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Somnia Crudeles - grausame Traeume Vol II

Somnia Crudeles - grausame Traeume Vol II

Titel: Somnia Crudeles - grausame Traeume Vol II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chiara Varus
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hörte.
    Der Bandenchef betrat das Zimmer und betrachtete den jungen Mann auf dem Bett. Er wusste, dass Silvius sich nur schlafend stellte. Also sprach er: „Du kannst ruhig die Augen öffnen.“
    Silvius blickte Sejan an und beobachtete stumm, wie der Mann sich auszog. Überall auf Sejans Körper waren frische Striemen zu erkennen. Sejan hatte sich auspeitschen lassen.
    Silvius konnte nicht verbergen, dass es ihn erschreckte. Im selben Moment wusste er, weshalb Sejan ihn nicht anrührte. Silvius konnte Sejan keine Schmerzen zufügen – im Gegenteil: Er wollte sie lindern. Als er jedoch anbot, ihm die Wunden zu versorgen, lachte Sejan bloß darüber.
    Catos Grausamkeit war anscheinend nicht erblich.
    Noch sollte Silvius nicht erfahren, wer sein Vater war. Erst musste seine Sympathie für Cato vollständig erlöschen.

 
     
    SOMNIUM SECUNDUM
    CORVUS
    DER RABE
     

I
     
    Sejan traute Corvus nicht. Er war weder leichtsinnig noch dumm. So etwas wie Verbrecherehre gab es nicht. Niemand wusste das besser als Sejan.
    In jeder der dunklen Gassen ringsherum konnte ein Hinterhalt auf ihn lauern. Ein offener Kampf war ihm allerdings lieber als ein solches Treffen im Verborgenen.
    Das Abrisshaus, das ihnen als Treffpunkt dienen sollte, zeichnete sich wie ein enormer schwarzer Klumpen vor dem dunklen Himmel ab. Es wirkte, als habe die Straße an dieser Stelle ein Geschwür entwickelt. Die Tür stand offen wie ein zahnloser Mund.
    Sejan trat in die Finsternis und atmete die staubige Luft ein.
    „Wo steckst du, verdammte Krähe?“
    Ein paar Meter weit von ihm entfernt flackerte eine kleine Flamme auf. In ihrem Schein tanzte der Schattenriss des Raben. Corvus trug wie immer eine Maske. Sie bedeckte seine Augen und lief über der Nase zu einem spitzen Schnabel zu.
    „Sejan, die Schlange. Du hast dich also aus Catos Kerker geschlängelt.“
    Sejan zeigte seine Zähne, obwohl Corvus dies in der Dunkelheit nicht sehen konnte. „Komm zur Sache, Corvus. Sonst rupf ich dir die Federn aus.“
    Corvus' Lachen erinnerte in der Tat an das Krächzen eines Rabenvogels: „Immer noch so arrogant. Komm doch näher, wenn du dich traust.“
    Sejan blieb, wo er war. „Ich traue dir nicht. Das ist das Problem.“
    „Die Frage ist doch, ob du Darius vertraust.“
    Das war allerdings ein weitaus größeres Problem. Darius wusste zu viel über ihn. Nun war der junge Mann in Senator Gracchus' Hand, und das konnte gefährlich werden.
    Corvus wusste das: „Wir wollen beide etwas von Senator Gracchus. Es heißt, er habe sich eine Kralle anfertigen lassen, die besser sei als meine. Das schadet meinem Ruf. Ich will diese Waffe haben.“
    Und Corvus brauchte einen Mann wie Sejan, um in Gracchus' Villa zu gelangen. Bisher war das niemandem geglückt.
    Die Flamme in Corvus' Hand erlosch. „Entscheide dich.“
    „Ich habe mich entschieden.“
    Sejan verließ das Gebäude und verharrte als Schatten vor der Tür.
    „Worauf wartest du, Corvus?“

II
     
    Entweder hatte Corvus hervorragende Spione, oder er trieb sich gern zwischen Fäkalien herum.
    „Woher weißt du von diesem Geheimgang?“
    Er führte durch die Kanalisation.
    Corvus blieb stehen und drehte sich zu Sejan um. „Erwarte nicht von mir, dass ich dir die Namen meiner Informanten nenne.“
    Dies war weder die Zeit noch der Ort, um Konflikte auszutragen. Sejan tat es trotzdem: „Es ist nur eine Frage der Zeit, bis du mir gehörst, Corvus. Entweder freiwillig oder durch Gewalt.“
    Corvus lachte bloß: „Wir werden sehen.“
    Seine Augen waren hinter der Maske nicht zu erkennen, doch Sejan wusste, sie betrachteten ihn intensiv – zu intensiv für seinen Geschmack. Es forderte ihn heraus, dasselbe zu tun. Corvus' Körper war gut gebaut. Sejan hätte diesen Mann durchaus gerne gefickt. Dafür waren sie jedoch auf jeden Fall zur falschen Zeit am falschen Ort. Zudem waren sie beide bis an die Zähne bewaffnet und nicht bereit, irgendetwas abzulegen.
    „Lass uns weitergehen. Es riecht übel hier.“
    Corvus ließ das Licht seiner Laterne über Sejans Körper gleiten. „Gut. Mit Gracchus' Waffe kann ich dich bestimmt besser gefügig machen.“
    Blitzschnell zog Sejan seine beiden Messer und schlug die Klingen aneinander – ein bedrohliches Geräusch.
    Corvus richtete den Lichtkegel auf Sejans Gesicht. „Immer mit der Ruhe. Das kann warten.“
    Sie setzten ihren Weg durch die bestialisch stinkenden Tunnel fort. Als sie schließlich an einem verschlossenen Eisentor ankamen, zeigte sich

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