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Sonder-Edition - drei Romane (Das Mondgeheimnis, Die Gestoßenen, Den Teufel am Hals) (German Edition)

Sonder-Edition - drei Romane (Das Mondgeheimnis, Die Gestoßenen, Den Teufel am Hals) (German Edition)

Titel: Sonder-Edition - drei Romane (Das Mondgeheimnis, Die Gestoßenen, Den Teufel am Hals) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan M. Fischer
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gegessen und nichts getrunken, aber immerzu geweint. Wenn sie so weitermacht, liegen bald nur mehr ein paar Knochen herum, mit ein bisschen Haut daran. Zu diesem Haufen darf ich dann Mutter sagen. Die Sache mit dem Drachen wird ihr noch lange zu schaffen machen ...
    Sie fuhr mit der Federnspitze in den Tiegelecken herum und schrieb weiter: Ich hab vorhin einen Neuankömmling vertreiben wollen und ihm einen Eimer Wasser über den Kopf geschüttet. Dabei hab ich nicht mal einen Hauch von schlechtem Gewissen gefühlt. In mir hatte sich etwas aufgestaut und das musste hinaus. Hoffentlich denkt Mazelina nicht schlecht von mir. Aber ich konnte irgendwie nicht anders. Die wird das schon richtig einordnen können. Meerjungfrauen haben dafür ein Gespür und dem Glatzköpfler hat’s nicht geschadet, der hat eh ein wenig gemuffelt. Hoffentlich hört Mutter nicht davon. Das würde sie noch mehr bekümmern. Gastfreundlichkeit ist ihr wichtig, ohje. Aus mir darf jaaa keine böse Hexe werde. Ach verdammt, vielleicht bin ich an allem schuld. Wäre …
    Die Feder gab keine Tinte mehr ab. Rodelinda verbiss sich einen Fluch. Ihr lag es auf dem Herzen, das niederzuschreiben, aber die Tinte war ihr ausgegangen. »Verdammt!« Das mit dem Fluchverbeißen musste sie noch üben. Sie sah zum Fenster, sah auf die Dornen an den Pflanzen und hatte eine Idee.
    Mit schnellen Schritten war sie dort, in der Hand den leeren Tiegel. Sie sah hinauf zum Himmel, dann zum Weiher, wo niemand zu sehen war. Keine Meerjungfrau und auch kein Abandonier. Dann setzte Rodelinda den Daumen an einer Dornenspitze an, biss die Zähne aufeinander und ritzte sich eine tiefe Wunde in die Haut. Das Blut ließ sie in den Tiegel tropfen. Sie verstärkte den Druck auf dem geritzten Daumen, damit das Blut reichlicher floss. Nach einer Weile hörte es auf zu bluten und Rodelinda hatte genug neue Tinte. Rote Tinte.
    Auf dem Weg zum Tisch wurde ihr etwas mulmig zumute. Sie musste sich setzen, durchatmen und Kräfte sammeln. War etwas viel Blut, das sie verloren hatte. Sie tunkte die Feder hinein und schrieb mit ihrem Blut das ‚Wäre’ nach und dann: … ich nicht verschleppt worden von diesen Einäugigen, hätte Mutter bestimmt gelassener reagiert, als der Drache das Rosenfeld versengte. Schon lächerlich, das Schicksal: Da verstößt sie sich selbst in dieses Land, wendet sich ab von ihresgleichen, will mich nicht unter bösen Hexen großziehen und zerstört das Leben eines Drachen.
    Da hörte sie ein Geräusch am Fenster. Es glich den Flügelschlägen von Schmetterlingen. Sie rückte den Schemel zurück und sah nach.
    Zahllose Ahornblätter flatterten vor dem Haus. Wie ein Schwarm Vögel flogen sie im Garten herum, hinaus zum Rosenfeld über den Teil, der nicht verbrannt worden war, dann wieder zurück. Zauberei?
    Die Ahornblätter verloren ihre Flügelkraft und segelten zu Boden.
    Neben dem Weiher sah sie den Glatzköpfler stehen, den sie frühmorgens so unsanft aus dem Schlaf gerissen hatte. Er bedeutete ihr, dass sie zu ihm kommen sollte.
     
    ***
     
    Mit Mazelina war ausgemacht, dass sie so lange auf dem Weihergrund bleiben würde, bis es vorüber war. So konnte Tarabas um Rodelindas Gunst buhlen. Hoffentlich hatte sie der Ahornblätterzauber neugierig gemacht. Die Zeit des Wartens überbrückte er mit Gedankenrollen. War die Furcht vor Abandonien tatsächlich unbegründet? Aber wo blieb Vincent? Könnte er doch nur einen Zadler beauftragen, den Haarigen zu suchen.
    Als er seine Herzdame aus dem Kräuterhexenhaus kommen sah, flaute es erneut in seiner Magengegend. Der Zitronenfalter landete auf ihren roten Haaren. Sie verscheuchte den Schmetterling und ließ Tarabas mit ihrem kritischen Blick nicht aus den Augen. Er ließ sich vor dem Weiher nieder und klopfte auf die Stelle neben sich. »Setz dich und sei artig.«
    »Du hast wohl noch nicht genug?«
    Tarabas lächelte. Morgens von ihr geweckt zu werden, davon würde er in der Tat nie genug bekommen. Wenn auch lieber mit feuchten Küssen, statt eines Eimers Wasser und einer Alge.
    Sie setzte sich neben ihn und sie sahen dem Zitronenfalter zu, der nun über der Wasseroberfläche flatterte. Aus dem Augenwinkel sah Tarabas, wie sie etwas Blut von ihrem Daumen leckte. Könnte er doch nur wie Vincent mit einem Kräutergemisch solche Wunden heilen, das wäre sicherlich etwas, womit er Eindruck schinden könnte.
    »Und du kannst zaubern?«
    »Neben dir sitzt der zukünftig größte Zauberer Samatas’!«
    »Da ist ja

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