Sonder-Edition - drei Romane (Das Mondgeheimnis, Die Gestoßenen, Den Teufel am Hals) (German Edition)
winkte ihnen zu. Die Sorge, dass die Elfe etwas ausgeplaudert haben könnte, war ihm nicht anzusehen. Gut so! Tarabas musste hier weg. Wenn herauskommen würde, was er nun wusste, war er verloren. »Guten Morgen«, rief er freundlich zurück, um keinen Verdacht zu erzeugen. Doch gerade das war verdächtig, schließlich war er in der Nacht unfreundlich gewesen.
Der Ork zog sich zurück und Tarabas musste schnell handeln. Er lief zu der Baracke, in der angeblich Vincent und Sinibaldo genächtigt hatten, und stieg über eine dort angebrachte Leiter ein.
***
Im Inneren der Baracke sah es ähnlich aus wie bei Tarabas zu Hause. An den Wänden hingen Regale aus Ästen und ein Holzbottich für die Körperpflege war auch mit im Raum aufgestellt. Vincent schlief auf einem angehäuften Strohhaufen.
»Wach auf«, flüsterte Tarabas und bückte sich nach dem Tuch, das Vincent um die Hüften geschlagen hatte.
»Maaaunz!«, gähnte Sinibaldo aus dem Schlaf. Er lag neben dem Holzbottich.
Vincent schreckte hoch. Er schnaufte einmal durch und bettete dann den Kopf wieder auf das Stroh. »Lass mich noch ein bisserl schlafen.«
»Wir müssen hier weg! Und zwar schnell.«
»Wieso?«, murmelte Vincent schlaftrunken.
Tarabas warf ihm das Tuch auf die Schulter. »Weil wir in großer Gefahr sind. Ich hab Beweise.«
Das sollte Vincent aufschrecken. »Beweise?«, murmelte er. »Von was?«
»Je mehr Zeit wir vergeuden, desto größer die Gefahr. Vertrau mir einfach und komm.«
»Oh Mann, du bist echt nervig ...«
Tarabas packte Sinibaldo, Vincent mühte sich auf die Beine. Tarabas zog ihn mit und sie verließen die Baracke.
Der Mondmann hechelte der davonflatternden Elfe hinterher. Sie triezte ihn und hatte anscheinend Spaß daran, ihn umherzuscheuchen. Tarabas kümmerte sich nicht weiter darum. Sie ließen die Siedlung hinter sich und liefen direkt auf den Verdammus-Pass zu.
»Tarabas?«, rief Vincent hinter ihm. »Von welchen Beweisen redest du? Und von welcher Gefahr?«
»Wir haben keine Zeit zum Reden.« Tarabas passierte den Felsbrocken, an dem sie gestern noch gelehnt hatten.
»Wenn ich da raufgehe, bin ich tot!«
Tarabas sah zurück, Vincent war entschlossen stehen geblieben. »Wo sind deine Beweise?«
Also kehrte Tarabas um und erzählte, was die Elfe verraten hatte. Von den Maulwurfsriesen, den elegraffengroßen Fischen und anderen Monstern.
»Aha, und das glaubst du ihr?«
»Ja. Natürlich. Das hat sie sich doch nicht aus den Fingern gesogen.«
»Hat die Elfe am Schluss das hier gemacht?« Vincent flatterte mit den Fingern und imitierte das Zeichen, das die Elfe tatsächlich gemacht hatte.
Tarabas nickte langsam, ahnte, dass da etwas nicht stimmen konnte. »Ja, so was Ähnliches. Ist das tragisch?«
»Gib her«, sagte Vincent und gab Tarabas zu verstehen, dass er Sinibaldo damit meinte. Mit dem Maulwurf auf dem Arm ging er zurück zu der Barackensiedlung.
»Wo willst du hin?«, rief Tarabas hinterher.
»Das ist das Zeichen, dass sie dich nur verarscht hat.«
»Verarscht?« Tarabas verspürte den Drang, der Elfe die Flügel auszureißen. Er holte Vincent ein, packte ihn am Arm und hielt ihn zurück.
»Und wenn es trotzdem stimmt? Vielleicht ist es der Elfe nicht klar, was hier vor sich geht?«
Vincent ließ seine Schultern hängen. »Hier!« Er übergab Tarabas den Maulwurf. »Ich schau mich um.«
»Aber …«
Vincent stapfte davon, ohne sich auf ein Gespräch einzulassen.
Sollte er ihm hinterher? Ihm das ausreden? Als Vincent in der Ferne verschwunden war, machte sich Tarabas auf den Weg zur Meerjungfrau.
***
Auf dem Weiher trieb eine Seerose. Ein Zitronenfalter landete darauf. Tarabas schaute in die Tiefe, ohne Mazelina zu sehen.
»Hallo? Bist du da?«
Da tauchte Mazelina auf. Sie bemerkte den Maulwurf.
»Was ist denn das für ein niedliches Kerlchen?«
»Das ist Sinibaldo.«
»Na, Sinibaldo, du bist aber ein knuffiges Kerlchen.« Als sie den Maulwurf streicheln wollte, maunzte er ängstlich. Es war ihr anzusehen, dass sie das traurig machte.
»Hey«, meinte Tarabas und hob Sinibaldo wieder auf seinen Arm. »Das musst du nicht persönlich nehmen. Der ist immer so zu Fremden.«
Sie lächelte, während sie der Zitronenfalter umflatterte. »So gefühlsklotzig bist du nicht.«
»Nein, das bin ich nicht, oder?« Die Frage war an Sinibaldo gerichtet. »Maunz?«
»Was treibt dich zu mir?«, fragte Mazelina. Die Braue des noch heilen Auges hatte sie hochgezogen. Er zögerte.
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