Sonder-Edition - drei Romane (Das Mondgeheimnis, Die Gestoßenen, Den Teufel am Hals) (German Edition)
Quoladu!«
Die Figur auf dem Gemälde blieb bewegungslos.
»Ewaccte! Quoladu!«
Nichts.
Tarabas war sicher, dass sich sein Opa nur gemäldig stellte. Weitere fünfmal sprach er konzentriert den Zauberspruch. Dann plötzlich rieselten Farbpartikel hinab. Der alte Mann auf dem Gemälde nahm die Hand vor den Mund und gähnte laut. »Wer zum Teufel nervt mich hier?«
»Oh«, entfuhr es Vincent und Tarabas fühlte seinen Herzschlag auf der Zunge. Sein Großvater sprach mit ihm.
»Ich sage: Wer nervt mich hier in meiner Ruhe?« Hölder von Gölder schien ungeduldig zu werden. Er tippte mit dem Fuß, mit dem er auf dem Hyraniakadaver stand. Die Bodenfarbe zerbröselte.
»Dein Enkel, Tarabas, hat dich genervt, ich meine, gerufen!«
»Schön, schön! Und?«
»Erzähl mir aus deinem Leben, Opa!«
»Wenn ich dich damit unterhalten kann, sehr gern.«
Tarabas setzte sich neben Vincent auf den anderen Baumstumpf und sie ließen sich die Geschichte mit den Hyranias erzählen. Sie erfuhren, dass Manus und Tormod, die Siamesische Zwillingswespe, seinen Tod zu verantworten hatten. Während er erzählte, verlor das Gemälde immer mehr an Farbe.
So hab ich nicht wirklich viel von dem alten Herrn. Tarabas schnippte mit den Fingern. Augenblicklich erstarrte Hölder von Gölder in seiner ursprünglichen Position, ein paar kahle Stellen blieben auf dem Gemälde zurück.
»Manus und Tormod? Die Siamesische Zwillingswespe?«
»Ja, die.« Tarabas zauberte ein Abbild von zwei Wespen, die am Unterleib zusammengewachsen waren. »Ich weiß. Die Oberen sollten anordnen, dass man sie töten darf, aber die unternehmen nichts.« Er schlug mit den Fäusten in die Wespenköpfe, worauf das Abbild der Siamesischen Zwillingswespe auf die Wand klatschte und zerbröselte.
»Warum hast du ihn nicht ausreden lassen?«
»Bist du blind?« Tarabas nickte zu dem Partikelhäufchen, das sich auf seinem Bett unter dem Gemälde gesammelt hatte. »Ich hätte die Gefahren bedenken sollen. Seine Geschichte mag interessant sein, aber lieber will ich mich ein paar Dinge lehren lassen ...«
»Verstehe.«
»Maunz.«
»Sinibaldo!«, rief Vincent und stürzte auf den Maulwurf zu, der wie von einem Anfall geschüttelt wurde und mit dem Atem rasselte. Aus seinem Maul tropfte gelbliche Flüssigkeit und die Zitrone lag halb verspeist daneben.
»Was hat denn das kleine Haarknäuel?«, wollte Tarabas wissen.
Vincent beatmete Sinibaldo durch den Mund. Als sich der Atem des Maulwurfs wieder normal anhörte, erzählte Vincent, dass Zitronensaft bei dem Tier solche Reaktionen hervorrufen würde.
***
Gonckos Schwinge war nun so gut verheilt, dass er zu seiner Eisprinzessin fliegen konnte, ohne erneut in Abandonien zwischenlanden zu müssen. Sie kam vor zur Eiswand, sobald sie ihn aus dem Himmel abtauchen sah und strahlte über ihr ganzes Eisgesicht. In seinem Bauch schwirrten jedes Mal kleine Drachen, wenn er sie im Blickfeld hatte.
Kurz bevor er auf dem Felsenvorsprung landete, war ihm, als hätte er am Fuß des Berges einen geteilten Schatten vorüberhuschen sehen. Dann ließ er sich nieder und beim Blick auf seine Liebe verschwendete er keinen Gedanken mehr daran, was das wohl gewesen sein konnte. Die Zeit mit ihr war zu kostbar, um sich mit Nichtigkeiten aufzuhalten.
Sie drehte Pirouetten und wollte ihm ihr neues Eiskleidchen vorführen. Er hätte in die Pranken geklatscht, hätte er seinen Kopf nicht bequem darauf gelümmelt. Dann stolperte sie über ihre Eiskatze und landete auf dem Hosenboden. Er zuckte auf, ein Schmerz fuhr ihm in die fast verheilte Schwinge und am liebsten hätte er das Eisvieh zerschmolzen. Doch dann lächelte die Eisprinzessin. Er atmete auf und bettete seinen Kopf wieder auf die Pranken. Nichts passiert, alles gut. Nun konnte er ihr stundenlang in Ruhe zusehen. Doch da fühlte er an einem Hinterlauf einen Stich. Er wollte nachsehen, was ihn gestochen hatte, als plötzlich ein Eismann aus dem Eispalast schlich. Er näherte sich der Eisprinzessin, hielt eine Fessel in der Hand und sein Blick verriet, dass er Böses im Schilde führte. Goncko schlug mit den Schwingen. Sie fächerten Staubkörner gegen die Eiswand. Pass auf! Das wollte er rufen, nur würde sie sein Drachisch nicht verstehen.
Der Eismann gab der Eiskatze einen Tritt. Sie flog in hohem Bogen auf Goncko zu und klatschte gegen die Eiswand. Wie an einer Glasscheibe rutschte sie abwärts. Erst da spürte die Eisprinzessin die Gefahr. Zu spät. Sie wollte davon,
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