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Sonder-Edition - drei Romane (Das Mondgeheimnis, Die Gestoßenen, Den Teufel am Hals) (German Edition)

Sonder-Edition - drei Romane (Das Mondgeheimnis, Die Gestoßenen, Den Teufel am Hals) (German Edition)

Titel: Sonder-Edition - drei Romane (Das Mondgeheimnis, Die Gestoßenen, Den Teufel am Hals) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan M. Fischer
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strampelte wild, das Treibholz fest umklammert, auf den Höhleneingang zu. Er schrie und tobte, brüllte und zappelte, dann hatte er die Felswand erreicht. Das Wasser schwappte gegen das Gestein, Tarabas griff nach oben und bekam mit drei Fingern die Kante zu fassen. Die Panik löste Kräfte in ihm aus und er konnte sich hochziehen, aus dem Wasser heben und sich in die Höhle abrollen, bis er gegen eine Wand stieß. Wasser und einige Tränen tropften von ihm. Sie sammelten sich zu einem winzigen See, der durch sein Keuchen kleine Wellen schlug. Nachdem sich Tarabas und dadurch der See einigermaßen beruhigt hatten, spiegelten sich seine Gedanken an der glatten Oberfläche. Der Zauber wirkte also nach. Noch einmal sah er Vincent in die Tiefe fallen, wie er gegen das Treibholz schlug und unterging. Wie sich seinem Freund ein dunkler Fleck näherte ... Tarabas schlug mit der Faust in den Minisee, sodass das Wasser an die gegenüberliegende Wand spritzte. »Verdammt!«
    Er hörte sein ‚Verdammt!’ einige Male und immer leiser werdend. Wohin die Höhle wohl führen mochte? Dort vorn schimmerte etwas silbern. Ein Orden? Es war ihm egal. Vincent war tot und es war allein seine Schuld. Tarabas wollte nur mehr sterben und es war ihm in diesem Moment ernst damit. So ernst, dass er sich langsam zum Höhlenausgang schob und in den See gleiten ließ. Sollte ihn das Ungeheuer nur zerfleischen, er hatte den Tod verdient. Tarabas drehte sich auf den Rücken und ließ sich auf dem Wasser treiben.
    Er glaubte, er würde angenagt, doch war es lediglich das Treibholz, das gegen seine Schulter tippte. Die Blauen-Blumen-Schmetterlinge landeten oben auf der Klippe, dort, wo vorhin die Welt noch in Ordnung gewesen war. Er musste daran denken, wie sie sich kennengelernt hatten. Wie die anderen Glatzköpfler ihn wegen seines Vaters verspotteten und er Zuflucht bei Vincent und den Haarigen gefunden hatte, und man ihn in Ruhe ließ, bis die Glatzköpfler sich über andere Dinge das Maul zerrissen. Ihm fiel auf, dass er sich nie dafür bedankt hatte.
    Es zogen mehr und mehr Wolken auf und schoben sich vor die Sonne. Für einen Moment vergaß Tarabas, wo er sich befand. Dann schreckte ihn ein Ruf auf.
    »Hallo!«, hatte eine liebreizende Frauenstimme gerufen.
    Tarabas drehte sich auf den Bauch und spähte zum Ufer. Dort lag sein bester Freund, anscheinend unversehrt und neben ihm saß ein weiblicher Fleischkoloss mit silbernen Haaren. Sie winkte, wobei das Fett am Arm schwabbelte. Ein Netz aus Algen bedeckte ihre korbgroßen Brüste. Statt der Beine hatte sie eine Flosse. Eine Meerjungfrau, eine verstörend fette Meerjungfrau. Sie war der dunkle Fleck gewesen, dessen wurde sich Tarabas bewusst. Das Monster, das ihn erschreckt und vor dem er sich fast zu Tode gefürchtet hatte.
    Er schwamm, so schnell es ihm möglich war und es seine erschöpften Kräfte zuließen. Wenige Meter vor dem Ufer erkannte er, dass sie nicht nur fett, sondern auch stark vernarbt war. Als hätte jemand seinen Morgenstern über ihren Körper rollen lassen. Selbst über ein zugewachsenes Auge zog sich ein Strich von der Wange bis zur Stirn. Das andere Auge schien unversehrt. Als sich ihre Blicke begegneten, sah sie weg. Aus Scham? Aus Schuldgefühl? Was hatte sie hier eigentlich zu suchen? Sie war augenscheinlich eine, die nach Abandonien gehörte.
    Tarabas bekam Boden unter die Füße. Er schleppte sich aus dem Wasser und ließ sich neben Vincent nieder. Er ignorierte die Meerjungfrau, weil ihn vor ihrem Anblick schauderte. Und da war dieser Hass. Wäre sie nicht gewesen, hätte sie nicht mit ihrer verdammten Flosse auf Uldins Bild eingeschlagen …
    Vincent lag bewusstlos da. Blut rann aus einer kleinen Wunde und lief in einem Rinnsal seine Schläfe hinab. Tarabas rüttelte an seiner Schulter. »Vincent? Lebst du noch?«
    »Es tut mir leid«, hörte er die Meerjungfrau sagen. Die Stimme berührte ihn und passte so gar nicht zu ihrem unmöglichen Aussehen.
    Als er sie ansah, verzog sich seine Mimik aus Ekel, obwohl er es eigentlich vermeiden wollte. Er warf ihr einen Blick zu, der ihr zu verstehen geben sollte, dass er nichts mit ihr zu tun haben wollte.
    »Ich … bin durchgedreht, als ich die Hornisse gesehen hab«, stammelte sie und senkte den Kopf. »Ich wollte euch nichts Böses.«
    »Vincent?« Er musste ihn nach Hause bringen, zu seiner Großmutter, und zog seinen Freund hoch. Er sah noch, wie sich die Meerjungfrau abdrehte, mit Tränenschimmer in dem Auge, und

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