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Sonder-Edition - drei Romane (Das Mondgeheimnis, Die Gestoßenen, Den Teufel am Hals) (German Edition)

Sonder-Edition - drei Romane (Das Mondgeheimnis, Die Gestoßenen, Den Teufel am Hals) (German Edition)

Titel: Sonder-Edition - drei Romane (Das Mondgeheimnis, Die Gestoßenen, Den Teufel am Hals) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan M. Fischer
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Fressen aufgequollen und der Kopf voll mit Überlegungen, was er hätte besser machen können. Schneller angreifen. Die Drachen im Schlaf töten. Diese nichtsnutzigen Zwerge! Verdammtes, feiges Pack! Sie waren die falsche Wahl. Die schlechtesten Krieger. Ich hab die Drachen unterschätzt.
    Er drückte sich mit den Hinterbeinen hoch zum Dach und rückte die Chitinpanzer enger zusammen, dann krabbelte er zu einer Truhe, wo er noch zweieinhalb tote Zwerge vorrätig hatte. Ihm war von dem Fleisch schon etwas übel, weil es so wenig Abwechslung gab, doch der Frust über die verlorene Schlacht drängte ihn zum Fressen. Er wollte die Truhe gerade öffnen, als von draußen jemand »Gebieter« rief.
    »Was ist?«
    Bonosus, ein Diener vom Stamm der Einäugigen, lugte durch einen Spalt. Das zugeschnürte Säckchen, das er gegen den Bauch gedrückt hielt, schützte er vor der Nässe, indem er seinen Oberkörper darüberbeugte. »Ich habe den Auftrag bereits ausgeführt.« Er musste blinzeln, weil es in sein Auge regnete.
    »Komm schnell rein, Idiot.« Uldin riss dem kleinwüchsigen Mann das Säckchen aus den Händen. Mit größerem Wuchs und zwei Augen sähe Bonosus einem Elben verdammt ähnlich. Elbenfleisch – das wäre jetzt nach Uldins Geschmack. Er schnürte das Säckchen auf und fuhr mit dem Fühler im Schwarzpulver herum. Das wird reichen, halb Samata in die Luft zu sprengen! Er sah es vor sich, wie sein Körper von der Explosion zerrissen würde. Blut, Fleischfetzen und Knochensplitter würden bis ins Land der Abandonier spritzen und vielleicht darüber hinaus. Kaum dass er es erwarten konnte, auf diese Weise seinen Frieden zu finden. Ein würdiger Tod.
    Bonosus blickte ihn ergeben an. »Wollen Sie sich wirklich in die Luft jagen?«
    »Ruhe jetzt!«
    »Aber Sie hatten keine Schuld.«
    »Schweig!« Uldin schnürte das Säckchen zu, legte es auf die Truhe und spürte, wie der Durst in der Kehle kratzte. 
    »Kann ich noch etwas für Sie tun?«
    »Allerdings.« Er war mit einem Flügelschlag bei Bonosus und stach ihn mit dem Stachel nieder. Dem Einäugigen lief Speichel aus den Mundwinkeln, aus dem Einstich quoll Blut. Er fiel zu Boden und blieb liegen. In seinem Auge spiegelten sich die Glühwürmchen im Netz an der Chitindecke. Uldin schlürfte sich derweil satt. Ihm war danach, Bonosus bei lebendigem Leib zu fressen, aber er brauchte ihn noch. Nur gut, dass das Blut nicht so schmackhaft war wie das eines Elben, sonst würde er den Hunger nicht bändigen und sich nicht zurückhalten können. Zumindest stillte es den Durst.
    Eine Träne rann aus Bonosus Auge, eine schmutzig trübe Träne, und hinterließ auf seiner Wange ein dreckiges Rinnsal. Uldin schlürfte einen letzten Schluck von Bonosus Blut, dann versiegelte er den Einstich mit seinem Speichel.
    »Hab keine Angst«, flüsterte er, fand die Träne an Bonosus Hals und küsste sie weg. Er zerrte seinen Diener auf den Strohhaufen hinter die Truhe. Bonosus konnte dort liegen bleiben, bis die Wirkung des Gifts nachließ. Obwohl Uldin die Schmach der Niederlage noch nicht verwunden hatte, niemals verwinden würde, hatte er einige gute Momente. Es lag wohl an dem Blut, mit dem er seinen Durst stillen konnte. Ansonsten hätte er Bonosus hinausgeschleudert, ihn im Dreck liegen und vom Regen aufweichen lassen. Auch wenn er ihn ansonsten gut leiden konnte und er ihm schon so manch guten Dienst erwiesen hatte.
    Die Träne versüßte den bitteren Geschmack des Blutes. In den nächsten Tagen musste sein Diener jemanden auftreiben, der ihm das Schwarzpulver in explodierbare Gefäße füllen konnte. Dann würde sich Uldin mit halb Samata in den Tod reißen.
    Mit diesem Ziel legte er sich zum Schlafen auf den Boden.
     
    Uldin musste den Kopf wegdrehen, weil das Sonnenlicht in seinen Komplexaugen brannte. Das Schweineleder am Fenster hing in Fetzen. Er zog sich etwas in den Schatten zurück und stieß dabei gegen das Gestell, auf dem das Glas mit den Orden stand. Es wackelte, dann fiel es herunter und klackerte so laut auf dem Boden auf, dass Bonosus eigentlich hätte hochschrecken müssen. Das Glas brach nicht, aber die Orden kullerten heraus. Uldin kramte sie zurück, und da fielen ihm einige Schuppen zwischen die Beine. Sie stammten von der Flosse einer Meerjungfrau, seiner großen Liebe. Er sammelte sie ein und schnüffelte daran. Trotz des angestaubten Geruchs, der sich über die Jahre angehaftet hatte, konnte er ihren Duft noch wahrnehmen. Ein bisschen zumindest. Unweigerlich

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