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Sonder-Edition - drei Romane (Das Mondgeheimnis, Die Gestoßenen, Den Teufel am Hals) (German Edition)

Sonder-Edition - drei Romane (Das Mondgeheimnis, Die Gestoßenen, Den Teufel am Hals) (German Edition)

Titel: Sonder-Edition - drei Romane (Das Mondgeheimnis, Die Gestoßenen, Den Teufel am Hals) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan M. Fischer
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Wir fliehen, das ist unsere einzige Chance.«
    Nach einer kurzen Diskussion stellte sich mehr und mehr heraus, dass es nur bei Tarabas und Rodelinda Sinn hätte, zu fliehen. Vincent war Kriegsverbrecher, Goncko kein Drache mehr, alle anderen waren verstoßen worden und würden in Samata keine Heimat finden.
    »Kind! Du musst mit Tarabas gehen«, sagte die alte Hexe zu Rodelinda und Tarabas dachte bei sich, dass mit ihr an seiner Seite die Gewissensbisse ertragbar wären.
    »Niemals!«, rief sie. »Lieber sterbe ich.«
    Nur nicht persönlich nehmen, dachte Tarabas und fügte ihrer Aussage ein »Wir könnten euch nicht zurücklassen« hinzu. »Dann eben gemeinsam in den Tod!« Er klopfte auf Vincents Knie und meinte zu ihm: »Seite an Seite. Wie wir es uns geschworen haben.«
    »Ich mag nicht enden«, schluchzte die Elfe und krallte sich so fest in Gonckos Oberschenkel, dass ihre Fingerkuppen grün hervortraten und der Zwerg die Zähne zusammenbeißen musste.
    »Vielleicht finden wir noch eine andere Möglichkeit«, sagte der Ork. »Und nun spiel!« Die Aufforderung galt Birinus, der ihr augenblicklich folgte.
    Der Maulwurf maunzte.
    »Sinibaldo will, dass wir zur Melodie singen«, sagte Waldipert und Tarabas erinnerte sich, dass der Untote ja mit seiner Gundiperga die Maunzsprache durch seine Katzen gelernt hatte.
    »Dann singen wir eben«, meinte der Ork und stimmte ein Lied an, das zu Birinus’ Spiel harmonierte. Währenddessen kramte Rodelinda einen Tiegel aus ihrer Tasche und befüllte ihn mit Wasser vom Weiher. »Könntest du mir das bitte in Tinte verwandeln?«, fragte sie Tarabas.
    Er murmelte, nachdem er ihr den Gefallen getan hatte, dass das nichts mit Größe zu tun hat, sich Uldins Heer zu stellen. »Vielleicht können wir ja doch gemeinsam fliehen?«
    »Ich kannte einen aus deiner Zunft, der wirkliche Größe hatte«, rief der Ork zu Tarabas.
    »Ah ja?«
    Und so wollte der Ork die Geschichte von Samatas einzigem Glasalchimisten erzählen.
    »Das war sein Vater«, meinte Vincent überrascht und Tarabas ärgerte sich maßlos über diese unbedachte Aussage. Jetzt würde er sich auch noch die Häme anhören dürfen, weil der Ork erzählen würde, wie feige sein Vater damals geflohen war und seine Kameraden einfach in Stich gelassen hatte.
    »Das war dein Vater?«, hakte der Ork nach. »Erzähl doch mal«, drängte die Hexe und alle anderen warteten angespannt.
    »Ja, ja. Ich kenne die Geschichte.«
    »Du bist bestimmt mächtig stolz auf ihn«, bemerkte Saxo von Falkenthal.
    »Weil er ein Feigling ist?«
    »Ein Feigling? Weil er sich gegen seine Kameraden gestellt hat?«
    »Im Stich hat er sie gelassen«, zischte Tarabas und stand auf. Er wollte sich nicht bloßstellen lassen und war dabei, zu gehen, als ihn der Ork bat, sich zu setzen. »Anscheinend ist dir da etwas Falsches zu Ohren gekommen. Oder du hast da etwas missverstanden. Jedenfalls habe ich höchsten Respekt vor diesem Glatzköpfler, der sich auf die Seite eines Schwachen und gegen seine Kameraden gestellt hat, die im Unrecht waren.«
    »Auf die Seite eines Schwachen? Nennst du eine Vielzahl an Orks Schwächlinge?«
    »Nein.«
    »Und was hat er dann schon Großes getan?«
    »Setz dich und hör mir zu.«
    Bevor der Ork mit dem Erzählen begann, spürte Tarabas wieder übergroß den Wunsch, als der größte Krieger von Samatas einzugehen. An Flucht verschwendete er in diesen Momenten keinen Gedanken.
    Dann erzählte Saxo von Falkenthal, dass er damals den Lockvogel spielen musste. Er tat so, als würde er sich waschen, als ihn etliche Glatzköpfler umzingelten. »Das gibt ein Schlachtfest«, grölten sie, bis sich Tarabas’ Vater gegen seine Kameraden und auf die Seite des Orks stellte. „Ein Kampf wäre unfair, der Ork ist allein“, waren seine damaligen Worte. Sie wollten nicht auf ihn hören, bedrängten ihn, erhoben die Waffen. Dann kamen die Orks und waren den Glatzköpflern um ein Vielfaches überlegen. »Es hätte auch für deinen Vater keine Gnade gegeben, daher hab ich ihn bewusstlos geschlagen und mich auf ihn geworfen. Nur so konnte ich sein Leben retten. Ich ließ ihn liegen und hab mich seit jeher gefragt, was mit ihm geschehen ist …«
    Tarabas hatte immer gedacht, dass sein Vater ein elender Feigling war. Wie leid es ihm tat. Es herrschte benommene Stille, dann nahm Tarabas die Flöte an sich und spielte ein Lied für seinen Vater. Er schloss die Augen, während er spielte, und legte all seine gerade entdeckte Liebe in die Melodie.

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