und ich schrie ebenfalls: »Du verdammter Scheißkerl! Lass die Finger von ihm!«
Der Zwilling schnaubte verächtlich: »Du hast keinen Sinn für die Wissenschaft. Das hatte Adrian auch nie. Aber er war gut im Bett.«
Er setzte sich auf den anderen Stuhl und ließ sich von dem Assistenten ebenfalls die Nadeln in den Schädel stechen. Dann schaltete der Assistent den Computer ein. Auf dem Kontrollfeld leuchteten verschiedene Dioden auf, rote und grüne. Daneben waren Knöpfe und Regler. Der Assistent betätigte einige davon, und der Zwilling sah dem kommenden Ereignis freudig entgegen: »Gleich werde ich einen neuen Körper haben.« Er sah zu Marius. »Einen wunderschönen Körper mit meinem genialen Geist.«
Nun begann es. Sein entstelltes Gesicht verzerrte sich und sah dadurch regelrecht monströs aus. Auch Marius’ Gesichtszüge zuckten.
Der Assistent drehte an den Reglern herum, und das Zucken der Gesichter wurde stärker.
Ich flüsterte: »Kratos, was soll ich tun?«
»Du kannst nichts tun, mein Lieber. Aber du hast uns gute Informationen geliefert.«
»Du blödes Arschloch!«
Am liebsten hätte ich mir auf der Stelle den Sender aus dem Gehirn gerissen. Sie opferten Marius und mich für ihre Informationen. Und egal
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