Sonder-Edition - drei Romane (Das Mondgeheimnis, Die Gestoßenen, Den Teufel am Hals) (German Edition)
packte die Elfe den Schlangenkopf. Sie ächzte unter der Kraftanstrengung, ihre Flügelchen flatterten wild, dann hatte sie eine gewisse Höhe erreicht. Sie pendelte sich über dem Mondmann ein, flog noch ein Stück weiter hoch und ließ den Schlangenkopf auf ihn fallen. Dieser schlug mit einer solchen Wucht auf den Kopf von Mondi, dass der Schlangenkopf in zwei Teile riss und zwischen den verkohlten Holzscheiten landete. Der Mondmann schlug die Augen auf und schüttelte sich das Haupt. Er sah sich um, mit verschlafenem Blick, dann blickte er zur Elfe hoch. Seine Augen gingen auf wie die Morgensonne am schönsten Tag eines Lebens. Er strahlte glücksbeseelt und ging in Anbetungsstellung. »Oh Sonnenkönigin! Oh Sonnenkönigin!«
Die Elfe, nicht wirklich unangenehm berührt, schien zu überlegen. Dann nahm sie das Kinn vor, blickte von oben auf Mondi hinab und flatterte mit eleganten Flügelschlägen zu ihm hinunter. Sie hielt ihm einen ihrer Füße hin. Er nahm sogleich eine Hand hinter ihre Ferse und küsste die blassroten Zehen mit einer Gier, dass sich Tarabas das nicht weiter anschauen konnte. Er wollte zu Vincent, da kam ihm eine Idee.
»Entschuldigt, wenn ich euch bei eurem Balzen störe.«
»Ich habe grundsätzelich gerade keine Termine zur Verfügung«, erwiderte die Elfe, ohne Tarabas anzuschauen. Mondi ließ sich auch nicht davon abhalten, weiter die Fußpilzzehen der Elfe zu küssen. Er schien Augen und Ohren nur für die Elfe zu haben.
»Aber nur du kannst mir weiterhelfen«, betonte Tarabas und hoffte, sie an ihrer Eitelkeit zu packen. Sie atmete nach einigen Momenten geräuschvoll aus. »Na gut.« Dann tätschelte sie den Kopf von Mondi, der unbefriedigt seufzte, und widmete sich den Fragen Tarabas’ über das Land der Abandonier und seine Kreaturen.
»Ja. Hier gibt es Unmengen an Matschis.«
»Matschis?«
»Ja. So wilde Dings, die alles fressen, was ihnen zwischen die Beißerle kommt.« Sie deutete gen Süden, dort, wo das Gebirge am höchsten und der Gletscher zu einem großen Teil geschmolzen war. »Da gibt es eine Höhle, in der Dutzende Flügelteufel leben. Sie senden ihren Sklaven aus, die Sio… Siamese… eine zweikopflige Wespe halt, um Gestoßene und Samatar in den Wahnsinn zu treiben. Sobald es Nacht wird, schwirren die Flügelteufel aus und holen sich die Halluzidings.« Die Elfe schüttelte bedauernd den Kopf. »Dieses Geräusch, wenn sich die Flügelteufel an den Körpern verfressen. Oder dieses Gejammer der Opfer, bis sie entelich, entelich all ihr Leben aus dem Körper ausgeschnaufelt haben. Schreckelich.«
Tarabas wusste es! Er hatte es immer gewusst, dass hier viel Böses in der Nähe lauerte. »Und was noch? Was weißt du noch von den Bestien hier? Erzähl mir alles ...«
Unter dem Haus der Kräuterhexe lebten mutierte Maulwurfsriesen, die vom Heißhunger getrieben auf Jagd gingen und alles fraßen, was sie unter der Erde über sich auf dem Erdboden erschnupperten. Die Bäume des Waldes hier in der Nähe waren auch allesamt Fleischfresser und ernährten sich von vegetarischen Wildschweinen, aber auch von Abandoniern, die sich dorthin verirrt hatten und in dem See tummelten sich die Urahnen der heutigen Fliegenhaie mit der Größe ausgewachsener Elegraffen. Deshalb war es auch da nur unter größten Gefahren möglich, Wasser zum Trinken zu beschaffen oder ihre Wäsche zu säubern.
Tarabas traute seinen Ohren nicht. Es war schlimmer als gedacht. Sie mussten hier weg, zurück zu Uldin und den Hornissengeneral warnen. Mit dem Heer würde er gegen diese Kreaturen nicht viel ausrichten können. Sie würden von den Flügelteufeln aus der Luft angegriffen und von gigantischen Maulwürfen unter der Erde. Darauf waren sie nicht vorbereitet. Der Mondmann war ebenso eingeschüchtert. Seine Unterlippe zitterte und der Schweiß stand auf seiner Stirn. »Angst!«, stöhnte er. »Angst!« Anscheinend hatte er sich eingenässt, sein urinähnlicher Ausfluss – er rauchte, als würde Mondi kochende Flüssigkeit pinkeln – lief unter den Lagerfeuerhaufen.
Die Elfe spreizte ihre Finger und imitierte damit ein Flattern. Tarabas erinnerte dieses Zeichen an Waldiperts Friedensgruß, der so ähnlich war, und fragte sich, was das zu bedeuten hatte.
Das Zeichen schien Mondi zu erleichtern.
»Guten Morgen«, rief jemand hinter ihnen, noch bevor Tarabas nach der Bedeutung des Zeichens fragen konnte. Es war Saxo von Falkenthal, der Handlanger des Bösen. Er beugte sich aus einem Fenster und
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